Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Mittwoch, 19. Januar 2005
Testesser Paulsen berichtet. Folge 1: Beim Chinesen, eine Bar & Dieter Bohlen

(in unregelmäßigen Abständen berichtet Herr Paulsen an dieser Stelle aus der Welt der käuflichen Kulinarik)

Ni Hao

Der riesige Saal ist noch fast leer als wir um 18.00 Uhr das Ni Hao betreten und wir studieren bei Krabbenchips und Tsingtao Bier (3€) die umfangreiche Karte. Erschlagen von der gigantischen Auswahl an Spezialitäten aus Kanton, Szechuan, Shanghai und Peking legen wir unser kulinarisches Glück in die Hände des Chefkochs und bestellen das große Überraschungsmenü (29,90€ p.P.). Eine gute Wahl, schon der erste Gang ein Geschmackswunder von zarten Garnelen in Ingwer-Knoblauchsauce mit knackig scharfem Staudenselleriesalat. Die Wan-Tansuppe mit Fenchel begeistert uns und ein erster Höhepunkt des Menüs ist gedämpfte Hühnchenbrust auf Algen-Sprossengemüse. Mein Begleiter, ein weit gereister Mann mit Geschmack, erklärt, er habe zumindest außerhalb Asiens noch nie so gut Chinesisch gegessen. Inzwischen ist der Saal berstend voll, nichts geht mehr, hungrig starrt der Nebentisch auf unsere Teller. Gelegentliche Feuersbrünste, gefolgt von dichtem Rauch, künden von Köstlichkeiten, die uns für heute verborgen bleiben. Gottlob, die Rauchmelder scheinen tolerant eingestellt und Kleidung kann man waschen. Gleich drei Hauptgänge fordern unsere ganze Aufmerksamkeit. Butterzarte Scholle mit Ingwer und Lauch, einfach und einfach genial. Beim Hühnerfleisch mit Cashewnüssen wiederholt mein Begleiter seinen China-Monolog und nur die Ente ist uns etwas zu fett und wenig knusprig. Großer Jubel auch am Nebentisch, nach nur knapp 1 1/2 Stunden kommen wenigstens schon mal die Vorspeisen. Wir sind beim Nachtisch. Ein eiskalter Obstsalat. Die einzige wirkliche Enttäuschung einer großartigen, kulinarischen Chinareise.

Ni Hao
Wandsbeker Zollstrasse 25-29, 22041 Hamburg (Wandsbek)
Telefon: 6520888, Mo-Fr 12-15 und 17.30-23, Sa, So 12-23 Uhr
Kreditkarten: alle, EC-Karte
www.ni-hao.de

Ciu´

Den schönsten Anzug habe ich aufgebürstet, die Liebste trägt Hochhackig, gähnend winkt uns der Türsteher durch. Drinnen wütet, in Trommelfell schmelzender Lautstärke, der dumpfe Dutz-Batz-House, den ich irrtümlich schon Mitte der 90er für ausgestorben hielt. Stillos: die Barkarte versteckt sich im Mittelteil eines fingerdicken Hochglanzprospektes voller Werbung. Im funzeligen Kerzenlicht kämpfen wir mit der Schriftgröße. Mein Caipirinha (8,00€) ist perfekt, frisch und leicht. Die Liebste bestellt alkoholfrei, Billy the Kid (6,50€) schmeckt wie ein sehr guter Multivitaminsaft, geschmückt mit einem halben Kilo Obstsalat. Der Saal tobt. Steife Sakkoträger, üppig geschmückte Ladys mit glühenden Bäckchen und Menschen die Sportswear mit Goldkettchen kombinieren, feiern hier auf 160 qm „mal so richtig ab“. Madame ist Klatschblatt-geschult und berichtet, „der Dieter“ sei auch oft hier. Wie auf Kommando, da steht er, der Dieter, und guckt grimmig. Trotz der Musik. Ängstlich umklammert er ein Autoradio, mit welchem er auch auf Klo geht. Aha. Schnell einen Cape Cod (8,50€), herrlich-herb ! Die Liebste kämpft mit alkoholfreier Passionata (7,00€), Passionsfruchtkerne verstopfen die Trinkhalme. Als der Dieter geht, geht der halbe Laden mit, wir zahlen auch und ich sag mal: für den ders mag, ists riesig.

Ciu`

Ballindamm 14/15, 20095 Hamburg (Innenstadt)
Telefon: 32526060
Mo-So ab 15 Uhr, Kreditkarten: alle;EC-Karte