Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Sonntag, 15. Juni 2008
Survival of the Gurke !

Viele fieberten hier mit und es sollte gegen Ende noch mal knapp werden; man fährt eben nicht in den Urlaub so als echter Landwirt. Der angeheuerte Schwiegermutter-Gießdienst goss eher stiefmütterlich, insgesamt fehlten meinen Gurken auch Liebe, zärtliches Blattwerkstreicheln und morgendliche Ansprache.
Bei Rückkehr ins Heim bot sich dem rechtschaffenden Gurkenfreund ein Bild des Grauens: welkes, gelb gesprenkeltes Blattwerk, nur zwei von acht hoffnungsvollen Gurken hatten überlebt. Diese aber wie! Mit sattem „plok“ von der Pflanze getrennt, schmeckten sie himmlisch, die dicken saftigen Gurken aus heimischem Anbau, jede mit einem Erntegewicht von 300 g! Dollstens. Hier noch mal die Wiederholung:

8.Mai

23. Mai

14.Juni

PS: die Tomatenpflanze (oben hinten im Bild) ist mittlerweile so groß wie ich und zeigt zarte Früchte, an der Paprika (oben links im Bild) hängen auch schon kleine Peperoni-Kinder, es bleibt spannend auf Balkonien.

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Freitag, 13. Juni 2008
Es Molí d´en Bou. Menü-Marathon beim einzigen mallorquinischen Sternekoch

Tomeu Caldentey ist einer von insgesamt fünf Sterneköchen auf der Insel und als einziger Mallorquiner (weltweit) hält er seit 2004 einen Michelinstern für seine gradlinige Modernisierung der traditionellen Inselküche. Wir sind sehr gespannt! Sein Restaurant „Es Moli d´en Bou“ liegt gut versteckt im Dörfchen Sant Llorenc de Cardassar. Die ehemalige Mühle erinnert eher an eine Burg, die steinerne Muscheltreppe führt hinauf ins Restaurant, einem sandsteinschweren, lang gezogenen Gewölbe. An einem Ende des Raumes werkelt hinter einem Panoramafenster die sechsköpfige Küchen-Crew.
Dreierlei warme Brotsorten werden gereicht und ebenso viele heimische Olivenöle, von samtig bis kratzig-robust, dazu Meersalz von der Insel. Wir wählen das große Menü in sieben Gängen, zwölf Köstlichkeiten sollten es letztendlich werden.

Zum Auftakt gibt es Coca, die traditionelle Mürbteig-Pizza der Mallorquiner, hier mit süßen Zwiebeln und Sobrasada belegt. Ein knuspriger Kontrast zu den weichen, salzigen Mini-Bisquits, die ebenfalls mit der mallorquinischen Paprika-Mettwurst gewürzt wurden.

Es folgt, bereits zu Beginn, ein Höhepunkte des Abends: Ein cremiges, blütenweißes und ebenso sahnesattes Entenleber-Mousse auf einem breiten Pinselstrich glänzender Bitterschokolade serviert, belegt mit gerösteten Maiskörnern. Eine grandiose Kombination, ein Geniestreich.
Die kräftige Pilzconsomée vermählt sich im Schnapsglas mit fluffiger Pilzmayonnaise. Das Wort Mayonnaise ist hier (wie auch in einem folgenden Gang) nur bedingt im Wortsinn zu sehen; Basis ist zwar mit Olivenöl emulgiertes Eigelb, bei Tomeu Caldentey ist „Mayonnaise“ aber eher ein so luftiger wie geschmacksintensiver Schaum.

Die Meerestiersuppe ist cremig-samtig und schmeckt klassisch. Das Erlebnis ist hier die Einlage: neben Krabbenfleisch und Mini-Zucchinischeiben finden sich beinahe rohe, winzig kleine Blumenkohlröschen in der Suppe, ein knackig frisches Bissgefühl, geschmacklich perfekt ausbalanciert.
Die weißen Tagliatelle-Nudeln aus Reis baden in einer gebundenen, klaren, sehr intensiven Krustentier-Consomée, die roten Garnelen dazu sind perfekt glasig gegart und von nussigem Geschmack. Wären Garnelen immer von solcher Güte und Zubereitung, ich würde glatt wieder welche essen. Das Topping aus Paprikamayonnaise vermischt sich während des Essens mit der Consomée, es entsteht eine rahmige Nudelsauce. Großartig!

Der Bacalao ist auf der Haut gebraten, selbstverständlich auf den Punkt gegart, und wird von orangefarbenem Kürbispüree und wildem Reis begleitet. Auch hier wieder die oben beschriebene Consomée, eine Dopplung, aber eine sinnvolle, der Reis ist dadurch geradezu saftig, brillant!

Wir gehen ein bisschen auf die Knie, vor der Küchenleistung, aber auch in die Knie wegen Sättigungsgefühl und Serviertempo. Der aufmerksame, freundliche Service serviert in Zusammenarbeit mit der Küche in schwindelerregendem Tempo. Zwischen den Gängen verstreichen nur wenige Minuten, nicht einmal der Gang zur anderen Räumlichkeiten ist möglich, wir ziehen die Notbremse und bitten um eine längere Pause.

Nach der Pause steht das „Secreto Iberico“ auf der Karte. Das „Geheimnis“ vom iberischen Schwein ist ein bei uns weitestgehend in Vergessenheit geratenes Fleischstück, eher ein Fleischlappen, der, fein mit Fett marmoriert, an und auf einem Ende des Rippenbogens sitzt. Bei uns essen das kluge Metzger selbst, wahlweise verschwindet das Teil im Hack. Tomeu Caldentey vakuumiert das Fleisch und gart es acht Stunden (!) bei geringer Hitze. Anschließend brät er das Fleisch mit Zucker scharf an, es entsteht eine hauchdünne, knusprige Karamelkrust! Er würzt nur mit Meersalz, schneidet das Stück in fingerdicke Streifen, saftiges, butterweiches Fleisch, serviert auf einem Hauch samtigem Blumenkohlpüree und einer dunklen Jus.
Ich sitze vor dem besten Fleischgericht dass ich je aß, ein vollkommenes Glück.

Jetzt kommt was für Fortgeschrittene: Käseeis. Mahon, ein mallorquinischer Käse, feinst gerieben, darauf ein salziges Cremeeis von eben diesem Käse, dazwischen stückiges Kompott aus Melone, Apfel und Aprikose. Die Kombination so einleuchtend und dennoch: das muss man mögen, eine echte Herausforderung.
Das gewürzte Vanilleeis ist dann aber wieder für alle da, mit rahmigem, tiefem Vanillegeschmack. Der Clou ist ein Milchschaum der mit Nelke gewürzt ist, sowie ein unter dem Eis versteckter, winziger aber hocharomatischer Geleestreifen aus…Curry. Einmalig gut.

Das zweite der insgesamt drei Desserts nennt sich auf der Karte schlicht „Erdbeeren in Ziegenmilch“ , eine bescheidene Umschreibung für eine köstlich süße Mousse aus Ziegenkäse sowie einem leicht säuerlichen Ziegenjoghurt-Schaum zu dunklen, reifen Erdbeeren von der Insel. Es folgt eine teelöffelgroßen Nocke Canaché, sahnig-schokoladig auf einer dunklen, schweren Dattelsauce in der kleine Würfel von süßem Pedro Jimenez Sherry-Gelee funkeln. Applaus!

An dieser Stelle verschwimmen meine Aufzeichnungen, werden unleserlich. Zu entziffern ist noch: „Karamelcreme und Minzecreme zum trinken, lecker!“ sowie „alle Pralinen super!“
Woran ich mich aber stark erinnere ist der Preis für diesen köstlichen Marathon. Nur 80 Euro zahlten wir für ein Menü, dass so in Deutschland für nicht unter 120 Euro zu bekommen wäre. Die korrespondierenden Weine, die uns der sachkundige Sommelier glasweise ausschenkte kosteten zwischen 5-8 Euro. Weinkenner erfreuen sich übrigens an einer ca. zwei Kilo schweren Weinkarte mit beinahe ausschließlich mallorquinischen Gewächsen von großer Qualität zum kleinen Preis. Wir waren mit spanischsprachigem Begleiter unterwegs, die angenehm herzlichen und dennoch unaufdringlichen Servicefachkräfte sprechen aber bei Bedarf Deutsch, auch die Menükarte wird auf Wunsch in deutscher Sprache gereicht.

Es Molí d´en Bou
Sol 13
07530 Sant Llorenç des Cardassar
Mallorca

Tel: +34 971 / 56 96 63

Mi-So 13:30-15:30 Uhr, 20:00-22:00 Uhr

Anfang Januar bis Mitte Februar geschlossen
Nichtraucher/Raucher

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Freitag, 6. Juni 2008
Letzte Hürde genommen: Mallorca ist endlich Deutschland!

Wir nennen es ja schon lange augenzwinkernd unser siebzehntes Bundesland und es hat sich tatsächlich viel getan in den letzten Jahren. Sauerkraut, Schweinshaxen und Riesenschnitzel sind längst Klassiker der Mallorquinischen Küche und Speisekarten werden auf Mallorca schon seit Jahren überwiegend in Deutscher Sprache gereicht. Nur wenige, verstockte Einheimischen sträuben sich noch Deutsch zu lernen. Die spanischen Sommerhits produzieren wir mittlerweile in Deutschland selbst (Hannover!) und auch die Trink- und Feierkultur ist von deutscher Prägung. Gerne zeigen fröhliche Rheinländer und trinkfeste Bajuwaren den feierfaulen Spaniern, wo beim Maßkrug der Henkel tanzt. Es geht voran! Mallorca wird Deutsch, wir müssen jetzt nur noch irgendwie die Engländer und Holländer loswerden.

Etwas fehlte bislang und bremste die Freude an der Teutonisierung Mallorcas: das Wetter wollte nicht mitspielen, die Insel war einfach zu sonnig, viel zu warm. Diese letzte Hürde ist jetzt genommen, endlich spielt auch das Wetter mit und wer sich im Urlaub nach Hamburger Schmuddelwettter sehnt, kann jetzt auf Mallorca den Schirm aufspannen. Täuschend echter deutscher Nieselregen, oft über mehrerer Stunden, sorgt für Wohlbefinden und heimatliche Gefühle, kräftige Sturmböhen machen den Kopf frei, geradezu folkloristisch kriecht die Nachtkälte unter die dünnen Laken der Bettenburgen. Danke Klimawandel, endlich fühlen wir uns auf Malle wirklich wie zuhause!

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Schauspiel und Schuhwerk

Der große Deutsche Schauspieler versucht sich unsichtbar zu machen bis wir alle im Flugzeug verschwunden sind, er kommt dann nach. Das unsichtbar machen funktioniert nur eingeschränkt, Leibesfülle und das weiße Hemd mit den üppig aufgedruckten blauen Blumen helfen nicht wirklich beim unsichtbar machen. Wirklich krass sind aber die Schuhe. Dieser Mann, ein Mann wie ein Baum, einer der Trinken kann, noch besser schauspielern, großes Herz, rauhe Schale, er trägt weiße Gesundheits-Schuhe.

Mit Riemchen.

Und er kann das tragen. Weil er ne coole Sau ist. Da sind Schuhe nicht mehr so der Referenzpunkt. Merken: auch mal diese gemütlichen Schlappen anprobieren.

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Donnerstag, 5. Juni 2008
Oli Kahn, die Effenberg und ich

Ein anderes Leben: im überlassenen Porsche Cayenne von Augsburg nach München, die Straße eine lange Baustelle und der Wagen auch nur ein Auto, wie ich ernsthaft überrascht feststelle. Auf dem Rücksitz singt der sechsjährige Linus inbrünstig die Bayernhymne („FC Bayern, Stern des Südens, Du wirst niemals untergehn`, weil wir in guten wie in schlechten Zeiten zueinander stehn`“). Linus ist die Ablöse von Oliver Kahn, das hat er mir erklärt. Auf meine Frage wer denn nun der dööfste Fußballverein der Republik sei, antwortet Linus ohne Zögern „HSV“ und legt nach einer kleinen Kunstpause erklärend nach: „Die Scheiße von der Flunder.“

Als ich tanke bricht plötzlich Frau Effenberg zu Fuß durch den begrünten Begrenzungsstreifen der Tankstelle, im Stechschritt zum Noteinkauf. Ich kenne Frau Effenberg vom Promi-Kochduell, sie kann perfekte Eier-Omelettes. Ich lehne mich lässig an den Porsche Cayenne, von drinnen tönt lautstark die Bayernhymne („FC Bayern, Deutscher Meister,
ja, so heißt er mein Verein, ja so war es und so ist es und so wird es immer sein“). Frau Effenberg würdigt mich keines Blickes. Dabei bin ich wirklich selten in München.

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Mittwoch, 28. Mai 2008
Paulsen Summer of Code 2008

Die Fehlermeldungen häufen sich. Es ist immer weniger Speicherplatz vorhanden, schier endlose Ladezeiten sind das Resultat. Immer wieder kommt es zu Systemabstürzen und schweren Netzwerkfehlern.

Darum wird Herr Paulsen für die nächsten Tage vom Netz genommen. Unter Verwendung von Solarenergie und schmackhafter Software aus dem Mittelmeerraum sollen weitreisende Updates für eine benutzerfreundliche Systemoptimierung sorgen. Wir bitten um Ihr Verständnis und empfehlen die Kiosk-Blogroll zur Überbrückung der Wartezeit.

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Dienstag, 27. Mai 2008
Elbblick-KAFFEE.SATZ.LESEN 51 auf der literaturaltonale


Frank Spilker ("Die Sterne") liest am kommenden Sonntag bei Kaffee.Satz.Lesen am Elbufer

Und weiter geht es. Ich werde selbst nicht dabei sein können, weil ich für diese schöne Veranstaltung gebucht bin, kann Ihnen aber die 51ste Ausgabe unserer Leserreihe nur wärmstens empfehlen.

KAFFEE.SATZ.LESEN ist zu Gast bei der literaturaltonale, im Indochine direkt an der schönen Elbe. Zu Gast ist Frank Spilker. Der Sänger der Hamburger Band "Die Sterne" und der "Frank Spilker Gruppe„ liest eigene Texte. Hinzu kommt die einzige Hamburger Band ohne Musik: Nach mehrjähriger Pause geben die "The Günter Grasses" (Annette Riestenpatt, Martin Schäfer, Andreas Udluft) ihr literarisches Comeback und präsentieren frisch getippte Texte. Die Slammerin Bente Varlemann ist im Moment die Hamburger Poetry Slam Königin. Wir hören bei KAFFEE.SATZ.LESEN 51, warum das so ist.

Frank Spilker

*1966. Seine Band "Die Sterne" ist seit den neunziger Jahren eine Ikone des deutschsprachigen Gitarrenpops und bis heute aktiv. Seit 2007 veröffentlicht er auch unter eigenem Namen als Frank Spilker.Gruppe. Neben der Tätigkeit als Musiker, kommt es zu gelegentlichen Ausflügen in verwandte Gebiete, wie die der Musik- und Textproduktion, oder der darstellenden Kunst. Eine Autobiografie ist noch nicht geplant.

http://www.frankspilker.de/

Bente Varlemann

Erster Atemzug im Sommer 85. In niedersächsischer Landluft und Kleinstadt groß geworden und trotzdem klein geblieben. Schnuppert Hamburger Stadtduft seit Herbst 2005. Poetry Slam-Debüt im Januar 2006. Studiert Volkskunde und Germanistik. Schreibt Texte und Lyrik über Liebe, Leben, Schmerz und Herz und Kopf und Verstand. Liebt den Geruch der Großstadt.

The Günter Grasses

sind wieder vereint. Des trostlosen Lohnschreibens müde, haben drei müde Lohnschreiber (Annette Riestenpatt, Martin Schäfer, Andreas Udluft) vor Jahren entschieden, dem sinnentleerten Verfassen von Medikamenten-Beipackzetteln und Montage-Anleitungen zu entfliehen und auch mal was für ohne Geld zu Papier zu bringen. Der besseren Merkbarkeit halber nannten sie sich The Günter Grasses, der Rest ist Literatur-Geschichte: Eine kurze, aber heftige Erfolgsstory, die ihren Höhepunkt in einer ausgedehnten Schiffs-Lesereise über drei der sieben Weltmeere fand (Spree, Elbe,). Dann Katerstimmung, kreative Krise, die bittere Trennung und schließlich erneut trostloses Lohnschreiben. Zwei Jahre später nun die Wiedervereinigung und ein erster Auftritt bei der literaturaltonale. Die Grasses bemühen sich, die Erwartungen gering zu halten. Klar ist: Die drei haben nichts mehr zu verlieren, von jetzt an ist alles möglich...

ACHTUNG!
UNGEWOHNTER ORT, UNGEWOHNTE ZEIT:

Sonntag, 01. Juni 2008,

Indochine

Neumühlen 11
(vor dem Museumshafen Övelgönne)

ACHTUNG DIE LESUNG BEGINNT FRÜHER ALS GEWOHNT:
Einlass 13:00 Uhr Beginn:14:00 UHR

6 EURO.

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