Dem Herrn Paulsen sein Kiosk |
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Dienstag, 15. März 2005
Nur mal ganz kurz: unbekannter Gemüseschnitzer regt sich auf.
herr paulsen
09:55h
Da könnte ich mich aber sowas von aufregen! Also, es war so: vor einem halben Jahr beauftragte mich eine Werbeagentur zwei Motive für sie zu basteln. Ein Liebespaar aus Gemüse und Fleisch, so richtig mit Schniedel und allem, sowie eine Leiche aus Gemüse und Fleisch. Ein elender Bastelkram war das, acht Stunden schieben, schnitzen, legen, bis die Pinzette qualmt. Herausgekommen ist das: Ich fand das ganze, ehrlich gesagt, ein bißchen albern. Der Job war aber eine echte Herausforderung, Geld gab es auch, also alles prima. Gestern Mittag dann, traf mich fast der Schlag. "Lürzer´s Archive" ist ein renommiertes Magazin, das alle zwei Monate auf 150 Seiten, die 70-80 besten Werbekampagnen der Welt vorstellt und auf der ganzen Welt gelesen wird. Sie ahnen es. Beim Durchblättern entdeckte ich meine Gemüsemännchen. Ja toll. Herzlichen Glückwunsch. Wo ist das Problem? WO DAS PROBLEM IST, FRAGEN SIE? Da steht wer die Agentur ist, wer sichs ausgedacht und wer es fotografiert hat. Nur die Figuren, die hat natürlich der liebe Gott gemacht. Ich bin selbstständig, ich lebe von sowas, das ist nicht einfach, ich finde aber nicht statt im Lürzer´s. AAHHHHHRRRGHHH! Ich geh jetzt ein bißchen Gemüse durch die Gegend werfen. Vieleicht gehts mir dann besser. ... Link Montag, 14. März 2005
In eigener Sache: Kaffee.Satz.Lesen 19 im März
herr paulsen
08:55h
Wegen der Osterfeiertage gibt es die März-Ausgabe von Kaffee.Satz.Lesen diesmal schon eine Woche früher, nämlich am Sonntag den 20.März 2005. Eine Ostereiersuche gibt es also nicht, aber wie immer hat die „redereihamburg“ spannende Autoren gefunden: Kaffee.Satz.Lesen 19 mit Arne Nielsen Arne Nielsen 1971 in Dänemark geboren, lebt mit seiner Familie in Hamburg. Er studierte Wirtschaftswissenschaften und ist ausgebildeter Herrenschneider. Bevor er sich dem Schreiben zuwandte, arbeitete er als Tankwart, Friedhofswärter und Konsulatsbeamter. Der Erzählband »Donny hat ein neues Auto und fährt etwas zu schnell« (Liebeskind München 2003 ) ist seine erste Buchveröffentlichung, eine beunruhigend-böse, lakonische Betrachtung menschlicher Verirrungen, niemals wertend, immer auf den Punkt genau beobachtet. Jeffrey McDaniel ist einer der bekanntesten Slam-Poeten Nordamerikas und macht auf seiner Deutschlandtournee auch bei uns halt. McDaniel lebt in New York und ist Professor am Sarah Lawrence College. Umwerfend komisch sind seine Gedichte und seine seltenen Auftritte in Deutschland haben Kultstatus. Er ist Autor der Bücher „Alibi School“, „The Forgiveness Parade“ und zuletzt „The Splinter Factory“. Reverend Ch. Dabeler 1965 in Hamburg, als Spross eines St.Pauli-Clans, geboren, ist Musiker, Produzent und Autor in Hamburg. Anfang der Neunziger schrieb er zusammen mit Rocko Schamoni die Drehbücher für die Filme Rollo Aller 1 und 2 und spielte darin eine Hauptrolle. Er arbeitete u.a. mit der Band Nationalgalerie und tourte mit Robert Foster von den Go-Betweens. Ende der Neunziger entdeckt er seine Liebe zur Sprache wieder und beginnt, Essays und Kurzgeschichten zu verfassen. Seit 1999 komponiert er Theatermusik, u. a. für Produktionen am Residenztheater in München und am Theater Oberhausen, zuletzt am Deutschen Theater Berlin. Gemeinsam mit Almut Klotz (Lassie Singers, Britta, Maxi unter Menschen) schrieb er den Roman „Aus dem Leben des Manuel Zorn“, der im Frühsommer erscheinen wird. Ihre gemeinsame Band Europa feierte am Wochenende in Berlin ihre Live-Premiere. Charlotte RichterPeill 1969 in Nürnberg geboren, studierte Medizin und Germanistik. Seit 1995 arbeitet sie hauptberuflich als freie Schriftstellerin. Im vergangenen Jahr veröffentlichte sie ihren Roman „Das letzte Zimmer“ bei Random House/Goldmann Verlag. Ihr neuer Roman „Die Köchin“ erscheint dieses Jahr. Sie wurde 2001 mit dem Hamburger Förderpreis für Literatur ausgezeichnet und war Mitglied des Forums Hamburger Autoren, der GEDOK (Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnen, Bereich Literatur) und des Writers’ Room e.V., Hamburg. Jan Deichner geboren 1968 in Prag. Bevor die Russen kamen, war er weg. Im schönen und klein-karierten Freiburg aufgewachsen, aber nicht aufgewacht. Eine kleine Weltreise half, um in Hamburg zu stranden. Läuft seitdem als freier Fotograf und mit offenen Augen durch Hamburg und schreibt alles auf, was die Kamera nicht fassen kann. Mehr über die „redereihamburg“ und „Kaffee.Satz.Lesen“ gibt es im Internet unter www.redereihamburg.de. Dort finden Sie Texte von allen Autoren, dort kann man den Newsletter abonnieren oder sich für einen eigenen Auftritt bewerben. ... Link Freitag, 11. März 2005
Nina Hagen nennt mich Ficker. Eine Liebesgeschichte.
herr paulsen
23:45h
Happy Birthday, Nina! (Nina Hagen feiert heute ihren 50sten Geburtstag. Ihr zu Ehren die Geschichte unserer ersten und letzten Begegnung) Berlin, Berlin, Berlin, Berlin. Das erste Mal Berlin, aufregend, wenn man vom Lande kommt. Es ist der 24.Februar 1987, als Nina Hagen zum ersten und letzten Mal mit mir spricht. Für nur zehn Mark gibt es an diesem Abend, im Loft am Nollendorfplatz, die Bollock Brothers zu bestaunen, eine merkwürdige Synthesizer-Punkrockkapelle aus England, die unter dem Dach ihrer apokalyptischen Geräuschorgien, augenzwinkernden Gaga-Gruft und schwerstverstrahlte relgiöse Litaneien versammelt haben. Und so bekommt die Band an diesem Abend das Publikum das sie verdient, gramgebeugte Grufties mit babylonischen Haarbauten, creepsbeklokste Teds mit Englandfahnen auf US-Footballjacken, vereinzelte Punks, Nina Hagen und mich. Zuerst entdecke ich Cosma Shiva, süße sechs Jahre alt, munter springt sie durch den Laden, zuppelt an Ketten und Lederjacken, begrüßt jeden Punk namentlich und da muss selbst die Gruftgemeinde mal verklemmt lächeln. Neben Nina (ich nenne sie Nina, weil wir sind ja jetzt per Du) ist noch ein Hocker frei, den schnappe ich mir und bestelle ein Bier. Noch ist Zeit bis zum Konzert, Zeit um Nina aus den Klauen dieser Prollpunks zu befreien und Cosma ein verantwortungsbewußter Vater zu werden. Nur wie soll ich es Nina sagen? Das mein Herz für sie schlägt, seit ich 15 bin, also schon volle zwei Jahre! Famous first words. Ich sitze und grübel. Cosma hilft mir aus meiner Not, sie stürmt zu Nina, die beiden reden englisch miteinander, Cosma stürmt wieder vor die Bühne und in Ermangelung eines anderen Satzes, starte ich unsere Konversation so: „Hey, Nina, haste deine Tochter englisch erzogen?“. Ist doch Ehrensache, na klar, ich räume meinen Schemel, überzeugend ist auch der Auftritt eines blaßgesichtigen Irokesen-Bübchen-Zwieback-Punks, der mich ebenfalls drohend ansieht. Später erkenne ich ihn in der „Pop Rocky“ wieder, er heiratete einige Monate später Nina auf Mallorca, klar war der in dem Moment eifersüchtig! Euphorisch wanke ich ins Treppenhaus des Metropols, home of the Loft, erstmal auslüften, ich habe eben mit Nina Hagen gesprochen, Waaahnsinnn! Das muß ich sofort jemandem erzählen, ich setzte mich neben einen gramgebeugte Gruft, rüttele an seiner schwarzen Kutte und brülle:“Du glaubst nicht, wen ich gerade da drin gesprochen habe!“. ... Link Dienstag, 8. März 2005
Herr Paulsen schreibt einen Brief. Heute: an die Deutschen Hühnereierproduzenten
herr paulsen
19:48h
Achja, Deutsche Hühnereierproduzenten, ihr habts schon schwer! Die Künast, das Dioxin, die nervigen Tierschützer und die mimosenhaften Endverbraucher nerven bestimmt kräftig beim Eier legen. Dabei macht ihr doch echt schöne Sachen für die Endverbraucher! Zum Beispiel diese eine, einzelne Hühnerfeder, die ihr jedem Eierkarton beilegt. Soll diese Hühnerfeder eigentlich Frische suggerieren? Ein federleichtes Symbol für die artgerechte Bodenhaltung, ein tierischer Gruß vom Lande, da wo die Welt noch in Ordnung ist? Einer muss es euch ja mal sagen: das ist, bestenfalls, gut gemeinter Schwachsinn. Wir städtischen Endverbraucher ekeln uns nämlich mehr oder weniger stark vor Vogelfedern am Essen und wir freuen uns täglich aufs Neue, das unser Metzger keine Fellstückchen ans Filet pappt. Interessant wäre es aber schon mal zu wissen, wie diese eine, einzelne Feder in den Eierkarton kommt. Unterstütz ihr etwa die Wirtschaftspolitik unserer Regierung und gebt 1-Euro-Job-Kandidaten eine Chance für ein erfülltes Leben? So am Fließband, die Kartons kommen, wupp eine Feder aus dem Sack, bisschen frische Hühnerkacke mit dem feinen Asia-Pinsel aufgetragen und dann die Feder rangepappt ans Hennengelege? Neeee, toll! Trotzdem ekelig. Vorschlag: könntet ihr nicht die Feder weglassen und dafür die Hühnerkacke von den Eiern kratzen? Davon sind doch nur die Hälfte aller Eier in einem Karton betroffen, das muss doch machbar sein! Im Gegenzug versprechen wir verweichlichten Großstädter mal ordentlich auf das Dioxin zu scheißen, die Künast zu beschimpfen und die Tierschützer kriegen auch noch ihr tierisches Fett weg. Karl Lagerfeld hats ja vorgemacht, letzte Woche im Interview: „Tierschützer? Alles Faschisten und Arbeitsplatzvernichter!“. Na, geht doch! Dankbar grüßt Salmonellenphobiker, Herr Paulsen ... Link Freitag, 4. März 2005
Kniffliges Internorga Gewinnspielrätsel geknackt!
herr paulsen
21:09h
Gewonnen hat ein Glas "Paulsens echter Preiselbeersenf" nebst herzhafter Würste: Frau Pat aus Oberschwaben! Das freut mich besonders, weil ich da große Teile meiner Jugend verbrachte. Frau Pat möge mir bitte ihre Postanschrift zukommen lassen, damit ich ihr die heiße Ware zukommen lassen kann! Frau Schnatterliese und die anderen 236 Einsender lagen leider daneben. Den Hauptpreis, ein Abendessen mit mir im "Grindelchen" wollte keiner gewinnen. Höhö. Auch sonst gabs heute nur Gewinner auf der Messe. Der Preis für die beste Performance ging an Radeberger! Morgens um 9:30 Uhr, 40 Leute am Stand, alle mit Bier in der Hand, lauschen andächtig mittelalterlichem Techno, Trockeneisnebel kühlt die Socken, Lichtkaskaden flammen auf, alle kucken als wär Sylvester, dann hält jemand ne Rede. Toll! Drei Stunden später gewinnt Sarah Wiener, die es hier http://tofusofa.antville.org/ zu einiger Berühmtheit brachte, den Preis für die beste Performance einer Signierstunde ohne Fans. Gerade mal drei Menschen versuchen vor dem Tischchen in der zugigen Halle eine Schlange zu bilden, Frau Wiener lacht fröhlich aus einem schlammfarbenen Pullover und schüttelt ihr offenes Haar ganz wild während sie ihren Namen schreibt. Ich überlege kurz, ob ich nicht Don ein signiertes Büchlein mitbringe, verwerfe den Gedanken aber schnell, die Schlange ist mir doch zu lang. Gewonnen haben auch unsere Messehostessen. Sie sind schöner als Andropovs Onkel das für möglich hält und jünger als ich das für möglich gehalten hätte. Darum rief die eine wahrscheinlich auch "Tuut-tuuuut", als sie dem Firmeninhaber ein Tablett in den Rücken stieß und die andere einem Mitarbeiter erklärte, er sähe aus wie "ein Pfund Schnitzelfleisch ". Ehrlich und direkt, ja so ist sie unsere Jugend! Preis wert! Ich hab auch gewonnen. Ich darf jetzt bis Mittwoch jeden Morgen um 7:00 Uhr meine Tellerchen aufbauen und kann dann aber schon um 10:00 Uhr wieder heim! Verloren hat nur der französische Schreihals. Die Plane ist zwar runter, aber jetzt redet seine Frau nicht mehr mit ihm. Schweigend sitzen sie einander gegenüber, in Holzstühlen hinter dem Tresen. Sie sind kaum zu sehen und man hört ja auch nichts. So sitzen sie da hinter Likörgläsern mit matschigem Obst und Schnapes drin und die Menschen gehen vorbei und sagen: " gut das keiner da ist, ich mag sowieso keinen Schnaps mit matschigem Obst drin! " Und dann kommen sie zu uns und essen eine Wurst. So eine, wie sie Frau Pat aus Oberschwaben gewonnen hat und so schließt sich der Kreis und ich muß bald ins Bett, wird ja wieder früh morgen. ... Link Donnerstag, 3. März 2005
Internorga-Kickoff
herr paulsen
22:14h
7:00 Uhr aus den Federn, dabei ist heute garnochnicht Messe. Aufbautag, heißt das in der Fachsprache der tausenden Arbeiter die die Hallen bevölkern und babylonische Bauten aufziehen für die der Herrgott nur durch ein Nasenloch pusten müsste, dann wär Ruhe. Eine Stadt aus Pressholzplatten. Die Strassen übersäht mit Sägemehl, Sperrholzplatten, Planen und Dreck. In wattierte Jacken gehüllt, stemmen unzählige Menschen Metallfluzeuge in die Höhe, errichten Diskotheken, Bars, Kaufhallen. Es wird gebohrt, Faxzugänge werden gelegt, Öfen angeschlossen, Wasserfälle lernen laufen, Soundcheck, Licht. Vom gestrigen Bericht ist nichts mehr übrig. Völlig anders ist es auf der anderen Seite, nicht mehr Gast und Käufer sondern Gastgeber und Verkäufer sein. Diese neue Sicht beginnt für mich in der schneidenden Kälte eines explodierenden, überproportionalen Bastelkellers mit dem Ausladen von 2,5 Tonnen Fleisch und Salaten. Slalomlauf mit genervten Lastwagenfahrern, man nennt mich "Junge" und der Aufzugführer droht, mir den Finger abzuschneiden, sollte ich nochmal "zweimal nach dem Ding anklingeln.". Ich lern ja schnell. Oben angekommen tu ich was ich immer tu. Ich nehme ca. zwei Kilo von den 2,5 Tonnen Lebensmitteln, füge noch ein bißchen Mitgebrachtes hinzu, lakiere, häufe, träufel, spraye und fülle gekühlte Glasglocken mit hübschen Gerichten. Viel spannender ist es aber sich umzusehen. Der Mann vom französischen Wein-Stand, hat eine Zeltplane um seinen Stand gewickelt um nicht zu viel zu verraten. Hinter der Plane schreit er den ganzen Tag seine Frau an, die mit geränderten Augen Weinflaschen einsortiert. Die Ökos arbeiten mit einer Wasserwage an der Präsentation ihrer Haferflocken, zu Dritt kämpfen sie um Milimeter. Ein einsamer Däne verkauft Käseverpackungen. Seinen Stand hat er selbst zusammen geschraubt, feierlich drückt er den Lichtschalter, es wird Licht. Zwanzig Minuten schiebt der Däne jetzt Stühle und Tisch unter den Lämpchen hin und her, manchmal setzt er sich, schüttelt unwirsch den Kopf und schiebt wieder. Sein Problem: er möchte nicht, das seine Kunden beim Beratungsgespräch geblendet werden! Der Radeberger-Stand sieht von außen aus wie ein Beerdigungsinstitut. Drinnen gibt es eine Disko mit Licht-DJ. Ich bin gespannt auf Morgen! An unserem Stand ist Ruhe. Meine Kunden sind die entspanntesten Menschen die ich kenne. Lassen sich nicht aus der Ruhe bringen als Messetechniker ihr leinwandgroßes Logo zerschneiden, weil, "dahinter ein wichtiger Sicherungskasten liegt". In drei Meter Höhe. Lieferungen die nicht da sind "kommen halt morgen", ansonsten "noch Nackensteak, Paulsen, wir ham getz Strom!". Gerne würde ich ein wenig ihrer Gelassenheit von dieser Messe mit nach Hause nehmen. Ich habe nämlich während der Arbeit immer den Puls eines Bomberpiloten und werde früher sterben als diese netten Menschen, die an einem Tag zwei Frikadellen, zwei Nackensteak, drei Bratwürste und ein paar Bockwürste ohne Beilagen aber mit Genuß verputzen können. Ham sie ja auch selbst gemacht und es schmeckt. Als ich die Messe verlasse, spricht aus dem Gebälk eine schmeichlerische Frauenstimme zu "allen Ausstellern". Man möge die Müllberge (gigantische Müllberge, überall!) doch jetzt bitte zusammenschieben, denn jetzt kämen die Reinigungswichtel und dann gegen 21:00 Uhr, die Teppichverlege-Mainzelmännchen. Ich hab aber auch einen geilen Job, denke ich und trete in den Schnee. PS: Oh Gott, mein Puls! ... Link
Herr Paulsen warnt: Fressmessen sind kein Spaß!(mit großem Internorga-Gewinnspiel)
herr paulsen
08:23h
Immer auf der Suche nach neuen Innovationen für noch mehr kulinarische Genüsse macht sich jedes Jahr eine Armada so genannten Fachpublikums auf den Weg zu den großen Fress-Messen. Um gleich mit einem Vorurteil aufzuräumen, gratis schlemmen und kistenweise Champagner für lau nach Hause schleppen, ist nicht. Für ein lauwarmes Wiener Würstchen und einem halbvollen Glas billigen Prickels umsonst, sollte man wenigstens Chefredakteur/in vom „Feinschmecker“ oder „essen&trinken“ sein. Diese Menschen verachten aber lauwarme Würstchen, sie sind schlaue Leute und bleiben zuhause. Herr Paulsen geht hin. Spaß macht das nicht. Am zweiten Tag beginnen die Füße zu schmerzen, die Messehallen-Luft nimmt einem den Atem und mit neuen Innovationen ist das so eine Sache. Bei meinem allerletzten Messebesuch, vor Jahren, auf der „Anuga“ in Köln versprach ich mir viel von einer Ankündigung im Programmheft: Amerikanische Geschäftsleute, besonders jene, die aussehen als hätten sie ihre Jugend auf einer Farm verbracht, drücken einem bei der Kontaktaufnahme meist derartig herzlich die Hand, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Dazu rufen sie laut: "Hello, I'm Bob from Springfield, Ohio, Popcorn is my Passion, how are you!", während die noch freie Hand einem wahlweise die Schulter zerschmettert oder den Arm quetscht. So zeigt der Amerikaner seine entfesselte Begeisterung darüber Sie zu sehen. Ich treffe Bob am ersten Stand und er möchte mir Popcorn verkaufen. Sein Herz hängt besonders an dem in modischem Blau gehaltenen Frucht-Popcorn. Während ich verkoste stimmt Bob ein altes Lied aus seiner Heimat an: I found my thriiihiill on Blueberry Hill.." und gibt mir damit den entscheidenden Hinweis auf die Geschmacksrichtung. Außer den künstlichen Aromastoffen, legt sich jetzt auch der Farbstoff flächendeckend auf meine Zunge, was mich beim Sprechen leicht kränklich aussehen lässt. "Children love that", versichert mir Bob, und zückt ein Beweisfoto mit vielen Kindern und einem blauen Bären. " Barbara-Ann, Bridget, Bogus and Bluberry-Bob Jr." erklärt Bob, "and they love it!". Das hat mich nun wirklich überzeugt, ich reiche Bob meine Visitenkarte und erhalte dafür eine Blaubeerpopkorn-Anstecknadel mit der Aufschrift „I found my thrill" und drei Packungen Blueberry-Popcorn für die Mikrowelle. Ich verabschiede mich, ignoriere seine ausgestreckte Pranke und winke, ganz europäisch, mit meiner schmerzhaft pochenden Hand Als ich mir auf der Toilette den Mund ausspüle, leuchtet es bläulich aus dem Abfallkorb. Zwischen vereinzelten Papierhandtüchern türmt sich, was Ken kommt aus LA, Kalifornien, und seine Passion sind kleine, in Plastik eingeschweißte, nun ja, Fleischstäbchen mit dem hübschen Namen "Ostrim". Alle diese Männer haben ein Geheimnis. Durch den permanenten Verzehr von Ostrim wuchsen ihnen überall pralle Muskeln. Einen Moment werde ich schwach, zu verlockend ist die Muskelpracht. Dann entdecke ich bei genauerem hinsehen, die Brüste der Gestählten und entscheide mich schnell für Dan ist zu beschäftigt um mir die Hand zu brechen, seine Pommes Frites-Maschine entwickelt gerade eine erstaunliche Eigendynamik und spuckt fettig-heiße Pommes durch ein Ausgaberohr in die Halle, das meiste landet bei Bob, der ja eher für Süßes ist. Während ich mich noch frage, ob sie schon zum Frühstück Ostrimstengel knabbert, erklärt sie mir, dass frisch gepresste Zitrusfrüchte nachweislich Krebs verhindern. Sie reicht mir denn auch ein Glas des Frischgepressten, doch bevor ich ansetzen darf, werde ich vor eine Panoramabild-Fototapete gezerrt, und Miss Citrusfuit küsst mich vor den Kulissen einer Grapefruitplantage in Tampa, Florida. Roger, in blauen Latzhosen mit Zitronenaufdruck, hält die Szene auf Polaroid fest. Mit diesem Souvenir und der Ermahnung, bis zum Ende meiner Tage Zitrussäfte mit dem Florida-Label zu trinken, entlässt man mich. Ich durfte noch weitere Trends von Morgen erleben. Unvergesslich blieben fettfreies Softeis und ein 20 g schwerer brauner Block der, in Wasser eingelegt, eine leckere Mahlzeit für 4 Personen ergibt. Eigentlich habe ich danach dem Fress-Messe-Tourismus abgeschworen. Ahnt ja keiner, dass ich mal auf so einer Messe arbeiten würde. Aber kommen wir zum Gewinnspiel. Gewinnspiel: Morgen geht sie los, die INTERNORGA, die 79.Internationalen Fachausstellung für Hotellerie, Gastronomie, Gemeinschaftsverpflegung, Bäckereien und Konditoreien. 4.-9.März 2005, 10-18 Uhr Hamburg Messehallen. Dieses Jahr arbeite ich da. Meine Aufgabe ist es, einem großen Deutschen Convenience Food-Produzenten 10 Tellergerichte und ein Frühstücksbüffet hübsch zu arrangieren und für die Ewigkeit eines Messetages unter großen, gekühlten, hydraulisch bewegbaren, Glaskuppeln frisch zu halten. (Das waren die Hinweise, zwinker,zwinker, Zaunpfahl) Wer zuerst rausfindet für wen ich arbeite, gewinnt ein Glas hausgemachten Preiselbeer-Estragon-Senf aus meiner Küche, dazu ein paar würzige Würste der oben gesuchten Firma. Bitte Mail an herrpaulsen@gmx.de Und es kommt noch besser! Wer es schafft, mich am Freitag den 04.03.2005 auf dem Messestand mit meinem Blog-Namen anzusprechen, gewinnt ein Abendessen mit mir im Restaurant „Grindelchen“ .Hier dürfen Freunde, Bekannte, Familie und Kollegen mitmachen, damit sie nicht weinen, weil sie keinen schönen Senf gewinnen. ...................................ritschratsch Links zum Thema: Blaubeerpopcorn: http://www.greatlakespopcorn.com/ Ostrim Meat Sticks http://www.protos-inc.com/ Florida Citrus Fruits http://www.florida-citrus.com/holistic.html ... Link ... Nächste Seite
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