Dem Herrn Paulsen sein Kiosk |
Mittwoch, 30. November 2005
Zwei Liebespaare bei Dean & Deluca in New York
herr paulsen
15:27h
Diese zwei wunderbaren Menschen da oben, die waren neulich mal zum Knutschen in New York. Zwischendurch sind die Beiden meinem Rat gefolgt und haben Dean & Deluca besucht, einen sensationellen Gourmet-Laden. Wenn es was zu essen ist, gibt es das bei Dean & Deluca. Alleine der Brotstand bietet täglich 400 verschiedene ofenfrische Brotsorten und das ist eben nur der Brotstand. Ich war ein einziges Mal in New York und habe sechs Stunden in diesem Laden verbracht. Die wunderbaren Liebenden legten dann dort auch eine Paulsen-Gedenk-Minute ein und haben mir was mitgebracht ! : Das sind Topflappen. Das sind nicht irgendwelche Topflappen, das sind Topflappen von Dean & Deluca. Sie sind aus Leder! Sie sehen geil aus! Sie fühlen sich unglaublich gut an. Ich werde sie niemals benutzen. Ich werde höchstens mal meinen Essensgästen damit zuwinken, anfassen ist nicht. Das sind meine Topflappen. Als ich vor Jahren Dean & Deluca besuchte, war nicht nur die Auswahl der Delikatessen bemerkenswert, es war wohl so in der vierten Stunde meines Aufenthalts als ich plötzlich SIE bemerkte. Eine unglaubliche Frau! Sie stand am Marmeladenregal und studierte die Gläser. Die wilden schwarzen Strähnen ihrer Haare pustete sie sich dabei alle zehn Sekunden aus dem Gesicht. Hohe Wangen, Mandelaugen, schwarzer Kajal, volle Lippen, schwarzer Lippenstift. Sie trug ein Ramones-T-Shirt, dass überall viel zu klein geraten schien, dazu einen kurzen Wildlederrock der ihre langen, braunen Beine sehr schön betonte. Die winzigen Füße steckten in einem Hauch von Riemchen die sich bis zu den samtenen Kniekehlen empor schlängelten. Ich war begeistert. Dann bog ihr Kerl um die Ecke. Ach Du liebe Güte! Ein langes, sehniges Elend, der Typ. Mit eingefallenen Wangen und müde hängenden Spaghettihaaren die ewig kein Shampoo mehr gesehen hatten, sein T-Shirt dafür umso verwaschener und mit Mottenfraß verziert. Seine dürren Beinchen steckten in entsetzlich engen Lederhosen, die ein ebenso entsetzlicher Nietengürtel an den spitzen Beckenknochen fest hielt. Jetzt knutschten die beiden auch noch ausgiebig, ich konnte fast nicht hin sehen. Wie bitte kommt so ein Wrack zu einer solchen Perle? Gut, also mit viel Phantasie konnte man dem Typ zu Gute halten, dass er ganz entfernt, dem von mir abgöttisch verehrten Iggy Pop ähnelte, aber sonst, ich weiß es nicht. Dann ging alles sehr schnell. Während ich die Liebenden noch hypnotisiert anstarrte, löste sich das lange Elend aus den Armen der Traumfrau, griff ein Glas Lemon Curd aus dem Regal und bemerkt dann mich. Den dreist glotzenden, mitteleuropäischen Vollspacken der wie angenagelt im Marmeladengang stand. Der Typ sah mir genau in die Augen, ich ihm entgeistert ins vernarbte Gesicht. „Ohhh, ah, äh“, stammelte ich, „Mr. äh, Pop, äh, I, äh..“
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