Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Mittwoch, 17. August 2005
Herr Paulsen schreibt einen Brief. Heute: an die Qualitätsmetzgerei W. Brandenburg, Tillman´s Fleisch & Convenience GmbH und die Minimal/Rewe-Gruppe


(Tillman´s Maître Hack)

Mahlzeit,

ich weiß jetzt nicht wenn von Euch Dreien ich als erstes in die Pfanne hauen soll, aber Eure Schweinenackensteaks in Kräuteröl, die hau ich mir sicher nicht mehr in die Pfanne. Gestern, da hatte ich so richtig Fleischeslust und stürmte nach der Mühsal eines harten Arbeitstages in den Minimal-Markt, fünf Minuten vor Ladenschluss. Viel war nicht mehr da, aber doch ein Beutelchen eingeschweißte Nackensteaks in Kräuteröl. Kauf ich sonst nie, ich kann Fleisch selber marinieren, aber in der Not..., na Ihr wisst schon.

800 g Nackensteaks, das sind vier-fünf Steaks, die ihr in zwei Stapeln eingeschweißt hattet. Dachte ich. Zuhause zerfiel die zwei Stapel-Bastelarbeit aber in exakt neun dünne Lappen. Irritiert kramte ich noch mal die ölige Packung aus dem Müll, nö, kein Hinweis auf Schabefleisch oder Döner. Nackensteaks, stand da.
Ich kann ja kochen, also wusste ich schon, das wird schwer mit den luftigen Lappen. Ich also zwei Pfannen aufgestellt und ordentlich heiß werden lassen, damit die hauchdünnen Dinger mir nicht auswässern. Rein in die Pfanne, zisch, und schon nach 30 Sekunden kündete weißer Eiweißauswurf auf grauem Kochwasser schwimmend das Ende der Garzeit.
Diese Tiere sind zweimal gestorben.

Bevor also die Liebste und ich uns an den Abendbrottisch setzten um grüne Bohnen und Röstkartoffeln mit Kräuterbutter und ohne Fleisch zu genießen, hab ich die Kamera geholt und ein Foto für Euch gemacht:

Das da oben, behaupte Ihr, ist ein Nackensteak. Ihr müsst jetzt stark sein, Ihr irrt, es sind 34 g Knorpel und Fett vom Schwein mit Spuren von Muskelfleisch.

Ich gebe zu, ich bin ein bisschen verstimmt. Solltet Ihr Drei da aber eine perfide Kampagne ausgeheckt haben, um den Menschen ein Bewusstsein für gute Fleischqualität nahe zu bringen, für Bio-Fleisch, von richtigen Metzgern, unbehandelt, unmariniert und ordentlich geschnitten, dann seid Ihr auf dem richtigen Weg! Mich jedenfalls habt Ihr überzeugt.

Verschrumpelt,

Paulsen

PS: Und Du Tillman´s Fleisch und Convenience GmbH mit dem lustigen Apostroph, solltest Dir noch mal Gedanken über den Koch auf Eurer Homepage machen. Vielleicht heißt Euer Rezept-Tipp-Mann ja wirklich Hack. Aber Maître Hack? Mein Gott, der Mann ist doch bestraft genug mit Euren niedlichen Nackenlappen. Euer Slogan: „Alles Gute für mich“, ist allerdings voll ehrlich. Da weiß man doch gleich, dass Ihr die dicken Steaks behaltet und nur den Mist in die Supermärkte fahrt.