Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Dienstag, 5. Juli 2005
Lese-Empfehlung: Mequito über gewichtige Männer-Sorgen

Endlich spricht mal jemand darüber und Mequito spricht mir aus der Seele: Ja, wir Männer machen uns Gedanken über unsere Figur, über unseren Körperbau, der uns mit zunehmendem Alter nicht mehr mit einem Gott gegebenen Adoniskörper verwöhnt, sondern ganz eigene Wege geht. In die Breite. Was man dagegen tun kann oder lieber sein lässt, die ganze Pein und Schmach, die Gefühlswirren des geborenen Jägers, beherzt und offen schildert Mequito diesen Kampf:

http://mequito.org/stories/492

Ich kämpfe diesen Kampf nicht erst seit ich älter werde, ich kämpfe schon immer ein bißchen mit den Pfunden und habe auch einen Trick, äh, Tick entwickelt:

So Mitte der Neunziger war ich mal richtig dick, auf Fotos, auf Filmen und auch sonst die ganze Zeit. Es gab da nichts zu rütteln, außer an der Waage und meinem Selbstwertgefühl. Erschwerend kam hinzu, mein Körper verfettete an den falschen Stellen. Der Bauch, den konnte man noch mit kreativen Elementen beim Kleidungskauf kaschieren, ich bin nicht dick, das ist Hiphop und auch voll gemütlich. Im Gesicht war dagegen nix mehr zu retten und genau da standen sie Schlange, die Sahnesaucen und Feierabendbiere drängten sich unter die Gesichtshaut und bildeten dicke Kissen wo früher zarte Wangen lachten.
Auch der Spiegel sprach nichts anderes und so vermied ich es, fotografiert zu werden. Ganz drum herum gekommen bin ich nicht, entwickelte aber einen kleinen Trick, den ich in einem Artikel über Supermodels entdeckt hatte. Das funktionierte gut dachte ich und ich dachte auch, das merkt kein Mensch.

Letzte Weihnachten dann, zeigte ich meiner Schwester einige aktuelle Fotos, plötzlich wirft sie sich laut kreischend nach hinten und ruft: „DAS machst du immer noch?“. Brüllendes Gelächter, ich fragte irritiert nach. „Na das mit dem Innenbacken einsaugen und draufbeißen, das ist dein typischer Fotoblick“. Ich leugnete vehement, doch es half nichts. Alte Schuhkartons wurden ausgegraben, mit alten Fotos, so Mitte der Neunziger. Und tatsächlich, auf jedem Foto sieht man einen dicken jungen Mann, in wallenden Gewändern, der Mund irgendwie verkrampft, ganz spitz nach vorne gezogen, links und rechts zwei dicke Backenkissen, die mittig irgendwie an den Innenseiten der Mundhöhle festgetackert scheinen. Sozusagen zwei Kaisersemmeln mit Schlitz.

Ich habe dann ein Foto-Mantra entwickelt, sobald ich eine Kamera bemerke murmel ich los:

„nicht saugen, Kaisersemmelalarm,
nicht saugen, Kaisersemmelalarm,
nicht saugen, Kaisers..“
Klick.

„Du, wenn der Film fertig ist, könnte ich dann bitte keinen Abzug haben?“