Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Montag, 23. Juni 2008
Glück

Es ist schwer, es ist schwarz und es ist extra lang. Es hat den Wendekreis einer Harley-Davidson. Es ist nicht einfach ein Fahrrad, es ist der Funk. Es fährt nicht einfach, es rollt, die unglaublich breiten 24er-Fattie-O-Schlappen surren saftig über den Asphalt, beinahe lautlos. Der Doppelfedersattel wird zum Sofa, an dem die Welt in altersweiser Reisegeschwindigkeit vorbei zieht, leichtgängige Dreierschaltung, schnell wohin, warum.

Es ist nicht einfach ein Fahrrad, es ist das Ende des Sportzwangs. Keine Fragen mehr, ob man heute vielleicht doch noch, mal wieder, endlich, den inneren Schweinehund überwindend, laufen, joggen, gehen sollte. Nur eine Frage noch: wann kann ich endlich wieder aufs Rad, Stunden durch die Stadt schweben, wenig schneller als Schritttempo. Cruisen. Dauernd werde ich überholt, von angestrengten Mountainbikes und ausgehungerten Rennrädern, ein, zwei Stündchen fahr ich noch.

Und ein bisschen Kindheit erinnern. Ich hab mich seit Jahren nicht mehr so auf etwas gefreut, "gefreut wie ein Kind", am Kauftag viel zu früh erwacht, die Stunden bis zur Ladenöffnung gequält, beinahe hingerannt und später die Welt vergessen, zwei Tage beinahe Nonstop auf dem Bike, diesem großen, langen, dicken Glück, die glänzenden Speichen, die mächtige Doppelbrückengabel, der weite Lenker, der weich geschwungene Körper und auf und weg, Altona, Alster, Elbe, Schanze, Hafen,
und immer weiter

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