Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Freitag, 5. August 2005
Richtig Umziehen, erster Teil: die Wahl des Umzugsunternehmens

Meine Einstellung zu Umzügen ist ja bekannt oder kann hier http://antsinp.antville.org/stories/1046199/ nachgelesen werden. Natürlich bleibe ich mir treu und der Freundeskreis verschont. Ein Umzugsunternehmen muss also her. Ich habe noch keinen Baum gepflanzt, keine Frucht meiner Lenden tobt bislang durch die Gegend und ähnlich jungfräulich bin ich bei der Auswahl eines Umzugsunternehmens. Ich dacht ich bin mal so richtig der schlauer Checker-König und gehe generalstabsmäßig vor. Wenn auch etwas spät, in drei Wochen soll es los gehen. Jetzt aber hurtig! Blick in die gelben Seiten, ganz schön viele Umzugsunternehmen. Einzeiler wie: Jacumuck Kleppeldey, Umzüge aller Art plus Handnummer fallen raus. Immer noch ganz schön viele Umzugsunternehmen. Da ich die Hälfte meines Lebens im Internet lebe, rufe ich eine neue Selektive aus: Wer hat eine Internetseite? Fast alle. Mmmh.

Also wähle ich wahllos: einmal protziges Riesenunternehmen, zweimal Mittelständler und einmal voll billig. Ich rufe an. Alle freuen sich auf meinen Umzug und kommen gerne für einen kostenlosen, unverbindlichen Kostenvoranschlag in meine bescheidene Hütte. Ich bin begeistert.

In den letzten Tagen waren die alle da:

Herr Protzig
macht den großen Aufriss, knapp eine Stunde wandert er durch meine 52 qm Hallen, notiert emsig und spricht dabei ununterbrochen, wie toll sein Unternehmen sei, nur fest angestellte Fachkräfte und alles null Problem! Dann gibt er eine halbe Stunde Einpacktipps. Lascher Händedruck zum Schluss, ich mag das nicht, das ist wie Fische schütteln.
(61 (!) Kartons, 3-4 Mann, Voranschlag kommt)

Mittelständler 1
braucht 15 Minuten. und muss sich mal kurz setzen. Ein älterer Herr mit Ted Herold-Frisur und starkem hanseatischem Akzent, er krakelt ebenfalls emsig in Sütterlin seinen Block voll und schwitzt stark. Gerade schrub ich Blog. Schön!
(88 Kartons, 2-3 Mann, Voranschlag kommt)

Mittelständler 2
hat sofort verschissen. Kann er aber nichts für. Er sieht aus wie Gebhardt, der mich auf dem Schulhof des christlichen Knabeninstitutes immer grün und blau geschlagen hat. Vielleicht ist er’s auch, er schaut grimmig, notiert wenig und will zu gar nichts Angaben machen, weil er sich „doch immer verschätzt“. Ja, der Gebhardt war auch immer schwach in Mathe. 8 Minuten braucht er für:
( Irgendwieso, Voranschlag kommt.)

Voll billig
ist der Hammer! Voll billig braucht 6 Minuten, „ische make daas seid funfzeh Jahree!“. Dann aber kommts, Voll billig fragt: „kama sische hiee nit setzte, isse doch gleisch fiel gemutlicher!“. Dann erzählt er zwanzig Minuten was geht. Und bei ihm geht so Einiges: „Make isch ihne 120 Erou für alle Vepakung, egal was du brauchste! Komme wir mit funf bis seks Mann, isse ruckzuck fertisch, make isch ihne auch ohne Reechnun wenn wolle. Un make wir Mittagspausee, kanne Polizei inzwuschen alle Loide abschleppe wo stehe in Parkeverbote obwohl verbote!“ Er erinnert mich an den italienischen Schwiegervater Antonio, aus Jan Weilers Roman „Maria, im schmeckts nicht“. Das schafft Vertrauen, fast hätte ich Antonio gebeten zum Essen zu bleiben. Er ist auch der Einzige der sofort einen Preis hat: „Un isse garandierte Festepreis, nicke nur Festepreise wie die andere, garandierte Festepreise! Ich bin verliebt in Antonio.
(Kartone egale!, funf-seks Mann!, garantierte Festepreise!)

Inzwischen hat mein Fax-Gerät auch die anderen Herrschaften wieder ausgespuckt und ich kann sagen, ich bin überrascht. Kostet nämlich alles exakt gleich. Unterschiede von ca. 20-40 Euro schwingen mit, das ist alles. Variabel sind lediglich Mannstärke, Kartonanzahl und „garandierte Festepreise ohne Reechnun“.

Ich bin nach drei Tagen so schlau wie zuvor. Umzugsunternehmenswahl scheint hauptsächlich eine Frage des Bauches und der Gesetztestreue zu sein. Spannend!

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