Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Montag, 6. November 2006
Herr Paulsen geht aus. DJ Kollektiv BalkanBeats im „Knust“

Hohlwangige Slawenschönheiten trinken Schnäpse wie Wasser und stürzen wieder auf die Tanzfläche, der ganze Saal ist eine Tanzfläche, Umfallen unmöglich. Kondenswasser glitzert im Diskokugellicht, der Balkan tobt, Derwisch & Pogo zum rasenden Beat. Seufzende Roma-Geiger und flirrende Kletzmer-Klarinetten, post-jugoslawischer Ska, Metalgewitter mischen sich mit orchestraler Energie. Die Menge ist textsicher, Schreiing at the Diskothek. Begeistert wird eingezählt und aufgesprungen, wenn die Bläser einsetzen, scheinbar grenzenlos die Musik, zum Sirtaki bilden sich sofort Großgruppen von Fremden die gemeinsam das Tanzbein schwingen und selbst Madness werden einfach mal eingemeindet. Das Hamburger „Knust“ brennt und die Veranstalter vom „Datscha Projekt“ sind zu preisen, für diese lautstarke Sensation.
Der Bosnier Robert Soko kam in den Frühen Neunzigern nach Deutschland und gründete für sich und andere Exilanten in Berlin die Heimweh-Disko BalkanBeats, mittlerweile weltweit erfolgreich. Umjubelte Auftritte in New York, Nominierung bei den MTV Music-Awards und zwei CD-Compilations später, geriet ich rein zufällig Samstagnacht auf diesen bedingungslos energetischen Dance, der jede Russendisko zum Tanztee degradiert und ich muss gestehen, dass ich in den vergangenen Jahren keinen Dancehall besucht habe, der auch nur annähernd eine derartig begeisterte Raserei hervor rief. Ein Abend in Gold, ein Abend zum Einrahmen und nass geschwitzt blicke ich ausnahmsweise mal neidisch nach Berlin, der Heimat von BalkanBeat, dort findet das Wunder zweimal im Monat im Mudd-Club statt.

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