Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Dienstag, 8. März 2005
Herr Paulsen schreibt einen Brief. Heute: an die Deutschen Hühnereierproduzenten

Achja, Deutsche Hühnereierproduzenten,

ihr habts schon schwer! Die Künast, das Dioxin, die nervigen Tierschützer und die mimosenhaften Endverbraucher nerven bestimmt kräftig beim Eier legen. Dabei macht ihr doch echt schöne Sachen für die Endverbraucher! Zum Beispiel diese eine, einzelne Hühnerfeder, die ihr jedem Eierkarton beilegt. Soll diese Hühnerfeder eigentlich Frische suggerieren? Ein federleichtes Symbol für die artgerechte Bodenhaltung, ein tierischer Gruß vom Lande, da wo die Welt noch in Ordnung ist?

Einer muss es euch ja mal sagen: das ist, bestenfalls, gut gemeinter Schwachsinn. Wir städtischen Endverbraucher ekeln uns nämlich mehr oder weniger stark vor Vogelfedern am Essen und wir freuen uns täglich aufs Neue, das unser Metzger keine Fellstückchen ans Filet pappt.

Interessant wäre es aber schon mal zu wissen, wie diese eine, einzelne Feder in den Eierkarton kommt. Unterstütz ihr etwa die Wirtschaftspolitik unserer Regierung und gebt 1-Euro-Job-Kandidaten eine Chance für ein erfülltes Leben? So am Fließband, die Kartons kommen, wupp eine Feder aus dem Sack, bisschen frische Hühnerkacke mit dem feinen Asia-Pinsel aufgetragen und dann die Feder rangepappt ans Hennengelege? Neeee, toll! Trotzdem ekelig.

Vorschlag: könntet ihr nicht die Feder weglassen und dafür die Hühnerkacke von den Eiern kratzen? Davon sind doch nur die Hälfte aller Eier in einem Karton betroffen, das muss doch machbar sein! Im Gegenzug versprechen wir verweichlichten Großstädter mal ordentlich auf das Dioxin zu scheißen, die Künast zu beschimpfen und die Tierschützer kriegen auch noch ihr tierisches Fett weg. Karl Lagerfeld hats ja vorgemacht, letzte Woche im Interview: „Tierschützer? Alles Faschisten und Arbeitsplatzvernichter!“.

Na, geht doch!
Deal?
Dann ran an die Eier!

Dankbar grüßt

Salmonellenphobiker,

Herr Paulsen

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