Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Dienstag, 1. August 2006
„...und Manu Chao der Arsch denkt jetzt, ich bin loco oder leicht zu haben!“ Louisa erzählt.

Wenn Louisa kommt, dann hört es das ganze Dorf. Lousia hupt immer schon unten in der Kurve, bremst den Smart abrupt vor der Toreinfahrt ab und statt zu klingeln brüllt sie: „Oooolllaaaaa!“ über den Zaun. Einmal die Woche kommt Louisa und bringt uns neue Requisiten für die Fotoaufnahmen. Sie bekommt ca. 93 Plastikschlabbertaschen voll Geschirr in ihrem Auto unter, wie sie das macht ist ihr Geheimnis, denn Louisa selbst braucht schon mächtig viel Platz im Kleinwagen. Dann folgt die Begrüßung, der ich stets mit Sorge entgegen sehe. „Poalseeen!“, ruft Louisa, breitet ihre mächtigen Arme aus und mein zarter Körper verschwindet für kurze Zeit in Louisas Dekollete, Louisa riecht nach Zitrone, dann gibt es einen dicken Kuss auf jede Wange. Sie schiebt sich die Sonnenbrille in ihre dunklen Locken, verschwindet zur Hälfte wieder im Smart, der ganze Wagen wackelt, Louisa reicht Tüten raus und gibt Kommandos, wie und wohin alles zu bringen sei. „Poalseeen, be carefull or I have to kill you!“

Während Louisa im Studio auspackt, spricht sie ununterbrochen in einem ganz wunderbaren Englisch. Zu jedem ausgesuchten Stück gibt es eine ausgesprochen lange Geschichte, die Arbeit in unserem Fotokloster ruht für Stunden, wir hören andächtig zu. Louisa ist eine dunkle Schönheit, mit hohen Wangenknochen, wachen, braunen Augen und trotz ihres erheblichen Übergewichtes, sieht Louisa klasse aus. Sie schwitzt auch nie, höchstens Zitronenlimo. Sie lacht sehr viel, eigentlich immer, umso überraschter war ich, als sich heute ihre Miene während des Auspackens verfinsterte. „Manu Chao! Mach das aus!“, schimpft sie und jetzt hör ich es auch, aus den Studiolautsprechen bongobongt es leise. Fragend kucke ich Louisa an, die schüttelt theatralisch die Mähne: „Dark remember!“. Jetzt wollen wir es aber genau wissen. Man muss Louisa nicht lange bitten.

Vor ein paar Wochen also, da spielte Manu Chao irgendwo in Barcelona ein Geheimkonzert. Geheimkonzerte macht der dauernd, der wohnt ja hier und Geheimkonzert, das sieht dann so aus: 250 Leute in einem Club in den normalerweise 80 Leute reinpassen und vor der Tür stehen dann noch mal 300 Leute und kucken beleidigt. Also so was von supergeheim! Louisas Freund arbeitet bei einem Radiosender und soll da hin, den Herrn Chao interviewen. Louisa geht es nicht so gut an diesem Abend, die Hitze und dann auch noch „Woman-Problem“ also sie ist ein bisschen wackelig auf den Beinen, kommt aber mit. Uiuiui! Schon während des Konzerts muss Louisa sich mal zwischendurch ein bisschen hinlegen, dreht eine Runde um den Block, es wird nicht besser. Manu Chao spielt sich ins Fieber, „Tres hours!“ und Louisa hat schlechte Laune. Aber Job ist Job und Louisa will ihren Süßen nicht allein lassen, bei den ganzen dürren, euphorisierten Weibern da in dem Club. Geht dann auch brav noch mit Backstage, eine Kammer in der sich Leergut stapelt und da sitzt auch Manu Chao auf einer Weinkiste und lächelt freundlich. Irgendwer schiebt Louisa nach vorn, hallo ich bin Manu Chao. Das Letzte woran sich Louisa erinnert, ist die Wollmütze von Manu Chao, „ridiculous and unacceptable, I mean it was so hot!“ dann gibt sie Manu Chao die Hand, die ganze Bude dreht sich und Louisa fällt übergangslos in Ohmacht, die Hand von Manu Chao noch in der ihren. „Best part was, I didn´t hear the laughter.“ Louisa erwacht im Hinterhof des Clubs, ihr Süßer wedelt ihr mit einem Konzertplaner Luft zu. Sie will sofort noch mal rein, was klarstellen, aber ihr Süßer verbietet es. Interview war auch nicht mehr, rein ins Taxi und Heim, das ist Liebe, sagt Louisa und: „Manu Chao der Arsch denkt jetzt ich bin loco oder leicht zu haben!“ Pfffft!, macht Louisa, reißt den nächsten Karton auf und sagt: „Seht mal, was für fantastische Unterdecken ich für Euch gefunden habe! „