Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Samstag, 14. Mai 2005
Herr Paulsen schreibt einen Brief. Heute: an die funky Szenegastronomen, Btr: Spargel

Yo! Hey, funky Szenegastronomen,

ich hoffe mein Brief erreicht Euch noch vor dem Ende der Spargelsaison! Es geht nämlich um Spargel. Das sind diese weißen Stangen:

Die rocken das Haus! Funky Gemüse! Habt Ihr ja jetzt auch auf der Karte stehen. Ganz easy zwischen Euern Klassikern „Salat mit Putenstreifen“ und „Creme Bruleé“. Spargel ist auch ein Klassiker. Und Spargel geht so: Spargel schälen und zwar ordentlich, nicht das die übrigen Schalenstreifen noch als Zahnseide mitgeliefert werden! Kuckt mal, das kann sogar die Settlur, die kennt Ihr doch:

Dann den Spargel kochen. Ungefähr sieben Minuten. Nicht zwanzig Minuten. Nicht drei Minuten. Sieben Minuten. Und nur kochen, wenn auch Spargel bestellt wurde! Nicht schon am Nachmittag und dann in der Mikrowelle heiß machen, nö,nö. Geht nämlich ganz schnell, so sieben Minuten. Wir warten ja auch geduldig zwei Stunden auf den Salat mit Putenstreifen.

Und noch was, Ihr cookin´Partypeople: Ein Spargelessen besteht aus mindestens acht Stangen Spargel oder wahlweise 500 g Rohware pro Person. Alles andere wäre dann eine Gemüsebeilage. Vier bis fünf Stangen Spargel sind kein Spargelessen. Was das kostet, fragt Ihr? Ja, das frage ich mich auch manchmal. 17,50 zum Beispiel habe ich gestern bezahlt. Für vier Stangen Spargel und ein trockenes Minischnitzel „Wiener Art“ aus der Mikrowelle. Lasst das Schnitzel doch bitte weg. Zu Spargel schmeckt Schinken sehr lecker! Echt jetzt!

Ach! Ist nicht Eure Schuld, ich soll mit Eurem Koch sprechen? Ist das der unterbezahlte Mensch, dessen Name niemals auf Eure Speisekarte auftaucht und der alleine mit einem Spüler vierzig Tische und jetzt auch noch die Terrassenplätze bekocht? Ich glaube der hat gerade keine Zeit für mich. Sprecht Ihr doch mal mit Ihm.
Ach, ja! Eure Gäste sind natürlich auch ein bisschen Schuld. Fressen nach stundenlanger Warterei auch noch den letzten Dreck für ein bisschen sehen und gesehen werden. Und der Hunger treibt es ja dann auch rein.

Mein Vorschlag: gebt mal Eurem Koch eine Gehaltserhöhung und schreibt seinen Namen vorne auf die Speisekarte, psst, psst, da wird der nämlich vom Ehrgeiz gepackt! Und am Sonntag, da habt Ihr ja geschlossen, da fahrt Ihr mal alle raus aufs Land. In so einen Landgasthof. Da bestellt Ihr dann mal Spargel. Ihr werdet staunen! Versprochen.

maximum respect,

Euer Paulsen

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