Dem Herrn Paulsen sein Kiosk |
Samstag, 8. Januar 2005
Elvis Presley, Otto Sander & the wall of voodoo
herr paulsen
13:27h
Tassen hoch und Taschentücher raus! Elvis Presley wäre heute 70 Jahre alt geworden! Einmal bin ich zu einer Geburtstagsparty für den King gegangen, einmal und nie wieder. Es ist schrecklich und Elvis-Fans haben es schwer. Sie huldigen einer längst verstorbenen Legende, wobei, ganz sicher sind sich da auch nicht alle, was das Todsein betrifft. Erschwerend kommt hinzu, das der Coolnessfaktor gen Null tendiert, wenn man sein Hobby, die Liebe und Verehrung zu seinem Idol, mit einer geschätzten halben Milliarde Menschen teilt. Elvis-Fans sind Kummer gewohnt und ständig knapp bei Kasse, der teure Ausflug zum Graceland-Kasperletheater nach Memphis, immer neue Platten mit den alten Songs zu horrenden Preise und wer Devotionalien sammelt, bewirbt sich zwangsläufig auch öfter bei „Wer wird Millionär“. Wie die Schmeißfliegen einen Teller Salami in der Augustsonne, werden Elvis-Fans von Herrschaaren selbst ernannter Elvis-Doubles umschwärmt und gedemütigt, immer nur den Fake, den echten Elvis gibt es auf DVD. Eine Stunde des höchsten Glücks ist dem Elvis Fan beschert, der Zeitzeugen treffen kann, Menschen die Elvis kannten und begleiteten, da kommt dann doch ein bisschen Farbe in die blutleere Erinnerungskiste, gestopft mit Platten, Büchern und den immergleichen Bildern. „It´s Elvis Time Hamburg“ und der dänische Elvis-Fanclub „Elvis Unlimited“ haben es geschafft, ein großer Tag, Red West zu Gast in Hamburg, ich bin Kummer gewohnt und gehe hin. Für 25 Euro erhalte ich eine Eintrittskarte und eine limitierte Elvis-CD. Ich ignoriere die Devotionalienstände und betrete den Saal des „Café Seeterrassen“. Ein schmuckloser beige-weißer Raum, irgendwer hat Gardinen der gleichen Couleur und mit Faltenwurf angetackert, ca. 200 Fans sind auf einer bunten Stuhlmischung zusammengerückt und harren der Dinge die da kommen mögen. Zuerst kommt Marten aus Dänemark auf die Bühne, er sieht überhaupt nicht aus wie Elvis, singt aber genauso, und bringt, zum Vollplayback, einige der schönsten Ohrenschmeichler. Das macht er wirklich gut, Applaus nach jedem Song, ansonsten sitzt und wartet der Saal auf Red West. Es gibt sogar eine extra Speisekarte für uns, oben links ist Elvis drauf, daneben steht „American Snacks“ und darunter, was dem Seeterrassen-Koch so eingefallen ist, zum Thema: Rührei mit Speck und Brötchen zum Beispiel, oder ganz abgefahren: Baked Potato mit Sahnesauce, Putenfleisch, Mais und Käse. Ich bestelle ein Stück Pflaumenkuchen, ohne Sahne, man muss Elvis ja nicht alles nachmachen. Das zehn mal fünf Zentimeter große Stück, muss Elvis selbst gebacken haben, 2,30 € der trockene Witz. Jetzt gibt’s Filmausschnitte, Elvis in der Karateschule, Elvis haut sich mit Red West, Red West kloppt sich mit Elvis. Das ganze sinnfrei zusammengeschustert, kopfschütteln, ein Bier bitte. Da! Es rumort an der Türe, wer da? Red West? Nein, zu meiner Überraschung betritt Otto Sander den Saal, also dass der Elvis-Fan ist, wahnsinn, unglaublich. Finden die anderen im Saal auch und klatschen frenetisch. Otto geht gleich zügig durch zur Bühne, kräftiger als sonst sieht er aus, der weiße Bart ganz kurz gestuzt, die stahlblauen Augen zwinkern freundlich, er streicht sich durchs rötlich schimmernde Haar und sagt: „Hello, I´m Red West.“ Na, dann. Ich klatsche jetzt auch ganz doll, ahnt man ja nicht. Das war es auch schon, Musik ab, „Sue & The Flaming Stars“ entern die Bühne, Sue freut sich sehr, den West singt mit ihr Johnny B. Good. Dann lässt er Sue mit uns alleine, Sue singt Sachen von ihrer neuen Platte und drei Lieder vom King. Gerade will ich gehen, da stürmt der Veranstalter auf die Bühne, ja, Sensation, Red hat Lust noch ein bisschen was zu erzählen. Ich setzte mich matt wieder hin, höre mir drei weitere uralte Geschichten an, Elvis säuft mit Tom Jones Champagner um die Wette, Elvis inszeniert einen Mordanschlag auf sich selbst, Elvis malt im Imperial in Las Vegas den theatereigenen Engel schwarze Gesichter und sagt die bemalten Gipsfiguren Abends als „The Sweet Inspirations“ an. Der Lausbub, der lustige! Elvis-Fans haben es schwer, haben gerade für 25 Euro einem Mann zugehört, der aussieht wie Otto Sander und Geschichten erzählte, die alle schon kannten. So. Zum Abschluß der Geburtstagsparty empfehle ich noch schnell die in Romanform geschriebene Elvis-Bio „Heartbreak Hotel“ von Mark Childress (Goldmann 1995) und lege zur Feier des Tages eine Platte der völlig unterschätzten „Wall of Voodoo“ auf, „Happy Planet“, der Song heißt Elvis Bought Dora A Cadillac It was 1957, Evlis Presley came in the And the Gods I loved were poor white trash. Twenty years later when Elvis died she parked And the Gods I loved were poor white trash. The landlord had all he could stand. When she was left with nothing, she said And the Gods I loved were poor white trash.
|
Online for 8141 days
Last update: 04.03.10, 19:50 status
Youre not logged in ... Login
recent updates
Gern gelesen:
Ami
Gern gehört:
Audioporncentral
Gern dabei:
NutriCulinary
|