Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Dienstag, 17. Juni 2008
Benzin und Diesel müssen in Deutschland endlich teurer werden! (Nachtgedanken zu einem echten Scheißtag)

„Ich Mercedes, Du per pedes“
(Fischmob)

Ich bin ja sehr stark dafür, dass die Spritpreise in Deutschland endlich steigen, eine Verdopplung der derzeitigen Preislage wäre ein Anfang. Bislang habe ich auch immer rumgeweint wie teuer der Treibstoff geworden ist, gestern dann die gedankliche Kehrtwende, ich habe das Licht gesehen. Und das kam so:

Sonntagabend hab ich mich noch gewundert, wie die Liebste spätabends in der Parkplatz-Diaspora unseres Viertels einen Parkplatz bekommen konnte (ganz in der Nähe!).
Montagfrüh dann Klarheit: das nervöse Gelblicht dreier Abschleppwagen erleuchtet den genannten, leeren Parkplatz, auf einem vierten Abschleppwagen ist mein Auto bereits entschwunden, Erster. REWE eröffnet in den Räumen des pleite gegangenen Bio-Supermarktes ihre tausendste Filiale in unserem Viertel. Dieses Großereignis ist auf, hinter sommerlichem Blattwerk versteckten, Parkverbotschildern zu lesen. Großangelegter Tobsuchtsanfall meinerseits, in einer anderen Hansestadt erwarten mich Fotograf, Agentur und Neukunde im Studio, in eineinhalb Stunden. Wieder Zuhause vergeude ich wertvolle Zeit mit hektischem auf und ab laufen, zusätzlich imitiere ich dazu Gorillas im Nebel.

Als das Denken wieder einsetzt, rufe ich mir ein Taxi (22 Euro) dass mich an den Arsch von Hamburg fährt (Ausschläger Allee), im dortigen Autoknast (Zentrale Verwahrungsstelle für abgeschleppte Fahrzeuge) löhne ich 260 Euro für mein Auto. Um 282 Euro ärmer fahre ich eine dreiviertel Stunde zu spät zur Arbeit.

Gegen 19:50 Uhr bin ich wieder zurück in unserer schönen Stadt, im heimischen Viertel reihe ich mich in den endlosen Strom der Parkplatzsuchenden ein. Die Stimmung ist angespannter als üblich, die Herrschaften wollen Fußball kucken, der Kampf um halblegale Restparkplätze wird brüllend, hupend und unter Verwendung von Drohgebärden ausgetragen. Nach 50 Minuten werde auch ich leicht nervös, dabei interessiere ich mich gar nicht so für Fußball. Ein Geländewagen versperrt die Strasse, zehn Minuten versucht der Fahrer zwei Frauen davon zu überzeugen, doch noch ein bisschen weiter nach links einzuparken, neben den Damen sei doch noch Platz, wenn die beiden nur mal eben ein bisschen weiter nach…ich steige aus. Ich gehe zum Geländewagen und breche mit kurzem Knack beide Deutschlandfähnchen ab. Der Fahrer ist wütend. Er sieht in meine Augen. Er macht Beschwichtigungsgesten. Er fährt weiter.

Schon nach 80 Minuten finde auch ich einen Parkplatz. Einen legalen. In einem anderen Stadtteil. Ich suche das sommerliche Blattwerk nach versteckten Schildern ab. Auf meinem langen Heimweg durch die Nacht beschließe ich, mich künftig für höhere Spritpreise stark zu machen. 80 Minuten habe ich die Umwelt verpestet, Lebenszeit vergeudet, mich mehrfach strafbar gemacht. Nur weil sich in diesem Lande noch jeder Hempel ein (zwei,drei) Auto(s) leisten kann. Das muss sich ändern. Autofahren muss wieder Privileg werden! Hoch die Preise für Benzin und Diesel!
So. Ich hol jetzt mal mein Auto. Sind mit der U-Bahn nur drei Stationen.

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