Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Mittwoch, 10. August 2005
Richtig Umziehen, zweiter Teil: Den Keller entrümpeln

Bring den Vorschlaghammer mit,
wenn du heute Abend kommst,
dann hauen wir hier alles kurz und klein.
Der ganze alte Schrott muss raus
und neuer Schrott muss rein,
bis Morgen muss der ganze Rotz
verschwunden sein.
(Element of crime)

Der ganze Keller voll mit kaputten Erinnerungen, brüchigen Möbeln, verstorbenen Elektrogeräten, schlechten Platten, verwelkten Büchern und geschmacklosen Fehlkäufen. Fünf mal Fünf Meter Schrott, deckenhoch.

Arbeit geht von Arbeit weg, sag ich immer und los. Den ganzen Klabuster an die Strasse tragen, zwecks Autobeladung und mehrfacher Fahrt zum Müll-Hof. Als ich den zweiten Karton zum Lichte führe, stehen bereits interessierte Menschen auf dem Gehweg über den ersten Karton gebeugt. Da dämmert es mir. Als nächstes stelle ich die windschiefe TV-Bank IVAR auf die Strasse und klebe einen Zettel übers Spinnennetzwerk:

SPERRMÜLL
Wird um 15: 00 Uhr abgeholt.
Kann mitgenommen werden.

Dann den Keller ausgeräumt, bergig türmt sich der Schrott auf dem Gehweg.

Kaffee trinken, bloggen, flickr, Mittagsschläfchen.

Als ich um 15:00 Uhr auf die Strasse trete, spielt der Wind mit einem einzelnen, leeren Karton, daneben noch ein Eimer alte Farbe. Entrümpeln macht Spaß, wenn das ganze Viertel mithilft!

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Dienstag, 9. August 2005
"Höfliche Paparazzi": Internetforum völlig zerstört

Viele Jahre schrieb und, ja, lebte ich im "Höfliche Paparazzi"-Forum, bevor ich mich vergangenen Jahr aus persönlichen Gründen "in Rente" begab. In diesem Forum habe ich wunderbare Menschen kennen gelernt, mit denen ich jetzt auch in der Kohlenstoffwelt befreundet bin. Ohne das Höpa-Forum gäbe es KAFFEE.SATZ.LESEN nicht und noch heute laden wir begnadete Autoren aus diesem Forum zu unseren Lesungen ein. Die "Pappen" haben Bücher rausgebracht, eine CD eingespielt und bei zwei Bachmannpreisen in Folge Kandidaten gestellt ( 2004 Wolfgang Herrndorf, 3SAT-Publikumspreis, 2005 Natalie Balkow, Kelag-Publikumspreis). Ein kraftvolles, kreatives Netzwerk aus dem heraus sich großartige Sachen entwickelten.

Jetzt ist das Forum schon seit über einer Woche down, erste Informationen über die Ursachen klangen noch verhalten optimistisch. Heute ist im österreichischen Standard ein Artikel erschienen, den ich hier gerne reinstelle, weil ich weiß, dass viele Pappen auch hier beheimatet sind, mitlesen. Es sieht finster aus:

DER STANDARD; Printausgabe, 9.8.2005

"Höfliche Paparazzi": Internetforum völlig zerstört

Aus ungeklärter Ursache kam es vor rund einer Woche zum völligen Zusammenbruch des Internetportals hoefliche-paparazzi.de. Zuvor hatte das nur Harald Schmidt geschafft: Als er in seiner Sendung vor Jahren die Foren der Webseite empfahl, folgten so viele seinem Rat, dass kurze Zeit gar nichts ging.

Hardwarefehler, Viren oder Hacker

Diesmal liegt der Fall komplexer: Zwei Festplatten waren plötzlich leer, seither kann der Computer die Inhalte nicht mehr ordnen. Schuld könnten Hardwarefehler, Viren oder Hacker sein. Die Zukunft des Forums ist ungewiss. Die Rekonstruktion der Einträge käme teuer, einen Neustart wollen die Initiatoren Christian Ankowitsch und Tex Rubinowitz nicht.

Userbeschreibungen über Prominentenbegegnungen

Bekannt wurden die "höflichen Paparazzi" durch Userbeschreibungen über Prominentenbegegnungen. Die waren zuletzt nur mehr Nebenaspekt im riesigen Pool von erzählten und eifrig kritisierten Kurzgeschichten. (prie/DER STANDARD; Printausgabe, 9.8.2005)

..................ritsch.

Hier spricht der Chef:

http://www.hoefliche-paparazzi.de/

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Montag, 8. August 2005
Opa Paulsen erzählt: Mein 112ter Geburtstag

Gestern waren wir auf dem Dom. Das ist ein großer Rummelplatz. Es war sehr schön, denn ich bin seit letztem Jahr von der Fahrgeschäftsbenutzung befreit. Und warum das so ist, erzählt Opa Paulsen jetzt mal:

Ich bin ein alter Mann. Ich bin 112 Jahre alt. Ich bin der älteste Mensch Deutschlands. Meinen Geburtstag feierte ich letztes Jahr auf dem Hamburger Dom. Zweimal im Jahr muss ich da mit meiner Freundin hin, traditionell verwandelt sich unsere, ansonsten harmonische Beziehung, in einen Interessenkonflikt. Sie liebt die waghalsigen Fahrten in allerlei monströsen Schüttelmaschinen, mit bedrohlichen Namen wie Inferno-Schocker,Todes-Tower und Teufelsritt. Ich lehne das ab. Der Sinn dieser bunt blinkenden Foltergeräte der Spaßgesellschaft erschließt sich mir nicht. Ich möchte nicht gefoltert werden. Ein Dombesuch bedeutet für mich Waldmeistersofteis, Rosen schießen und an guten Tagen stelle ich mich auch schon mal mutig an der Losbude an.

Gefährlich wird es für mich, wenn die Liebste Stimmen hört. Die Stimmen rufen: „steigen sie ein, jetzt dabei sein, es sind noch Plätze frei, der krasse Spaß für Leute von Heute, hier geht die Post ab, hier steppt der Papst im Kettenhemd, immer rein kommen immer dabei sein.“ Sie bleibt dann stehe und sieht mit leuchtenden Augen erst den Fahrbetrieb an, dann mich. „Och bitte“, sagt sie und „nur einmal!“ und ich sage: „Och nö.“ Dann gehen wir Waldmeistersofteis essen.

Letztes Jahr, setzte meine Freundin zur Durchsetzung ihrer Interessen ihre gefährlichste Waffe ein. Die Schmollmundschippe. Bei der Schmollmundschippe verwandelt sie sich innerhalb weniger Sekunden in ein sechsjähriges Mädchen, tränenfeucht werden ihre großen Augen und die Unterlippe schiebt sich zu einer Schippe nach vorne. Ich werde dann zu willigem Wachs in ihren Händen und tue Dinge die ich nicht tun will. Und auch diesmal ging alles sehr schnell. Eben noch hatte ich versucht, sie von einer Fahrattraktion Namens Dancer wegzuziehen, da!, kurze Schmollmundschippe und schon senkte sich der Sicherheitsbügel auf uns hinab. Ich erinnere mich noch genau, zu diesem Zeitpunkt war ich ein 35 Jahre junger, gesunder Mann.

Sehr schnell drehte sich das kleine Auto an den fragilen Stahltentakeln, die Fliehkräfte zerrten bereits nach wenigen Sekunden gehörig an meinem Körper, da rief der Folterknecht aus seinem Kabuff: „Jaaaa, Freunde der Schwerkraft, das ist nur die Aufwärmphase gleich geht das hier richtig ab!“. Ich versteinerte. Panikwellen durchrollten meinen Körper, ein stechender Schmerz im Rückrad, ja die Wirbelsäule würde brechen, ich war mir sicher. Querschnittsgelähmt. Bewegen konnte ich mich schon jetzt nicht mehr. Bunte Lichter brausten an mir vorbei, lebenswichtige Arterien platzten hörbar und durch den Blutrausch in meinen Ohren hörte ich Musik: „ja lebt den der alte Holzmichel noch?“ fragten sich da irgendwelche lustigen Musikanten aus dem Sächsischen, während ich mit Schallgeschwindigkeit dem Grenzbereich Todeszone entgegengeschmettert wurde. Mein Weib stieß exstatische Freudenschreie aus, verstummte aber sofort als ihr Blick auf den Beifahrersitz fiel. „Ist Dir schlecht? Musst Du kotzen?“, schrie sie, ich sagte: „Mmnm“. Dann brüllte sie mir Überlebenstipps ins Ohr:„den Kopf ganz fest ans Kopfteil pressen und geradeaus kucken.“ Ich überlegte genau wo genau denn geradeaus gerade war, da verstarb der alte Holzmichel und jetzt wurde eine Sirtaki-Party auf Mykonos besungen.

Das entfesselte Weib brüllte unentwegt irgendwelche Entschuldigungen, während die Bilder meines Lebens an mir vorbeirauschten. Als ich den Tunnel sah und das weiße Licht und Gott und meinen verstorbenen Großvater, da geschah ein Wunder. Wir wurden langsamer. Wir hielten an. Es war vorbei. „Tut mir leid“, sagte die, mir völlig unbekannte Frau neben mir, „ich wusste nicht, dass das so lange geht, echt, das ist mir jetzt...“. In diesem Moment wurde sie von der Stimme unterbrochen: „Ja Herrschaften, heute ist Familientag, doppelter Spaß fürs kleine Geld, auf zur zweiten Runde, ich hau dann mal den Turbobooster rein!“.

Das letzte woran ich mich erinnere ist eine kreischige Kinderstimme aus der Beschallungsanlage, die immerzu behautete: „ich bin Schnappi, das kleine Krokodil.“ Dann verließen mich die Lebensgeister und ich erwachte erst wieder an meinem 112 Geburtstag den ich halb liegend hinter der Pommesfriteuse des gegenüberliegenden Festzeltes verbrachte. Die Liebste gratulierte herzlichst: „Boah, du zitterst ja am ganzen Körper, sag mal, du bist ja leichenblass, oh Gott und die blutunterlaufenen Augen!“. Nach einer längeren Schweigeminuten sagte sie: „Weißt Du was? Wir zwei gehen jetzt schöööön Waldmeistersofteis essen!“ „Ach nein,“ antwortete ich „feiert ihr mal schön weiter, ich muss jetzt nachhause.“ Dann rief ich nach meinem Zivildienstleistenden.

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Sonntag, 7. August 2005
<% image name="logo" %> eine neue Literaturzeitschrift kündigt sich an

Vor ein paar Monaten sprachen mich nach einer Lesung zwei junge Männer an und erzählten äußerst enthusiastisch von ihren Plänen, eine neue, junge Literaturzeitschrift auf den Markt zu bringen. Eine Nullnummer hatten sie auch dabei und ich war begeistert! Tolles Layout, frische Graphik, sehr ansprechend, irgendwas zwischen „Wire“, „Neon“ und „Wallpaper“ und genau die Art von Magazin, die nur in Eigeninitiative zu verwirklichen sind, weil den großen Verlagen der Mut oder die Invention fehlt.

Jetzt geht es langsam los, zumindest die Internetseite von „freistil“ ist seit dieser Woche online und auch wenn dort das oben gepriesenen Layout leider nicht umgesetzt wurde, ist das eine spannende Sache.

„freistil - magazin für sprache und dichtung ist ein Magazin für Menschen, die sich von Sprache und Dichtung in Wort und Bild unterhalten und inspirieren lassen wollen.

freistil tritt als engagierte Plattform für junge Autoren der deutschsprachigen Literaturszene auf. Es wird gestaltungsbewussten und literaturinteressierten Lesern und Schreibern ein Forum sein. Hoher literarischer Anspruch verschmilzt in freistil mit hochwertigem Design, das Geschriebenes visuell in Szene setzt und damit eine Nische auf dem hiesigen Zeitschriftenmarkt belegt.“

Die Macher Thore Hoffmann und Kristian Hagen kündigen die erste Ausgabe für Ende dieses Jahres an, aber es fehlen noch Fachkräfte für Redaktion und Anzeigenverkauf außerdem werden Sponsoren, Förderer, Unterstützer und Autoren gesucht.

Jetzt schon bietet „freistil“ auf der Internetseite die Möglichkeit Leseveranstaltungen, Autoren, Verlage und Bücher vorzustellen und zu bewerben, es gibt einen ersten Schreibwettbewerb. Ganz Überzeugte können schon jetzt ein Abo für die Zeitschrift erwerben oder auch einfach erstmal den Newsletter bestellen.

„freistil - magazin für sprache und dichtung:

http://freistil-magazin.de/

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Samstag, 6. August 2005
Geld sparen beim Plattenkauf! Heute: Madness-The Dangermen Sessions

Eine Madness-Platte! Nach all den Jahren. Tränen der Rührung, mit zitternden Händen dem Plattendealer schnell das Geld auf den Tisch gezählt, ab nach Hause und rein das Ding!

37 Minuten und 20 Sekunden später ist es dann, freundlich gesagt, überstanden. Ein schreckliches Album, entsetzlich wie sich Madness mit lahm gespielten Coverversionen von tot gespielten Reggae-Klassikern abmühen. „The Israelites“ ist so eine Leiche und „Shame & Scandal“, Madness bohren müde in verwesten Meilensteinen und vermögen auch nichts anderes festzustellen, als den Tod des Patienten, um sich anschließend gleich an Max Romeos „I chase the devil“ zu vergehen, eine Frechheit mit fiependem Trio-Keybord im Achtziger-Sound.


(Madness-Fans mit Beruhigungs-Bier)

Schlimmer wird’s nicht? Aber klar doch. Die Selbstdemontage der Ska-Götter scheppert zügig dem Ende entgegen, jetzt spielen sie Pop-Cover: „Keep me hanging on“ und „Lola“ wobei Letzteres schon in der Ursprungsversion überflüssig war. Und alles, alles klingt ganz schlimm nach weichgespültem Urlaubs-Reggae für Mauerblümchen und Jah alleine weiß, was der ansonsten begnadete Produzent Dennis Bovell geraucht hat um diese schleimige Soundsuppe mit billig-Keyboards, dünner Stimme und dürren Bläsersätzen anzurühren. Das dann ganz unten auf der CD auch noch Volume one steht, das finde ich bedrohlich.
Ganz, ganz böse, ich schmeiß das jetzt weg.

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Freitag, 5. August 2005
Richtig Umziehen, erster Teil: die Wahl des Umzugsunternehmens

Meine Einstellung zu Umzügen ist ja bekannt oder kann hier http://antsinp.antville.org/stories/1046199/ nachgelesen werden. Natürlich bleibe ich mir treu und der Freundeskreis verschont. Ein Umzugsunternehmen muss also her. Ich habe noch keinen Baum gepflanzt, keine Frucht meiner Lenden tobt bislang durch die Gegend und ähnlich jungfräulich bin ich bei der Auswahl eines Umzugsunternehmens. Ich dacht ich bin mal so richtig der schlauer Checker-König und gehe generalstabsmäßig vor. Wenn auch etwas spät, in drei Wochen soll es los gehen. Jetzt aber hurtig! Blick in die gelben Seiten, ganz schön viele Umzugsunternehmen. Einzeiler wie: Jacumuck Kleppeldey, Umzüge aller Art plus Handnummer fallen raus. Immer noch ganz schön viele Umzugsunternehmen. Da ich die Hälfte meines Lebens im Internet lebe, rufe ich eine neue Selektive aus: Wer hat eine Internetseite? Fast alle. Mmmh.

Also wähle ich wahllos: einmal protziges Riesenunternehmen, zweimal Mittelständler und einmal voll billig. Ich rufe an. Alle freuen sich auf meinen Umzug und kommen gerne für einen kostenlosen, unverbindlichen Kostenvoranschlag in meine bescheidene Hütte. Ich bin begeistert.

In den letzten Tagen waren die alle da:

Herr Protzig
macht den großen Aufriss, knapp eine Stunde wandert er durch meine 52 qm Hallen, notiert emsig und spricht dabei ununterbrochen, wie toll sein Unternehmen sei, nur fest angestellte Fachkräfte und alles null Problem! Dann gibt er eine halbe Stunde Einpacktipps. Lascher Händedruck zum Schluss, ich mag das nicht, das ist wie Fische schütteln.
(61 (!) Kartons, 3-4 Mann, Voranschlag kommt)

Mittelständler 1
braucht 15 Minuten. und muss sich mal kurz setzen. Ein älterer Herr mit Ted Herold-Frisur und starkem hanseatischem Akzent, er krakelt ebenfalls emsig in Sütterlin seinen Block voll und schwitzt stark. Gerade schrub ich Blog. Schön!
(88 Kartons, 2-3 Mann, Voranschlag kommt)

Mittelständler 2
hat sofort verschissen. Kann er aber nichts für. Er sieht aus wie Gebhardt, der mich auf dem Schulhof des christlichen Knabeninstitutes immer grün und blau geschlagen hat. Vielleicht ist er’s auch, er schaut grimmig, notiert wenig und will zu gar nichts Angaben machen, weil er sich „doch immer verschätzt“. Ja, der Gebhardt war auch immer schwach in Mathe. 8 Minuten braucht er für:
( Irgendwieso, Voranschlag kommt.)

Voll billig
ist der Hammer! Voll billig braucht 6 Minuten, „ische make daas seid funfzeh Jahree!“. Dann aber kommts, Voll billig fragt: „kama sische hiee nit setzte, isse doch gleisch fiel gemutlicher!“. Dann erzählt er zwanzig Minuten was geht. Und bei ihm geht so Einiges: „Make isch ihne 120 Erou für alle Vepakung, egal was du brauchste! Komme wir mit funf bis seks Mann, isse ruckzuck fertisch, make isch ihne auch ohne Reechnun wenn wolle. Un make wir Mittagspausee, kanne Polizei inzwuschen alle Loide abschleppe wo stehe in Parkeverbote obwohl verbote!“ Er erinnert mich an den italienischen Schwiegervater Antonio, aus Jan Weilers Roman „Maria, im schmeckts nicht“. Das schafft Vertrauen, fast hätte ich Antonio gebeten zum Essen zu bleiben. Er ist auch der Einzige der sofort einen Preis hat: „Un isse garandierte Festepreis, nicke nur Festepreise wie die andere, garandierte Festepreise! Ich bin verliebt in Antonio.
(Kartone egale!, funf-seks Mann!, garantierte Festepreise!)

Inzwischen hat mein Fax-Gerät auch die anderen Herrschaften wieder ausgespuckt und ich kann sagen, ich bin überrascht. Kostet nämlich alles exakt gleich. Unterschiede von ca. 20-40 Euro schwingen mit, das ist alles. Variabel sind lediglich Mannstärke, Kartonanzahl und „garandierte Festepreise ohne Reechnun“.

Ich bin nach drei Tagen so schlau wie zuvor. Umzugsunternehmenswahl scheint hauptsächlich eine Frage des Bauches und der Gesetztestreue zu sein. Spannend!

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Dienstag, 2. August 2005
Wie ich gestern mal Modefotograf war

Gestern war ich mal Modefotograf! Huiii! Eigentlich sind meine Fotokünste bescheiden und amateurhaft, aber hey, es kommt auf die richtige Verkaufe an!

Gestern also, ich hatte frei und die Liebste erklärt mir, sie müsse heute meine Kamera haben. „Kommt nicht in Frage!“, rief ich empört. Doch, erklärte die Liebste, das müsse schon sein, beruflich. Heute Abend müsste sie im Side-Hotel die neueste Frühling-Sommer 2006 Kollektion der Modemarke XY zeichnen. Warum denn mein Fotoapparat von Nöten sei wenn doch gezeichnet würde, fragte ich und erboste die Liebste mit dieser dummen Bemerkung. Zeichnen oder auch ordern, so lernte ich, meint bestellen. Also, Kollektion kucken, knipsen, bestellen.
Ha!, dachte ich, das ist mein Einstieg in die Glitzi-Modewelt und ich bot selbstlos an, die Liebste als Fotograf zu begleiten.

Das Side Hotel ist ja sehr schön, Architektur die einen ganz schwummerig macht. Der Konferenzraum in dem die Mode-Präsentation stattfinden sollte, erinnerte aber eher an das Raucherzimmer einer rumänischen Sonderschule, ich sah noch mal schnell draußen nach, doch, es war noch immer das Side Hotel. Wir wurden von einer sehr lauten Dame empfangen, die unglaublich schnell sprechen konnte und uns warme Cola anbot. Dann sprach sie zwanzig Minuten sehr laut und schnell mit der Liebsten über Modetrends und die Liebste schaute dazu so, wie sie immer schaut, wenn ich meine Aschenbecher nicht ausleere oder den Klodeckel nicht zumache.
Ich verstand gar nichts und überprüfte wie ein echter Profi konzentriert mein Equipment. Ach du Scheiße! Die Kamera verriet mir, dass der Akku beinahe gänzlich leer sei. Der Akku, der am Morgen noch volle Leistung angezeigt hatte! Mir wurde ganz heiß, mein Kopf färbte sich rot und das genau in dem Moment, als das osteuropäische Model den Raum betrat. Das war mir unangenehm, stellte sich doch der Eindruck ein, es wären die Akkus des osteuropäischen Models die mich erröten ließen. Das Model war sehr schön anzusehen, sehr groß, sehr blond und sie fror sehr. Für so was hatte ich aber jetzt keinen Sinn, ich starrte auf den Balken der Akku-Anzeige und betete.

Drei Stunden dauerte mein Martyrium, bei jedem Klick und jedem neuen Kleidungsstück auf meiner Speicherkarte, dankte ich dem Herrn und fand so, nach vielen Jahren, wieder zu Gott.
Die Fotos sind übrigens allesamt sehr hässlich. In einem Raucherzimmer einer rumänischen Sonderschule sieht man ein frierendes osteuropäisches Model, das mich böse durch den Sucher anfunkelt und dabei viele schöne Sachen trägt.
Die Bilder muss ich Ihnen leider vorenthalten, alles sehr geheim in der Glitzi-Modewelt und ich bin ja schließlich Profi!

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