Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Samstag, 26. März 2005
Osterlamm, später, Beck Hansen und das Glück.

Es ist spät geworden. Den ganzen Tag haben wir renoviert, die Liebste zieht jetzt zu mir, wir haben immer noch keine passende Wohnung gefunden und sie muss raus. Acht Stunden haben wir gestrichen, 80 qm, Dachgeschoss, verwinkelt. Balken. Schrägen. Das Abkleben geht mir zu lange, ich streich dann mal los, schnell geht das, bin selbst überrascht, mein Schwippschwager nennt mich:
Neubaustreicher. Schönes, neues Wort.

Um zwanzig vor Acht in den örtlichen Supermarkt, noch drei einsamen Lammkeulen frieren auf Metall, Neuseeland, das geht, dazu Kartoffeln, Tomaten, Bohnen. Kräuter stehen im Garten, Knoblauch hab ich noch, Wein auch. Eigentlich wollten wir Essen gehen, dazu sind wir zu müde. Zum Kochen bin ich nie zu müde, außerdem ist Ostern, ich will ein Osterlamm. Wir werden nicht vor halb Elf essen können, aber es ist Ostern, ich will ein Osterlamm.

Auf der Rückfahrt nach Hamburg kriechen die Osterfeuer durch die Lüftung ins Auto. Die Lampen an der geschwungenen Autobahnauffahrt werfen einen orangefarbenen Osterfeuer-Qualm-Vorhang, wie in Christo nicht feiner hätte weben können. Solche Augenblicke festhalten.

Im Auto singt Beck. Die neue Platte „Guero“. Die Musikpresse schreibt so Zeug wie: „ach endlich, ganz der Alte, nach der stillen „Sea Change“!“ Cool und groovy steht auf dem Aufkleber, auf der CD-Hülle. Hat sich die NY Times ausgedacht und Geffen aufgeklebt. Blödsinn. Zwei Kracher, der Rest sind feinste, unendliche Loops, ganz unaufgeregt, warme Collagen aus zartem Latin, zurückhaltendem Hip-Hop, selbst die Slide-Guitars atmen sanft über dezentem Electro. Und über allem Beck Hansens Stimme, klar und schön. Erwähnte ich, dass Beck Gott ist, mein Gott bis ans Ende meiner Tage und immer schon? Jetzt wissen Sie´s.

Und Guero ist wahrscheinlich seine beste Platte bislang. Ich bin mir nicht sicher. Ich finde das noch raus.

Die Liebste kuckt Dirty Dancing im Fernsehen, das Lamm schmort in der Röhre und es duftet wahnsinnig gut. Ich trinke einen weichen Rotwein, trotzdem mit Charakter und Tabac und Cacao und einem Hauch Vanille und leisem Holz. Und Beck singt. Und ich bin gerade sehr glücklich und das musste ich gerade aufschreiben und in die Welt hinaus posaunen.

Ich wünsch ein schönes Osterfest.

..................................riiiiiitschhhhschhh.

http://www.beck.com/