Dem Herrn Paulsen sein Kiosk |
Dienstag, 29. November 2005
Literatour
herr paulsen
10:17h
Das wird ja immer besser mit meiner Woche der Zwangsarbeitslosigkeit! Gestern habe ich im Park die Raben gefütterte, andere Vögel waren leider nicht da. Später habe ich so rumgedacht und da ist mir aufgefallen, das ich ja jetzt nicht nur Tagesfreizeit habe, sondern mir auch sämtliche Nächte zur freien Verfügung stehen. Wer nicht schon früh am Morgen, ordentlich gekämmt und frisch geduscht freundlich sein muss, dem gehört die Nacht! Tanzen war ich Samstag, da hab ich alles gegeben, das muss ich nicht schon wieder haben, der Muskelkater schmerzt noch stark. Bleibt die Kultur. Kurz in örtlichen Programmheftchen geblättert und schon ist in den nächsten Tagen für nächtliche Zerstreuung bestens gesorgt. Heute Abend zum Beispiel werde ich zum ersten Mal seit über einem Jahr auf dem Hamburger Poetry Slam auftreten. Ich ahne schon jetzt, dass das die zweite schlechte Idee in dieser Woche ist, gleich nach der Sache mit den alten Tagebüchern. Der Slam findet im Molotow statt, der zwar vorgibt ein Club zu sein, in Wirklichkeit aber eine finnische Sauna , in der sich überwiegend minderjährige Dichter, bei Temperaturen um die 100 Grad einen erbitterten Wettstreit um drei farbige Pferdeschleifen liefern. Das muss man sich nicht antun, ich schon, ich hab ja Zeit! Mittwoch wird dann im Literaturhaus der Literaturpreis der Stadt Hamburg verliehen. Da muss man nicht hin, ich schon, ich hab ja Zeit! Da sitzen verbitterte Schreiber, die auch dieses Jahr nichts gewonnen haben, lauschen im festlich illuminierten Saal den Siegertexten und beweinen ihr unerkanntes Genie beim von der Kulturbehörde gesponserten Wein. Sonst sind noch die Preisträger da, die übrigen Gäste „arbeiten im Literaturbetrieb“. Ich feige Sau hab natürlich nichts eingereicht, ich hab gut trinken. Der Wein ist wirklich jedes Jahr von Kennerhand ausgewählt und ich greif immer zu, wenn die Kulturbehörde was ausgibt! Verdienen muss man sich den Wein trotzdem, der Veranstalter droht: Die Lesung, auf die diese Woche bitte auch Menschen gehen sollten die schon früh am Morgen ordentlich gekämmt und frisch geduscht freundlich sein müssen, die findet am Donnerstag statt. Da ist Weltaidstag und Lyssa ruft zum „red hot blog“ zugunsten der Aidshilfe. Vorgelesen wird ab 20 Uhr im Weißen Raum in der Poolstraße 21 und zwar von Ina Bruchlos, Eric Hegmann und der Gastgeberin Lyssa selbst. Ich liebe die Texte von Ina Bruchlos und Lyssa, sicher werde ich auch Eric in mein Herz schließen und das sollten Sie, liebe Leser/innen auch. Zumal Hamburg in diesem Jahr sehr stark klar gemacht hat, das Aids „nicht mehr so das Thema“ ist: für die großen Aids-Gala wurden im Vorverkauf genau 34 Karten verkauft, die Gala findet also dieses Jahr schon mal nicht statt. Ausführliche Infos zu red hot blog gibt es hier. So und ich mache jetzt...äh..den Balkon winterfest!
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