Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Mittwoch, 4. Februar 2009
Scheißtag geht so

Herrschaften, normalerweise belästige ich Sie an dieser Stelle nicht mit Befindlichkeiten, aber mein gestriger Tag der gehört einfach mal dokumentiert, für die Nachwelt, in stiller Erinnerung oder auch nur für den Fall, dass Sie glauben, Sie hätten heute einen Scheißtag, dann gleichen Sie den mal mit meinem Scheißtag ab und dann werden wir ja mal sehen wer hier Scheißtag-Pokalsieger wird!

Also geht los, 8:00 Uhr, pünktlich drehe ich den Zündschlüssel meines Autos um, wegen der derzeit zwölf Baustellen auf der A1 zwischen Hamburg und Bremen, beträgt die Fahrzeit nach Bremen 1,5 Stunden, prima, ich werde um 9:30 Uhr in einem Fotostudio in Bremen erwartet, ich fahr dann mal los. Nee, doch nicht. Das Auto macht keinen Mucks. Batterie kanns nicht sein. Ich rufe den ADAC. In 30 Minuten sei man bei mir, allerhöchstens 40 Minuten.

9:15 Uhr. Der ADAC-Mann kommt doch noch. Ich kann meine Finger nicht mehr bewegen, auch die Füße sind leicht angefroren. Der ADAC-Mann drischt mit einem Vorschlaghammer auf meinen Anlasser ein, manchmal geht das, sagt er, dann Abschleppen zum Autohaus. Nein, ich möchte nicht auf einen Sachbearbeiter warten, ich will sofort ein Mietauto. Umfangreiche Mietbelehrung. 10:00 Uhr. Kunde, Fotograf, Assistent warten im Studio, sei kein Problem. Ich finde schon.

12:30 Uhr, Hurra! Das erste Foto ist im Kasten! Leider bin ich immer noch auf der Autobahn. Ein Blick auf den Tacho (und später ins Internet) zeigen: dass wird mich einen Monat die Fahrerlaubnis kosten, plus 250 Euro Strafe.

12:45 Uhr-18:00 Uhr Shooting. Die Verspätung holen wir locker wieder rein, beschwingt mache ich mich auf die Rückfahrt. Geht doch!

18:45 Uhr. Ich stehe im Stau. Vollsperrung der Autobahn, bitte Unfallstelle weiträumig umfahren. Die Scherzbolde vom Radio.

20:45 Uhr. Stehe immer noch im Stau.

21:15 Uhr. Da! Eine Ausfahrt, irgendwohin aufs Land, Umgehungsstrasse nach Hamburg! Die nehm ich!

21:30 Uhr. Stehe irgendwo auf dem Land im Stau.

22:00 Uhr. Ich schreie die McDonald-Angestellten in Buchholz in der Nordheide an.

22:30 Uhr. Versuche zu tanken. „Bitte den Wagen morgen dreiviertel vollgetankt wieder abgeben“, hat die Autovermietfrau gesagt. Versuchen Sie mal, einen Wagen den Sie nicht kennen, dessen Verbrauch Sie nicht kennen, dreiviertel voll zu tanken. Ich tanke in 5 Euro Schritten, zwischendurch immer wieder in den Wagen, Zündschlüssel umdrehen, Tankanzeige prüfen. Ich hab nix zu verschenken! Der Tankewart macht aus dem hell erleuchteten Verkaufsraum heraus, mit der Hand Scheibenwischerbewegungen vor seinem Gesicht.

22:45 Uhr. Polizeisirenen, Blaulicht. Was da wohl wieder los ist! Achduliebegüte, die meinen mich. Der Polizeiwagen schneidet mir den Weg ab, der Polizist öffnet sein Seitenfenster. Das sollte ich jetzt auch tun. Weil das aber nicht mein Wagen ist, weil es dunkel ist und weil ich so hektisch bin, drücke und ziehe ich unkontrolliert an den elektrischen Fensterhebern. Erst gehen hinten die Seitenscheiben rauf und wieder runter, dann endlich auch die Seitenscheiben vorne. Beide gleichzeitig. Der Polizist zeigt in Richtung Kotflügel. Ich starre in Richtung Kotflügel und zucke mit den Schultern. „Licht an!“ brüllt der Wachtmeister. Ich muss nicht blasen, was mich sehr wundert.

23:00 Uhr Ich bin zuhause. In nur knapp 5 Stunden von Bremen nach Hamburg! Die Geburtstagspost an meinen Bruder ist zurück gekommen. Nicht ausreichend frankiert. Ich ruf meinen Bruder schnell noch mal an, ist ja peinlich, der ist auch noch wach. Das Telefon ist tot. Wir haben gerade (vor drei Tagen) den Anbieter gewechselt, klar ist die Leitung noch tot!

Bis Mitternacht werde ich mich einfach flach auf den Boden legen.

PS: Der neue Anlasser und der Einbau haben, wie ich eben erfahre, noch knapp 500 Euro gekostet.

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