Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Donnerstag, 7. Mai 2009
Götterwerk und Mischermanns Beitrag: Johnny Cash in der Electrohölle und die Dreadlock-Pilzköpfe von der Hearts Dub Band

Muss man eigentlich am Mischpult alles machen nur weil es geht? Ich bin ein großer Freund von Coverversionen und Remixen, bedeuten sie doch Verbeugung und Respektsbezeugung vor dem Werk anderer Musiker und bringen oft genug in der Neubearbeitung ganz neue Aspekte eines altbekannten Songs zum klingen. Auch gehöre ich bekanntermaßen zu den Fans der Kunst des MashUp, die Vermählung zweier oder mehrerer Songs aus verschiedenen Zeiten oder Stilrichtungen zu einem neuen Ganzen begeistert mich immer wieder. Sowohl bei Coverversionen, wie auch im MashUp Bereich finden sich natürlich gerne auch geschmackliche Entgleisungen und musikalische Tiefschläge, das bleibt nicht aus.

Jetzt sind gleich zwei, höchst unterschiedlich gelungene, Neubearbeitungen von Werken altbekannter Musikgötter im Album-Format erschienen, erwischt hat es Johnny Cash und die Beatles, beide haben schon viel durchgemacht, schlimmer geht aber immer, wie zumindest das Cash-Remix Album beweist:

Johnny Cash remixed

Cash im Electroclash. Da wird der große alte Mann posthum über treibende Electro-Beats gejagt, die sogar seine Stimme dünn wirken lassen, Effekthascherei ohne jegliche Daseinsberechtigung. Unter der Regie von Sohn John Carter Cash (!) entstand dieser entbehrliche Mist, der dem Meister wohl heavy rotation im Grab beschert. Unfassbar, trotzdem unbedingt mal reinhören, einfach nur um zu staunen, z. B. über den „Get Phat Cash Back Now“-Remix von Cashs „Get Rhythm“, genau darum geht es: um fett Geld machen. Trostloser Höhepunkt im dümpelnden Dutzbatz: „I walk the line“ mit Snoop Dog (!) im Duett mit Johnny Cash. Ich muss weinen.

http://www.johnnycashremixed.com/

Easy Star All Stars: Easy Star´s Lonely Hearts Dub Band

Die Musiker des New Yorker Band-Kollektivs Easy Star All Stars haben bereits Pink Floyd und Radiohead auf Longplayer-länge in Roots-Reggae-Dub Vibration versetzt, beide Alben, (Dark side of the moon (Dubside of the moon) „OK Computer“ (Radiodread)) waren große Erfolge, nicht nur in der Reggae-Szene. Jetzt haben Sie das komplette „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band“ Album der Beatles neu eingespielt. Damit stehen Sie in guter, alter jamaikanischer Tradition, die Beatles sind die meist gecoverte Band auf der Insel. Warum das so ist, erschließt sich beim hören des Album. Erstaunlich wenig Aufwand war nötig um die Beatles dem Reggae zuzuführen, der typische Beatles-Sound blieb bemerkenswert erhalten. Der Vorwurf der Respektlosigkeit ist hier nicht zu machen, äußerst sorgfältig bemühten sich die eingespielten Musiker der Easy Stars um eine gelungene Neuinterpretation. Beeindruckend liest sich auch die Liste der mitwirkenden Gäste, allesamt große Namen der Reggae-Musik: Luciano ist dabei, Max Romeo, Sugar Minott, U Roy, Michael Rose, Frankie Paul, Junior Jazz, The Mighty Diamonds, Steel Pulse! Eine geschmeidige und durchaus auch augenzwinkernd humoristische Verbeugung vor den Beatles und ein Wohlfühlalbum für den Frühjahrsputz.

http://www.easystar.com/artists/show/3

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