Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Donnerstag, 29. Juni 2006
Schwerwiegende Beschwerden aus meinem Bücherregal

Don wirft ein Stöckchen und möchte wissen, ob sich Bücher in meinem Besitz finden, die kaum bis nie gelesen in der Ecke vor sich hinstauben. Trotz Umzugs-Entrümpelung meiner Bücherregale vor ein paar Monaten, fanden sich doch noch einige Bücher, die vom Scheitern der Beziehung zwischen Leser und Autor erzählen:

Arno Geiger - Es geht uns gut
(S.21)
Hab ich jetzt fünfmal angefangen. Ich entschlummere immer so ab Seite 21. Ich habe tatsächlich in größeren Abständen fünfmal den Anfang von „Es geht uns gut“ gelesen. Weiter schaffe ich es nicht. Die Dichte der Sprache, das Set, die Protagonisten, alles zieht mich in den Schlaf. Aber: Deutscher Buchpreis! Was mach ich falsch? Und: lohnt Kaffee?

Axel Hacke - Das beste aus meinem Leben
(S.56)
Was habe ich mit dem Leben von Axel Hacke zu tun? Das ist so derartig uninteressant, süßlich-semikomisch geschrieben, simpelste, schulterklopfende Alltagspolemik mit Augenzwinkereffekt, die einfach nur Leben beschreibt ohne etwas zu erzählen. Ist ja ein riesen Hype, soll wohl jetzt auch verfilmt werden. Ich glaube Axel Hacke ist der Max Goldt für Spießer. Das Buch hat mir meine Mutter geschenkt, mit den Worten: „der schreibt so goldig“ Mutter hat recht.

Florian Illies – Anleitung zum Unschuldigsein
(kreuz und quer, dann weg.)
Florian Illies hat sich irgendwann mal überlegt, das es so etwas wie kollektive Momente des schlechten Gewissens geben müsse. Darüber hat er dann schnell ein Buch geschrieben. Das ist schade, denn er irrt, es gibt kein kollektives schlechtes Gewissen. Das schlechte Gewissen ist so unterschiedlich wie die Menschen die es drückt. Ich zum Beispiel habe kein Problem Tramper im Regen stehen zu lassen, ich hänge an meinem Leben und möchte im Auto lieber Musik hören statt Tramper. Auch besuche ich reinen Gewissens Restaurants, sogar ausländische und die Schamesröte will mir nicht ins Gesicht steigen, wenn sich chinesische Kellnerinnen vor mir verbeugen. Müll trenne ich nie, das gibt der Gemeinschaftseimer im Hof einfach nicht her. Rosenverkäufern schmettere ich immer ein herzliches: “Nein danke, wir streiten gerade“ entgegen, nie habe ich eine Rose gekauft und doch schon oft die Liebe gekostet. Ich ernähre mich auch ständig falsch, dabei frage ich nie mein Gewissen, sondern stets meinen Geschmack, ob es denn recht ist. Ein Lebenshilfebüchlein für chronisch verhuschte Menschen ohne Selbstwertgefühl, die sich mit hochroten Köpfen von Gewissensbiss zu Gewissensbiss hangeln.

Freche Weihnachtsbengel – diverse Autorinnen
(S.0)
„Mit Punschtrinken und leckeren Plätzchensünden vertreiben wir uns die Adventszeit und zählen die vierundzwanzig Türchen, bis wir uns endlich ins kleine Schwarze werfen und den feschen Weihnachtsmann begrüßen. Da ist zum Beispiel der attraktive Sportstudent Jens, der als Weihnachtsmann seine Kasse aufbessert und bei seinem ersten Besuch gleich in den Armen von Laura versinkt, oder Stefan, der seine Barbara mit einem ganz besonderen Geschenk überrascht. Erfolgsautorinnen erzählen von frechen Weihnachtsbengeln, die uns das Fest der Liebe versüßen.“
Das habe ich zu Weihnachten von meiner Großtante bekommen. Warum soviel Hass?

Spanisch für Urlaub und Alltag
(S.0)
Jetzt aber! Und dann noch mal Arno Geiger mit Espresso.

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