Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Dienstag, 5. Februar 2008
„Sie müssen Online-Banking!“ - Mein Computerkurs bei der Post.

Ich besitze noch aus dunkler Zeit ein Postbank-Konto. Pins, Tans und Geheimzahl sind verschwunden, aber Geld ist auf dem Konto, das möchte ich jetzt gerne überweisen. „Ich möchte gerne Geld überweisen.“ erkläre ich dem Schalterbeamten. Streng blickt er mich über seine halbe Brille hinweg an und fordert mich auf, meine Postbankkarte ins Lesegerät zu schieben. Ich ahne was. „So jetzt Geheimzahl.“ sagt der Schalterbeamte. „Hab ich nicht,“ antworte ich „aber ich bin es! Ich habe meinen Personalausweis mit und außerdem will ich doch nur Überweisen, gibt es denn da keine Überweisungsvordrucke?“
Der Schalterbeamte schweigt für lange Zeit, dann: „Überweisen nur hier über das Lesegerät, oder per Online-Banking.“ Ich offenbare mich: keine Pins, keine Tans, keine Geheimzahl. „Und wie heben Sie Geld ab?“ erstaunt sich der Postmann. Geduldig erkläre ich, dass es sich bei dem Konto um ein stilles Konto aus dunkler Zeit, ohne irgendwelche Bewegungen handelt. Der Schalterbeamte starrt mit weit aufgerissenen Augen ins Nichts das hinter den Deckenlampen zu beginnen scheint, dann fasst er sich, ruckartig fährt er nach vorn, sieht mir tief in die Augen und platzt:

„Meine Güte, Sie müssen Online-Banking machen! Das ist die Zukunft! Mit Online-Banking können Sie alles ganz leicht von jedem Computer aus machen, da müssen Sie auch nicht mehr zu mir kommen, das geht von zuhause, oder auch unterwegs. Wenn Sie ein super Handy haben! Ich habe eine super Handy, Moment, zeig ich Ihnen mal.“
Der Postbeamte greift routiniert unter den Tisch und hält triumphierend ein Leder-Etui in die Höhe. Mit ausladenden, weichen Bewegungen, einem Zauberer gleich, klappt er die Lederzunge des Etuis nach hinten. Unter durchsichtiger Schutzfolie ist schemenhaft ein iPhone zu erkennen. Der Postler strahlt: „es kann Online-Banking!“

„So! Wir füllen jetzt gleich mal eine Anforderung für Sie aus, neue Karte, Geheimzahl, Pin, Tan, Pipapo, damit Sie auch endlich Online-Banking machen können. Das ist schon toll, sag ich Ihnen, sagen Sie mal wo sind denn Ihre Pins und Tans hin?“ Ich werde schon ein bisschen müde, erkläre nochmals mein Problem, schiebe nach, dass ich die Vorzüges des Online-Bankings mit anderen Konten bereits genieße und gestehe zuletzt, dass ich keine Ahnung habe, wo die Pins und Tans hin sind. „Ha! Ha!“ ruft der Schalterbeamte, reißt den rechten Arm mit ausgestrecktem Zeigefinger in die Höhe: „Das kenn ich, das kenn ich, das kenn ich!“

Er fällt in sich zusammen, verschränkt die Arme, lehnt sich gemütlich auf Postschalter und Pin-Antrag, der Kopf reckt sich vertraulich nach vorn: „ich bau nämlich gerade einen Computer komplett neu auf. Stein auf Stein, hahaha, ich mein Programm für Programm. Lad ich alles selber hoch! Sind zum Teil sehr alte Programme. Und da denk ich doch oft, Mensch, Olaf, wo ist denn der Lizensierungscode wieder hin, wie war denn noch mal Dein Geheimwort? Das schreibt man ja alles nicht auf, gut die Codes die sind oft an der Packung dran gedruckt, aber Geheimworte, die darf man ja gar nicht aufschreiben und günstig ist beim Geheimwort ja immer eine Kombination aus Buchstaben und Zahlen, das ist schwer zu knacken, vergisst man aber auch schnell, ich sag Ihnen, Wochen bin ich da jetzt schon dran diesen Computer aufzubauen!“

Es hustet stramm aus der Warteschlange hinter uns. „Kann ich das Geld vielleicht jetzt bar mitnehmen und dann persönlich zu der anderen Bank bringen?“ Olaf stockt. „Jaaa…das ginge. Da machen wir aber eben erstmal Ihren Antrag für Online-Banking fertig und dann geht das los bei Ihnen, das sag ich Ihnen, tolle Sache dieses Online-Banking!“

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