Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Freitag, 26. August 2005
Kleines Deutsche Bahn-Tourette No. 2758

Eigentlich sollte ich gestern um Mitternacht in Hamburg sein. Angekommen bin ich heute Vormittag. Ich bin nämlich Bahn gefahren. Aufgrund von Gleisbauarbeiten fand ich mich gestern Nacht dann nicht in Hamburg, sondern in Hannover wieder. Vor die Wahl gestellt mit zwei aufrecht empörten Omis, einem stockbesoffenen Handelsvertreter und einem verschwitzten Ausschlagträger mit einem Großraumtaxi über Eilbek und Pinneberg doch noch Hamburg zu erreichen, wählte ich den Hotelgutschein. Fehler gemacht. Schlaflose Nacht in kackbraunem Zwergenbettchen, alles muffig weil Badezimmer gerade am verwelken, Fenster aufmachen ging auch nicht, wegen vierspuriger Lärmbelästigung. In den anderen Zimmern war auch ganz schön was los. Der Film lief aber auf meinem Fernseher nicht. Zug nach Hamburg um 8:15 Uhr kam dann wegen Gleisbauarbeiten um 9:00 Uhr.

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Montag, 22. August 2005
Flammende Rede für schlichte, weiße, große Teller

Lisa9 veröffentlichte heute in ihrem Blog ein mundwässerndes Foto von sehr gelungenen Wiener Schnitzeln. Im Postskriptum dann der Vermerk, die Teller seien von Ikea. Ob Bescheidenheit oder Besitzerstolz sie zu diesem Satz veranlasste bleibt im Dunkeln. Mir jedenfalls gefallen die Teller. Sie sind schlicht. Sie sind weiß. Sie sind groß. Das möchte ich zum Anlass nehmen, endlich meine flammende Rede für schlichte, weiße, große Teller zu veröffentlichen, die ich schon 2003 einem tellersuchenden Brautpaar in einem Geschirrgeschäft entgegenschmetterte um sie vor Fehlkäufen zu bewahren:

"Ewiges Glück und Harmonie bei Tisch lässt sich nur durch rein weißes Geschirr erreichen. Weißes Geschirr lässt Freiraum für mannigfaltige Tischdekorationen und Selbstverwirklichung, weißes Geschirr ist ein dezenter Schmuck für jedes Heim. Wendet Euch ab von Blümchenmustern und Jagdszenen! Auch das bunte, vermeintlich jugendfrische Geschirr aus dem Hause "Dibbern" ist Teufelswerk und führt zu Blutstau in den Augen. Rein und weiß, so soll es sein. Auch leuchtet das Essen besser, wenn es nicht mit Blumenranken in Konkurrenz treten muß.

Und groß! Groß sollen sie sein, die Teller und Platten. Platz bieten für feinste Speisen. Überladene Teller schließen den Magen und werfen den Verdacht der Völlerrei auf Euch!

Ein Teller ist wie der Rahmen für ein Bild, wie die Leinwand für einen Film. Nur sind beim Essen Bild und Film ja immer anderer, darum soll der Rahmen zurückhaltend elegant, die Leinwand aber groß und einladend sein."

Das musste raus. Danke.

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Sonntag, 21. August 2005
Herr Paulsen geht aus: The Boss Hoss

Ich muss gestehen, ich liebe Countrymusic. Country hat eine lange Tradition im Hause Paulsen, schon meine Mutter verwöhnte mich mit Johnny Cash und Ende der Neunziger legten mein Freund Bruce und ich in der Bar „Weisse Maus“ auf dem Kiez Country-Platten auf. Jackpot & Cottonfield nannten wir uns damals (ohne von der Kleidermarke gleichen Namens zu wissen) und die Abende waren legendär! Neben alten Klassikern wie Johnny Cash, Tammy Wynette, Hank Williams, Dolly Parton usw. spielten wir vor allem was wir damals „New Country“ nannten: Alabama3, Giant Sand, Delakota, Calexico, Freakwater, Wilco und Sixteen Horsepower aber auch gerne Deutsche Bands wie Fink, Cow, DM Bob, Tenfold Loadstar oder The Twang!. Wer Country auflegt, hört oder sich dazu bekennt, begibt sich auf dünnes Eis aber mit dieser Mischung war und ist Country nicht nur überraschend hörbar sondern auch absolut Party-tauglich.

Seit einer ganzen Weile gibt es nun schon die Band Boss Hoss aus Berlin. Die spielen berühmte Popsongs im Country-Gewand und das klingt für Country-Lover wie mich schon etwas bedrohlich, nach platter Effekthascherei und neu ist die Idee auch nicht. „The Twang!“ machen das seit Ewigkeiten, die großartigen „Hayseed Dixie“ machen das seit Jahren und ihr Album „A Hillbilly Tribute To AC/DC“ ist ein Klassiker („Hells Bells“-Intro mit Fahradklingel!). Auch schön die LP „Kiss my Grass“ mit „Kiss“-Songs.

Und jetzt also Boss Hoss. Da ich Vorurteile nicht leiden kann, habe ich mir die Platte „ Internashville Urban Hymns“ einfach gekauft und war angenehm überrascht.

Beastie Boys „Sabotage“ ist ein Höhepunkt, „Word up“ von Cameo rockt, Elvis covergeplagtes „A little less conversation“ swingt fein und sogar „Like ice in the sunshine“ kann man so gespielt wieder hören. Insgesamt aber doch nichts, was ich in meinem Blog ausdrücklich empfohlen hätte. Wenn ich die Jungs nicht gestern live erlebt hätte!

Der Welt Astra Tag ist eine Veranstaltung die ich sonst meide. Da wird ein mittelmäßiges Hamburger Bier mit „Kult-Charakter“ gefeiert, Open Air, Bands die ich nicht kenne spielen gratis fürs bierselige Volk. Aber Boss Hoss, ja, doch mal kucken. Smart die tätowierten Jungs in Jeans und schweißverklebtem Feinripp, das macht live einen derartigen Spaß, die Jungs rocken mit dicken Gitarren, Standbass und Waschbrett gnadenlos das Haus, ein großer Spaß, nicht nachdenken, grab a beer & party! Nicht verschweigen will ich hier folgenden Dialog mit der Liebsten:

Sie: „Ja, schade mein Süßer, ich verlasse dich wegen des Drummers.“
Ich: (kurz den Drummer angesehen) „Das ist jetzt nicht dein Ernst!“
Sie: „Ach eigentlich nehm ich sie alle, bis auf den links mit der Rassel“
Ich: „Ja, dann.“

Unbedingt erleben, in Hamburg das nächste Mal am 17.11.2005 im Grünspan. Keep it Country!

.......................yehaaw! Links zum Thema:

The Boss Hoss:
http://www.thebosshoss.com/

Konzertbilder von gestern:
http://www.flickr.com/photos/ieye/

Hayseed Dixie
http://www.hayseed-dixie.com/

Fink:
http://www.finkmusik.de/

Sixteen Horsepower:
http://www.16horsepower.net/

Alabama3:
http://www.alabama3.co.uk/

DM Bob:
http://www.dmbob.de/

The Twang!
http://www.twang.de/

Freakwater
http://www.freakwater.net/

Giant Sand
http://www.giantsand.com/

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Samstag, 20. August 2005
"Neues, unglaublich witziges, an Originalität schwerlichst zu überbietendes Zauberspielchen"

Sopran will es wissen. Die 10 letzten Mails die ich bekommen habe, natürlich nur die Betreffzeilen. Das ist meine Chance Maître Hack endlich nach unten zu drücken, darum hier:

slamily Ausgabe Nummer 784
gute nachrichten
RE: Kolumnen
Schrabbelballaden BOOK OUT NOW
New Food Agency in Romania
AW: Kurztrip nach Hamburg
You are helimars´newest contact!
besseresser laden ein
WTRL: Briefing WS nr. 130
poets on the beach August

Hey! Kein Sex-Spam! Glück gehabt.

Ich tät gerne Mailbox-Watching bei:

Cassandra

Andropov

HerrSvenson

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Mittwoch, 17. August 2005
Herr Paulsen schreibt einen Brief. Heute: an die Qualitätsmetzgerei W. Brandenburg, Tillman´s Fleisch & Convenience GmbH und die Minimal/Rewe-Gruppe


(Tillman´s Maître Hack)

Mahlzeit,

ich weiß jetzt nicht wenn von Euch Dreien ich als erstes in die Pfanne hauen soll, aber Eure Schweinenackensteaks in Kräuteröl, die hau ich mir sicher nicht mehr in die Pfanne. Gestern, da hatte ich so richtig Fleischeslust und stürmte nach der Mühsal eines harten Arbeitstages in den Minimal-Markt, fünf Minuten vor Ladenschluss. Viel war nicht mehr da, aber doch ein Beutelchen eingeschweißte Nackensteaks in Kräuteröl. Kauf ich sonst nie, ich kann Fleisch selber marinieren, aber in der Not..., na Ihr wisst schon.

800 g Nackensteaks, das sind vier-fünf Steaks, die ihr in zwei Stapeln eingeschweißt hattet. Dachte ich. Zuhause zerfiel die zwei Stapel-Bastelarbeit aber in exakt neun dünne Lappen. Irritiert kramte ich noch mal die ölige Packung aus dem Müll, nö, kein Hinweis auf Schabefleisch oder Döner. Nackensteaks, stand da.
Ich kann ja kochen, also wusste ich schon, das wird schwer mit den luftigen Lappen. Ich also zwei Pfannen aufgestellt und ordentlich heiß werden lassen, damit die hauchdünnen Dinger mir nicht auswässern. Rein in die Pfanne, zisch, und schon nach 30 Sekunden kündete weißer Eiweißauswurf auf grauem Kochwasser schwimmend das Ende der Garzeit.
Diese Tiere sind zweimal gestorben.

Bevor also die Liebste und ich uns an den Abendbrottisch setzten um grüne Bohnen und Röstkartoffeln mit Kräuterbutter und ohne Fleisch zu genießen, hab ich die Kamera geholt und ein Foto für Euch gemacht:

Das da oben, behaupte Ihr, ist ein Nackensteak. Ihr müsst jetzt stark sein, Ihr irrt, es sind 34 g Knorpel und Fett vom Schwein mit Spuren von Muskelfleisch.

Ich gebe zu, ich bin ein bisschen verstimmt. Solltet Ihr Drei da aber eine perfide Kampagne ausgeheckt haben, um den Menschen ein Bewusstsein für gute Fleischqualität nahe zu bringen, für Bio-Fleisch, von richtigen Metzgern, unbehandelt, unmariniert und ordentlich geschnitten, dann seid Ihr auf dem richtigen Weg! Mich jedenfalls habt Ihr überzeugt.

Verschrumpelt,

Paulsen

PS: Und Du Tillman´s Fleisch und Convenience GmbH mit dem lustigen Apostroph, solltest Dir noch mal Gedanken über den Koch auf Eurer Homepage machen. Vielleicht heißt Euer Rezept-Tipp-Mann ja wirklich Hack. Aber Maître Hack? Mein Gott, der Mann ist doch bestraft genug mit Euren niedlichen Nackenlappen. Euer Slogan: „Alles Gute für mich“, ist allerdings voll ehrlich. Da weiß man doch gleich, dass Ihr die dicken Steaks behaltet und nur den Mist in die Supermärkte fahrt.

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Sonntag, 14. August 2005
Ich habe mich geirrt.

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Samstag, 13. August 2005
Ganz in Grau, mit einem Blumenstrauß


(Hamburg, 9:30 Uhr)

Gleich fahren wir zu einer Hochzeit. Auf dem Lande. Da das Häuschen der Liebenden sehr klein ist, wird im Freien gefeiert.
12 Grad, Regenwahrscheinlichkeit 80 %. Gestern wurde schon telefonisch der Dresscode geändert, Casual und gutes Schuhwerk sind gefragt, denn "wir wollen am Weiher grillen."
Nur der Gummistiefel hört mein Seufzen.

Lesen Sie nächste Woche an dieser Stelle alles über Schlammwalzer, Grillen mit nassen Kohlen, wie man eine Kamera trocknet und auch erkältet zur Arbeit gehen kann. Erfahren Sie alles über die Säuberung lehmverkrusteter Casual-Wear, lernen Sie, warum in der Nähe von Weihern ein eiskaltes Mikroklima herrscht und warum Herr Paulsen ab Mitternacht nur noch Slipknot-Platten auflegte.

(Eben läuft die Liebste vorbei und murmelt irgendwas von "...Fellweste auch wenn du die scheiße findest.")

Tschüss.

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