Dem Herrn Paulsen sein Kiosk |
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Montag, 9. Mai 2005
Blogmich05-frierender Neuling berichtet:
herr paulsen
12:53h
Einer vorwiegend virtuellen Gemeinschaft im „richtigen“ Leben zu begegnen ist ein riskantes Unternehmen. Gerade wenn man wie ich, erst eine Weile dabei ist und zudem noch weit entfernt davon, dazu zu gehören. Hinzu kommt die Unfähigkeit in großen Gruppen locker Kontakt aufzunehmen, eine Grundschüchternheit, die ihren Ausdruck im großen Schweigen findet. Wäre da nicht diese Neugier auf Menschen, ich wäre wohl zuhause geblieben.
Oben dann Erleichterung und eine erste Erkenntnis: Blogger sehen gut aus! Oder zumindest sympathisch, oder Beides. Schnell ein Namensschildchen an die Brust getackert, es konnte losgehen. Erstmal aber ging gar nichts, das große Schweigen bemächtigte sich meiner, nur unterbrochen von kurzen Gesprächen mit den wenigen Menschen die ich dort kannte. Und dann das große Namensschildchen-Entziffern, der Sport der ersten Stunden. In Kleingrüppchen versammelte Stämme, drehten beständig die Hälse wie das sonst nur Eulen können, um aus Augenwinkeln möglichst unauffällig die Namensschildchen der anderen zu lesen. Ich habe noch nie in meinem Leben Frauen derartig offensiv auf die Brüste gestarrt, es tut mir leid, es ging ja nicht anders. Männer waren unverfänglicher. Leider sagten mir die wenigen entzifferten Schilder nichts, dafür vermisste ich Schildträger die ich gerne getroffen hätte. Auch Zurufe wie: „Wau, sieh mal Paulsen, dahinten XY!“, oder „und das neben XY ist die berühmte XY!“, vermochten mir nicht die dazugehörigen Blogs vor Augen zu führen. Die Lesung war dann schon eine Erlösung. Lesungen kann ich. Ich startete in der letzten Reihe, zog dann schnell meinen Plastikgartenstuhl vor die Box um überhaupt was zu verstehen und verfluchte die Hallenkonstruktion in Verbindung mit meiner Disko-Taubheit. Als die Dunkelheit einbrach, passierte ganz schnell ganz viel. Namenschilder waren nicht mehr zu erkennen, meines plötzlich verschwunden und das war ein Zeichen und das war gut. Immer noch fremd und frierend atmete ich Macadamia-Nüsse ein und visualisierte vor meinem inneren Auge ein warmes Restaurant mit gekühltem Wein. Da bimmelte mein Handy und ich wurde in ein warmes Restaurant mit gekühltem Wein gerufen, ja, es gäbe auch noch was zu Essen. Ich verließ Blogmich05 nach fünf Stunden, um 22:00 Uhr. Nächstes Jahr werde ich wieder kommen und gelobe, bis dahin die Blogwelt zu kennen wie meine Westentasche. Ich werde Kurse für Sozialisation und Smalltalk belegen, ich werde einen Anzug aus wattierter Daune tragen und Notfalls Blogger ausrufen lassen, die ich gerne kennen lernen würde. Und bis dahin: Danke an die Organisatoren. Danke an Isabo, Miss Caro, Cassandra und Don fürs Beiseite stehen. Ick bin valibt in Euch! Und Danke an die Stattkatze, Kaltmamsell, Frau Julie, Praschel und ak für den warmen Empfang. ... Link Montag, 2. Mai 2005
Podwodnaja Lodka, ne Buchpremiere in Berlin und der brummende Blogmich-Bär
herr paulsen
09:32h
Gestern saß ich den ganzen Tag vor dem Computer, schrieb Geschäftliches und quälte mich mit der Steuer, um nächste Woche ganz unbeschwert zum Blogmich fahren zu können. Es war ganz und gar unschön. Die Sonne schabte lautstark am Fenster, draußen fuhren immer mehr Wasserwerfer und Mannschaftswagen vor und gegen 16:00 Uhr trampelten die ersten behelmten Sicherheitskräfte durch meinen Garten und den Rosmarin nieder, da wusste ich, Paulsen, es ist Zeit deiner Pflicht als Werktätiger nachzukommen, heraus zum revolutionären 1. Mai. Wie jeder ordentlicher Arbeiter wollte ich ein bis höchstens zwei alkoholische Erfrischungsgetränke zu mir nehmen. Draußen aber wars fürchterlich! Kaum war ich vor die Tür getreten, bewölkte sich der Himmel und ein Rundgang durchs Viertel ergab, dass schon alle Menschen reichlich ihrer Pflichten als Werktätige nachgekommen waren und sich jetzt gerne mit der Polizei prügeln wollten. Die Polizei war aber in der Überzahl, zudem trug ich nur leichtes sommerliches Schuhwerk und so ging ich wieder nachhause, legte ein paar Reggae-Platten auf, mit freundlicher Unterstützung von live eingespielten Polizei-Sirenen. Und wie ich da so sitze, dämmert es mir: Paulsen, du hast Urlaub! Sonne, Strand und ferne Länder? Iwo! Nicht mit mir. Nächtliche Besäufnisse unter dem Deckmäntelchen der Kultur? Ja, so soll es sein! Mein Urlaub beginnt am Dienstag, 03.Mai bei „Transit“, der feinen Lesereihe in der Schilleroper, Hamburg. TRANSIT #19: "Aufreißen" mit Jörg Albrecht ,Johanna Wack und The Günter Grasses , Kurzfilm: „Wasp“ von Andrea Arnold (UK 2003) Das ist natürlich voll geheim, wer sich hinter dem DJ-Team Podwodnaja Lodka KSL verbirgt! Ich verrate es ihnen trotzdem. Es sind Herr Svensson vom FischkudderBlog und ich und wir spielen den ganzen Abend Russendisko und Reggae. Am nächsten Tag fahren wir dann völlig verkatert nach Berlin und sollten wir ankommen, möchte ich sie noch mal herzlich zur KAFFEE.SATZ.LESEN-Buchpremiere in Berlin einladen: Lesung mit: Mittwoch, 04.Mai.2005 Und dann noch dreimal Schlafen und es ist blogmich! Es ist mir ein Bedürfnis mich schon mal vorab bei ihnen zu entschuldigen. Ich bin extrem zurückhaltend, ja schüchtern bis zur völligen Verstummung. Große Menschenmassen verstärken dies. Wenn Sie also zwischen all diesen fröhlichen, weltoffenen und eloquent plaudernden Bloggern einen ernst dreinschauenden, schweigsamen Eigenbrödler entdecken, das bin dann ich. Sollten Sie mich ansprechen, sein sie nicht böse wenn ich wortkarg rumbrumme und dabei wahlweise zur Decke sehe oder die Schnürung meiner Schuhe kontrolliere. Ist nichts Persönliches! Und oft taue ich im Einzelgespräch schon nach sechs bis acht Stunden auf und verwandle mich in einen fröhlichen, weltoffenen und eloquent plaudernden Gesprächspartner. Dranbleiben! ..........................................ritsch. Links zum Thema: http://www.transit-fuer-alle.de/ http://www.redereihamburg.de/ http://blogmich.de/cms/ ... Link Mittwoch, 27. April 2005
Shall we dance? Ach, öh, danke, nö.
herr paulsen
08:55h
Immer wenn die Liebste Videos ausleiht wird es finster für mich. Ich bin nämlich ein Video-Ausleih-Despot, bei uns habe ich die DVD-Fernbedienung in der Hand. Leider ist die Liebste auch die Gleichberechtigungsbeauftragte in unserer Beziehung und da muss der Herr Despot manchmal einfach nur die Schnauze halten. Diesmal: „Shall we Dance“, mit Richard Gere und Jennifer Lopez. Stöhnend lasse ich mich auf dem Sofa nieder, die Liebste sieht mich finster an, ich verstumme, der Film beginnt. Also die beiden tanzen wirklich toll. JLO sieht blendend aus. Die Liebste atmet neben mir Kinderschokolade ein und seufzt selig, ich muß an meinen Tanzkurs denken und auch ein bisschen seufzen. Eigentlich habe ich zwei Tanzkurse gemacht, nein, einen und aber zwei Abschlussbälle. Aufmerksame Leser meines Blogs wissen, dass ich jahrelang in einem christlichen Internat, tief im Süden der Republik gelegen, gefangen gehalten wurde. Dort gab es auch Tanzkurse und Abschlussbälle. Den ersten Abschlussball bestritt ich mit Monika Merzenbach, Tochter des Großbauern Merzenbach, der mich wissen ließ, "so oiner kommt mer net auf de Hof." Der Abschlussball im festlich geschmückten Speisesaal des Internats war ein Desaster. Herr Merzenbach würdigte mich keines Blickes. Der Tanzlehrer Herr Kubelka, raunte mir zu, "Paulsen, ich bleib in ihrer Nähe, wir schaffen das schon!". So geschah es, ich schwenkte Monika durch die Gegend, neben mir tänzelte Herr Kubelka und flüssterte mir die Schritte zu, "links, rechts, drehen. Dreeeehehen!" Später musste ich noch mit Mutter Merzenbach tanzen, einer pausbäckigen Bauersfrau mit stattlichem Übergewicht, die mich während des Tanzes unsittlich berührte, dabei glühten ihre Bäckchen vor Freude und Aufregung. Den zweiten Abschlussball, ein Jahr später, verdanke ich unserem Sportlehrer Herr Leopold, einem armtätowierten Ex-Seemann, der mich im Winter "Schmalzkanten" nannte (Ballspiele) und im Sommer "mein Paulsen" (Leichtathletik). Ich war gerade auf dem Weg zu den Schlafsälen, sah die Lichter im Speisesaal und beglückwünschte mich, das schon hinter mir zu haben, da brüllte Herr Leopold über den Pausenhof, "Schmalzkanten! Herkommen! Uns fehlt ein Mann!" Eilig wurde ich in einen Anzug und dann in die Arme von Roswitha Eberling gesteckt. Herr Kubelka erkannte mich sofort wieder und fragte Herrn Leopold, "und das ist ihr letztes Aufgebot? " Als Richard Gere mit Rosen im Kaufhaus auftaucht und Susan Sarandon zum Tanz entführt, habe ich ein bisschen Augenkniepern und verfluche die Film-Auswahl der Gleichberechtigungsbeauftragten. „Sach ma weinst Du?“, fragt diese, ich so: „Nö. Heuschnupfen.“ Als der Film zu Ende ist, schnieft die Liebste ins Taschentuch, sieht mich aus geröteten Augen an und sagt: „weißt Du was? Wir zwei lernen jetzt Quickstep tanzen, da gibt es doch, pfffrrrffttt, bestimmt Kurse.“ ... Link Samstag, 23. April 2005
Testesser Paulsen berichtet: Eisenstein, Hamburg
herr paulsen
10:10h
Restaurant-Klassiker machen keinen Spaß. Das wiederum ist ein weiteres Problem für das Eisenstein. Dinosaurier UND auf ein Gericht abonniert, das ist zuviel des Schlechten. Aber Gemach, dem Eisenstein geht es gut. Schlangen am Eingang künden von zufriedenen Gästen, die gerne Mal anstehen, um dann in der imposant geziegelten, neun Meter hohen Halle der ehemaligen Schiffschraubenfabrik Theodor Zeise, dem attraktiven Servicepersonal kennerisch zu zuflüstern: „einmal Helsinki bitte.“ Im warmen Bauch des Dinosauriers entscheide ich mich für drei Vorspeisen. Das bringt das Servicepersonal nicht im Mindesten aus der Ruhe, der Grauburgunder (0,5 l, 12 €) kommt rasch und schmeckt wie guter Grauburgunder. Den Thunfischtatar ( 9,60 €) hat das Eisenstein nicht erfunden, perfekter aß ich ihn niemals. Hauchdünne, warme Tortilla-Chips, ohne den üblichen Geschmacksverstärkergeschmack, dafür mit schwarzem Sesam gebacken, dazwischen raffiniert gewürzter, ganz grob gewürfelter Thunfischtatar in Sushi-Qualität, ein süßes Gitter aus Rübensirup, die untötbare Asia-Chicken-Sauce und mondförmig ausgestochenes Wasabi-Mousse. Mondförmig! Ausgestochenes! Wasabi-Mousse! Der alberne Mist schmeckt aber wolkig leicht, mit angenehmer Schärfe. Daikon-Kresse drüber, wo genau ist Helsinki? Die würzigen Zicklein-Würste (9,70 €) sehen aus wie Nürnberger Rostbratwürste und sind ein Traum! Sie werden mit würzigem Tomatenpesto und frisch gehäuteten, in Olivenöl geschmorten Tomatenwürfeln serviert, mittig thront buttrig-lockeres Couscous mit einem Hauch von Minze. Gerade will ich mit Superlativen um mich schmeißen, da kommt das Wiener Backhendl. Das ist nun sicher nicht in Hamburg erfunden worden, das Eisenstein trifft keine Schuld, es ist eines meiner Lieblingsgerichte und als Vorspeise zu haben. Mutig bestelle ich, flott kommt das Wiener Gold. Der begleitende Kartoffelsalat mutet supermarktig an, der Gurkensalat ist rahmig-elegant, die Backhendl-Teile teilt krachend das mehrfach angeforderte Messer. Innen sieht es übel aus. Das Schenkelfleisch schimmert wächsern-roh und blutet ein wenig aufs weiße Porzellan. Normalerweise lasse ich schlechtes Essen nicht zurückgehen, ich esse schweigend, versichere auf Nachfrage dass es eine Katastrophe war und schildere anschließend das Erlebte in Zeitschriften oder meinem Blog. Rohes Huhn aber ist lebensgefährlich und so lasse ich die Pracht zurückgehen. Der Kellner macht es mir nicht leicht, gaukelt einen Hörsturz vor und nimmt das Essen erst nach mehrfach gebrüllter Reklamation mit in die Küche. Was nach nur zwölf Minuten erneut serviert wurde, war tadellos und wunderbar. Ich gebe zu, ich naschte auch von der Pizza meiner Begleitung. Helsinki. "Eisenstein", Friedensallee 9, Tel. 390 46 06, tägl 11-1 Uhr, So. ab 10 Uhr, keine Kreditkarten, nur EC-Cash, www.restaurant-eisenstein.de ... Link Mittwoch, 20. April 2005
Erste Küsse
herr paulsen
18:58h
Vor meinem Schreibtischfenster liegt ein Kinderspielplatz. Der Kinderspielplatz liegt abgelegen in einem großen Hinterhof, kaum Durchgangsbesuch, der Platz ist fest in der Hand der Nachbarskinder. Seit acht Jahren sehe ich den Kindern beim wachsen zu. Irgendwas ist anders in diesem Frühling. Es ist viel leiser als sonst. Die Mädchen sind plötzlich mehr als üppig geschminkt und stehen getrennt von den Jungs. Die Jungs kicken jetzt nicht mehr, sondern versuchen zu rauchen. Wer jüngere Geschwister hat, ignoriert diese. Es wird wenig geredet und viel ins Handy getippt. Der coolste Junge vom Platz hat heute das schönste Mädchen vom Platz geküßt. Vor allen! Hat sie geküßt, sich dann schnell weg gedreht, sich mit dem Ärmel den Mund abgewischt und schnell ne Kippe an. Riesen Applaus! Mir wurde plötzlich ganz sentimental und ich mußte an meinen ersten Kuß denken (den Name meiner Kuß-Partnerin habe ich diskret geändert): Die Party lief prima! Noch nicht mal vier Uhr Nachmittag und Ulla Hellmann, die Gastgeberin verkündete, sie möchte heraus finden, wer von uns Jungs am besten küsst, also ginge sie jetzt mal raus, ins Treppenhaus und dann, bitte nacheinander, ja? Ich fand das doof, das alle Ulla Hellmann küssen dürfen, ich war verliebt in Ulla Hellmann. Alle, das hieß aber auch, ich durfte und das fand ich ganz prima. Ulla stand im Treppenhaus und wartete, ich wußte nicht wohin mit meinen Armen, legte sie um ihren Hals, sie war größer als ich, ich musste mich ein bisschen strecken. Unsere Lippen traffen zusammen, ganz zart, ihr Lippenstift schmeckte süß, ihre roten Haare, ihr rosa Pullover, die ganze Ulla roch nach Kaugummi, Oshkosh-Parfüm und Rauch. Ich atmete tief ein. Plötzlich bohrte sie ihre Zunge zwischen meine Lippen, ich spürte ihre Zungenspitze an meiner, dann gingalles sehr schnell. Meine Kopfhaut kribbelte, meine Hände wurden eiskalt, mir wurde schwindelig, die Beine fühlten sich taub an. Ich klammerte mich an Ulla Hellmann fest, legte meinen Kopf auf den watteartigen Pullover, genau zwischen ihrer Schulter und der weichen linken Brust, schloße die Augen und versuchte nicht ohnmächtig zu werden. Ich glaubte ich hinge jetzt schon viel zu lange an Ulla Hellmann, das fand sie auch, stießt mich weg und sah mich streng an:“jetzt ist ja wohl auch mal wieder gut. Nur Küssen habe ich gesagt!“. Ich wankte zurück in die Wohnung, öffnete eine Dose Cola und setzte mich neben Rolf. Rolf rammte mir seinen Ellebogen in die Seite, lachte und sagt:“Stark, oder! Die Ulla, die weiß was Männer mögen!“. ... Link Sonntag, 17. April 2005
Nur mal ganz kurz: 2:00 Uhr, Bodega-Bar
herr paulsen
12:29h
Nach einem intensiven, schönen, aufschlußreichen und vor allem langen Essen mit Mutter (sie erwähnte den Text nicht), wackeln die Liebste und ich vom Hotel in Richtung Wohnung. Ich bin zu aufgekratzt zum Schlafen, aber zu müde um noch eine anständige Bar anzusteuern. Wir landen in der Bodega-Bar, die auf dem Heimweg an uns vorbei läuft. Wer hier trinkt, hat verloren. Ein kahlköpfiger alter Mann schaufelt sich mechanisch Hühnerfrikasseé-Matsche mit Reis ins fahle Gesicht, dabei starrt er der Bedienung aufs Bauchpiercing. Neben ihm sitzt ein dürrer, kleiner Mann mit brauner Kasten-Brille und sieht in sein Bierglas, wartet, dass die Weltformel irgendwann aus dem Schaum emporsteigen. Ohne den Blick aus dem Glas zu nehmen, kratzt er sich beiläufig sein Neurodermitis-Geflecht. Vier schwerst alkoholisierte Fußballfans mit aufgedunsenen Gesichtern, versuchen Spiegeleier zu essen und dabei nicht zu kotzen. Etwas stimmt nicht, passt nicht hierher. Also wir, ja. Aber noch was. Ich sehe mich um im dunklen Tiffany-Kitsch, dann erkenne ich, es ist die Musik. Über all der nächtlichen Trostlosigkeit verkündet eine Stimme aus den staubigen Boxen, das Jah immer richtig liegt und "after a storm there must be a calm". Gentleman singt. Die gesamte Confidence-Platte läuft. Stück für Stück. Es gibt die richtige Musik in der falschen Bar! Mit der Erkenntnis überkommt mich ein großer Frieden, genährt aus Alkohol, Müdigkeit und Gentleman. Auch ich beginne im Bier die Weltformel zu suchen, dem never sees to amaze me, strange things they bring to us, and only jah jah can save we, now who else can we trust. Plötzlich blickt mein Forscher-Kollege auf, setzt sich aufrecht, blickt streng aus seiner Kastenbrille und sagt laut: "Also die Musik, ne, kann man da mal was anderes anmachen, also so was nicht so tropisches?". "Vergiß es Heiner!", antwortet die Bedienung und ich sinke erleichtert zurück in meinen Bierschaum. ... Link Freitag, 15. April 2005
Mixed Pickles 2
herr paulsen
09:59h
... Heute morgen in der Dusche. Plötzlicher postpubertärer Anfall. No Fronts!-Not Tricks!-No soap box politics! Sofort die Cd wieder gefunden und noch vor dem ersten Kaffee erquickendes abmoshen mit Headbanging und Luftgitarre. We kick this just for fun! Nach dem Kaffee gings dann wieder. ... Bei Dreharbeiten zufällig unter einer Deckenkamera stehen und im Monitor Ansätze einer Tonsur entdecken. Hitzewelle. Panik. Headbanging. Weg. Puuh! Wie bekommen eigentlich Romanfiguren beim Lesen ein Gesicht, wie macht das Gehirn das? Meine Romane sind beim Lesen bevölkert von Freunden und Bekannten, die den Figuren irgendwie ähneln. Das ist nicht immer erfreulich, passiert aber automatisch. Schauspieler gehen auch. Neulich mittelschwere Krise: Tina Uebels fantastischer Arktis-Roman „Horror Vacui“,
eine gewaltige Tour de force durchs ewige Eis. Immer schimpfe ich auf Menschen, die nicht begreifen wollen, das der Ich-Erzähler nichts, oder nur bedingt mit dem Autor zu tun hat. In diesem Fall, ich kenne die Autorin, stolpert der männliche Ich-Erzähler durchs Eis. Ich sehe bis Seite 123 Tina selbst durchs Eis stolpern und wundere mich, wie sie in eine Plastikflasche pinkeln kann. Später ersetzte ich sie durch Peter Lohmeyer, dann gings. ... Am Wochenende kommt meine umtriebige Mutter nach Hamburg und hält einen Vortrag. Morgen Abend werde ich ihr dann die druckfrische Kaffee-Satz-Lesen-Anthologie überreichen. Sie wird nicht glücklich sein, über ihre Rolle in einem meiner Texte. Sie begreift nicht, das der Ich-Erzähler (und dessen Mutter) nichts, oder nur bedingt mit dem Autor zu tun hat. Mitherausgeber Herr Svensson dankt zudem in den Danksagungen seinen Eltern. Ich nicht. Auch das wird Mutter nicht begreifen. Herr, lass Montag werden! ... So und jetzt noch mal alle: „No Fronts! No Tricks! No soap box politics! No guns! Just blunts! We kick this just for fun! .......................................ratsch! Links zum Thema: Postpubertäres Duschkommando: http://www.dogeatdog.com/ Horro Vacui, der neue Roman von Tina Uebel und im besten Fall mit Peter Lohmeyer: http://www.tina-uebel.de/ Und für Mutti zum bestellen & nachlesen, die Kaffee.Satz.Lesen-Anthologie: http://www.redereihamburg.de/ ... Link ... Nächste Seite
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