Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Donnerstag, 3. Januar 2008
Buchregal 2007 (Belletristik/Kochbücher)

Nun also das allerletzte Jahresendstöckchen: das Buchregal 2007 wird besichtigt. Ich habe Belletristik und Kochbücher gesondert aufgeführt, die Reihenfolge und Platzierung der Bücher ist, zusätzlich zu den kurzen Kritiken, durchaus auch als Zeichen der Wertschätzung zu verstehen. Insgesamt gilt aber: was hier aufgeführt ist, war schon sehr prima. Die Auflistung von Strandlektüre oder überschätzten Bestsellern (Die Chemie des Todes, arrgh!) erspare ich mir.

1. Susanne Kippenberger „Kippenberger-Der Künstler und seine Familie“

Dieses Buch hat mein Leben verändert (Premiere!). Ich habe die Kunst für mich wiederentdeckt und gelernt keine Angst mehr zu haben. Schon gar nicht vor der Meinung anderer Leute.

2. Guy Helminger „Morgen war schon“

Mein Buch des Jahres. Helmingers neuer Roman „Morgen war schon“ erzählt die Geschichte dreier Generationen in Köln, von den 50er Jahren bis zum Jahre 2005. In der ihm eigenen kraftvollen Bildsprache erzählt der gefeierte Suhrkamp-Autor diese Geschichte, hochkomisch und tieftraurig. Ich freue mich sehr, dass wir Guy Helminger für die Januar-Ausgabe unserer Lesereihe gewinnen konnten.

3. Tex Rubinowitz „Das staubige Tier - über Wien und unter Wien“

Lesebefehl. Auch wenn Sie nie nach Wien fahren. Wenn Sie in Wien leben sowieso.

4. Finn-Ole Heinrich „Räuberhände“

Mit seinem Romandebüt empfiehlt sich Finn-Ole Heinrich einmal mehr als eines der großen literarischen Talente der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.

5. Michael Weins "Krill"

Michael Weins Sprache ist klar und deutlich, ohne Schnörkel, ohne literarische Gespreiztheit. Genau darum sind Weins Kurzerzählungen um so wuchtiger und direkter. Die Geschichten tönen komisch, traurig, absurd, skuril,böse…die thematische Bandbreite beeindruckt, sogar ein Märchen ist dabei. Auf diesem Niveau steht der Renaissance der Kurzgeschichte in deutschen Verlagshäusern nichts mehr im Wege.

6. Wolfgang Herrndorf „Diesseits des Van-Allen-Gürtels“

Mindestens drei der sechs Erzählungen sind meisterhaft.

7. Olaf Karnik, Helmut Philipps „Reggae in Deutschland“

Das Buch habe ich hier ausführlich besprochen.

8. Matias Faldbakken (Hinrich Schmidt-Henkel) „The Cocka Hola Company“

SkandinavischerAnarcho-Porno, sehr lustig.

9. Lou A. Probsthayn „Der Benutzer"

Skuriler „Krimi“ aus Hamburg bei dem ein bekanntes Internet-Auktionshaus die Hauptrolle spielt.

10. Alex Kapranos (Axel Henriki) „sound bites“

Der "Franz Ferdinand" Sänger erzählt vom Essen auf Tour, lecker für zwischendurch.

11. Birgit Utz „Weggefahren“

Der Konflikt zweier ungleicher Schwestern. Hat mich berührt, mochte ich sehr.

12. Friederike Moldenhauer & Tina Uebel (HG.) „Sex ist eigentlich nicht so mein Ding“

Die Anthologie liefert überwiegend starke Texte zur schönen Überschrift.

13. Peter Kruck „Alcohol-alles, was Sie darüber wissen sollten"

Macht selbst nüchtern großen Spaß.

14. Jürgen Albertsen „Rotes Curry“

Zwölf Kurzgeschichten, literarisch, gegenwärtig, ungekünstelt.

15. Urs Augstburger „Graatzug“

Schwere Kost, die Lesung war wunderbar.

16. John von Düffel „Beste Jahre"

Die Geschichte eines Kinderwunsches deprimiert.

17. Uwe Fleckner „Kunst in der Stadt Hamburg. 40 Werke im Öffentlichen Raum“

Es gibt viel zu entdecken in diesem bebilderten Buch und an der nächsten Straßenecke. Die begleitenden und erklärenden Texte sind wissenschaftsworthülsig, kompliziert bis anstrengend geschrieben, ermüdend. Schade, eigentlich ein tolles Projekt.

Kochbücher 2007

1. Dieter Müller „Dieter Müller“ (Fotos: Luizia Ellert)

Dieter Müller ist für mich der beste Koch Deutschlands. Er erfindet sich immer wieder neu, immer auf höchstem Niveau, er ist freundlich, bescheiden, klug und von großer Herzlichkeit. Das Buch wird seiner Person und seiner Küche gerecht.

2. Jamie Oliver „Genial italienisch“ (Fotos: David Loftus, Chris Terry, Peter Begg)

Jamies schönstes Kochbuch bislang.

3. Sarah Wiener „Die kulinarischen Abenteuer der Sarah Wiener

Sie können von Sarah Wieners Kochkünsten halten was Sie wollen, die ARTE-Serie zu Wieners Reisen durch Frankreich war das unterhaltsamste und kulinarischste Stück Fernsehen im vergangenen Jahr. Gibt es auf zwei DVDs mit Kochbuch, darin alle Rezepte die Sarah Wiener bei den französischen Köchen mitgeschrieben hat.

4. Jamie Oliver „Natürlich Jamie“ (Fotos: David Loftus)

Super! Neben den Rezepten erklärt Jamie die Aufzucht von Gemüsen, Obst und Kräutern im Garte, auf dem Balkon und sogar auf dem Fensterbrett. 2008 baue ich selber an!

5. Juan Amador „Tapas-das Kochbuch“ (Fotos: Wonge Bergmann)

Als ganz junger Bub habe ich mal neben Juan Amador gekocht. Jetzt erfreue ich mich seiner sensationellen Karriere. Die Bildsprache des Buches und die Rezepturen geben die Experimentierfreudigkeit Amadors trefflich wieder.

6. Teubner „Deutsche Küche“ (Fotos: Westermannstudios)

Das Buch habe ich hier besprochen.