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Samstag, 21. Juni 2008
„Der Portugiese, den machen wir weg!“ - Fußball kucken in Bayreuth

Es könnte so schön sein. Auf dschungelgrünem Hügel, hoch über der Maisel-Brauerei, thront die alterwürdige Trinkhalle „Herzogkeller“, Abendsonne fällt durch majestätischen Baumkronen, ein lauer Wind geht durch den Biergarten, blau-weiß getupft der weite Himmel. Über tausend, überwiegend sehr junge Menschen schminken sich gegenseitig schwarz-rot-gold und schwenken imposante Bierkrüge zu „Three Lions“. Bereits um 19:00 Uhr ist erstmals Einlass-Stop im "Biergärtla". Es wäre der Herzogkeller der perfekte Ort für ein Public Viewing, für ein Fanfest, für Fußball kucken - wäre da nicht Christian Höreth.

Chrtistian Höreth ist Moderator des heimischen Radiosenders Mainwelle und hat heute ein Auswärtsspiel. Mit einem Mikrophon bewaffnet und bereits eine Stunde vor dem Spiel in bester Stimmung, begrölt er die imposanten Lautsprecher auf dem Gelände. Höreth ist scheinbar nicht in der Lage „die portugiesische Mannschaft“ zu sagen, durchgehend spricht er von „dem Portugiesen“, der „muss weg“, den machen „wir weg“. Es folgt das übliche „Deutschland!, Deutschland!“-Gebrüll, das endlich im Fußball wieder Legitimation erfahren hat. Richtig schlimm wird es aber erst beim Abspielen der Nationalhymne:

Während die Deutsche Mannschaft im Stadion die Deutsche Nationalhymne singt, läuft über die Lautsprecher im Biergarten der Originalton vom Fernseher. Als die Portugiesische Hymne gesungen wird, dreht Höreth den TV-Ton einfach ab und spielt vom Mischpult aus erneut die Deutsche Nationalhymne ein, die Portugiesen werden schlicht übersungen.

Während des Spiels brabbelt sich Höreth so richtig warm, singt schief, grölt laut, gibt sich volksnah und deutschlandselig. Das mag zu einem Fußballspiel gehören, nach dem Spiel erklärt Höreth aber leider noch mal sein Weltbild, man möge ihm bitte nachsprechen: „Cristiano Ronaldo: Sport-BH-Träger!“ Dies mag für Höreth bereits ein beachtlich durchdachter Witz mit Tiefgang und Augenzwinkern sein, leider wird er gleich wieder konkreter:
„Portugal: Scheiße!“
„Portugiesen: Scheiße!“
Aus tausend Kehlen echot es zurück. Unangenehm.
„Deutschland: super!“
„Deutschland! Deutschland! Deutschland!“

Wir verzichten auf den Rest von Höreths Endsieg-Party und ziehen uns ins Hotel zurück, ein bisschen traurig, dass wir nicht erleben werden, ob Höreth sich solche Entgleisungen auch zum Spiel der türkischen Mannschaft erlauben wird. Und wenn ja, wie lange.

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