Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Freitag, 8. September 2006
Herr Paulsen schreibt einen Brief. Heute: an das Frischeparadies Goedecken


So geht es doch auch!

Moinmoin, Frischeparadies Goedecken,

Ihr seid ja nun mal „Deutschlands größter Spezialmarkt und Lieferant für feinste Lebensmittel“, und das sieben Mal in Deutschland, da kauf ich natürlich auch gerne ein! Allein Eure begehbaren Kühlhäuser, Knaller, jetzt mal echt! Und selbst das Bezahlen macht Spaß, alles so elektronisch, mit leise surrenden Kontoauszugsdruckern. Beim Anstehen an der Kasse, kann man auch prima Leute kucken, denen Geld egal ist, weil sie genug davon haben. Immer wenn ich denke, ja Mensch, Deutschland geht es schlecht, dann fahr ich Samstagvormittags zu Euch und stell mich ein bisschen an der Kasse an. Und da geht so einiges! Kaviar satt, Wintertrüffel, Gänsestopfleber und Menschen die sich mit der Hand an die Stirn schlagen und rufen: „Hach, der Champagner reicht nicht, Friedhelm, hol doch noch mal sechs Flaschen!“. Selig-satte Elb-Vorortler die dann die Einkäufe nicht in Ihre kleinen Sportwagen bekommen, „Cordula! Ziehen, nicht drücken!“

Geschmälert werden die Einkaufswonnen nur durch diese spießigen Einkaufsbon-Überprüfer, die stundenlang jeden Posten durchgehen, weil sie aufs Geld schauen müssen und dann den Preis für Porree ausdiskutieren wollen. Furchtbar, die müssen eben zum Sparmarkt, wenn sie sich das nicht leisten können!
Na und gestern, da steh ich da so mit der Liebsten und wir machen gerade das Band richtig voll mit Ware, Abends Gäste, da lassen wir uns nicht lumpen. Als die Kassiererin, dann erschöpft den Scanner weg gelegt hat und als sie uns dann den Preis genannt hat, da hab ich aber mal blöd gekuckt. Erst auf die Ware, dann noch mal auf den Computerausdruck und dann in den Geldbeutel. So gut geht es Deutschland dann ja doch nicht.

Den ganzen Verkehr haben wir aufgehalten und mal den Bon überprüft, das war „so ein Gefühl“. Und mit unserem Gefühl geht es ganz gut, haben wir festgestellt und das Ihr uns statt 2 Baguette einfach mal 21 Baguette berechnet habt und statt 2 Bechern Mascarpone durfte ich gleich 21 Becher bezahlen. Insgesamt 59 Euro zuviel bezahlt. Klar hat die Kassiererin gemurrt und immer so mit den Augen gerollt, weil sie jetzt die Kasse schließen und mit uns ins Büro musste. Auch die Elb-Vorortler waren ungehalten, wird ja alles schlecht, die schöne Ware, beim Warten. Tut mir leid. Verstehe ich. Auch dass sich die Kassiererin nicht entschuldigt hat für den versuchten Raub, ach egal. Nur die Begründung für den Fehler, die hat mich dann doch verblüfft. Ja, ich hab schüchtern nachgefragt und die Kassiererin hat mir das in Ruhe erklärt: „Die spinnen immer, die Computerkassen.“ Ach, das passiert öfter? „Ständig.“

Sach ma, Frischeparadies Goedecken, noch ganz frisch oder was? Spendet Ihr eigentlich den so eingenommenen Mehrwert an die armen, hungernden Negerkinder in Afrika? Oder spart Ihr das Geld für eine neue Computerkasse? Bis zur Klärung dieser Fragen, kaufen wir jedenfalls nur noch im Sparmarkt.

Geht am Wochenende für 59 Euro Party machen,

Bonprüfer Paulsen