Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Samstag, 4. November 2006
Mein Web 2.0 - mein Dorf

Gut, ich gehöre wahrscheinlich nicht so richtig zur Zielgruppe des Web 2.0. Das merkt man schon daran, dass ich neulich in einer Radiosendung das Buch „Wir nennen es Arbeit“ von Friebe und Lobo mit den Worten anpries, dieses Buch liefere eine umfassende Bestandsaufnahme der Möglichkeiten des Web 0.2. Niemand widersprach.

Gut, auch ich nutze die Möglichkeiten. Freue mich über die Einblicke in Gedanken und Leben anderer, freue mich über die Aufmerksamkeit, freue mich über schnellen Zugriff auf so ziemlich alles. Bewege mich in gebündelten Gruppen von Gleichgesinnten, bin mit vielen Menschen mittlerweile sogar privat verlinkt und schätze den kreativen Input einiger weniger Menschen. Nicht, dass nur wenige mich erreichen würden, allein, es fehlt die Zeit sie alle zu finden und zu lesen. Schade ist das, insbesondere, wenn das, was schnell zu finden und viel geklickt ist, meistens nicht für mich gemacht scheint. Die „Witzischkeit“ der Internetsendung „Ehrensenf“ z. B., erschließt sich mit nicht und YouTube, die ja bald das Fernsehen ablösen sollen wie man hört, sind ein bunter Krabbeltisch in dem ich nur was finde wenn andere mir das zeigen. Gestern schaute ich mir mal die zehn meistgesehen Videos aller Zeiten auf YouTube an. Platz eins: ein Mann der tanzt (Evolution of Dance). 35 Millionen Menschen haben das angeklickt. Dabei sähe ich die Ablösung des Fernsehens wirklich gerne!

Ganz schlimm wird es, wenn ich selbst kreativ werden will. Die Technik wird ja immer benutzerfreundlicher! Ich bin aber Technikdepp und alleine das einsprechen eines Textes zur Veröffentlichung als Podcast, kostet mich ca. einen Tag. Nicht, dass der Text so lang wäre, nein, ich bekomm den Wortbeitrag einfach nicht ins Netz. Das ist meine Schuld, ich bin zu doof und es fehlt an Zeit und Muse. Noch doofer: zur Zeit arbeiten wir fieberhaft an der Erstellung eines Blog für unsere Lesereihe. Darin gäbe es dann alles! Mitschnitte, Musik, Filme, Fotos, ach herrlich. Leider ist schon das Layout ein riesen Problem, denn Computer sind doof und arbeiten nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit. Oder im Rahmen unserer Möglichkeiten. Wären wir Programmierer. Hätten wir keine Brotjobs.

Mühsam ist das Web 2.0 für jene, die sich schon jetzt jeden Blogbeitrag vom Munde absparen müssen und klein bleibt die digitale Welt für alle, die sich nur bedingt in den Schnittmengen digitaler Content-Begeisterung finden. Für die bleibt Web 2.0 ein Dorf, rundrum ein Zaun aus Blogroll und Flickr-Contact-List. Das ist eigentlich das Schlimmste. Es gibt soviel lesenswertes, sehens- und hörenswertes da draußen, ich weiß das, das macht mich ganz wuschig, doch die Weltreise dauert und so bleibt die Hoffnung, das die anderen Dorfbewohner Schönes von Ihren Reisen verlinken. Danke dafür!