Dem Herrn Paulsen sein Kiosk |
Donnerstag, 27. Januar 2005
Ich habe einen Traum, Kampfhunde & Hundephobiker
herr paulsen
08:25h
Ich habe einen Traum! Den träum ich, wie mir scheint, schon ein Leben lang, immer wieder mal, immer wieder scheiße. Ich stehe, wo man so steht, an Bushaltestellen, auf der Strasse, im Park, im Schwimmbad, im Büro, ich stehe da also wahllos irgendwo rum. Mein Traum ist da nicht wählerisch. Dann kommt er, um mich zu beissen. Ein großer Hund. Ein gefährlicher Hund. Auch bei der Auswahl der Hunderasse ist mein Traum äußerst schlampig und sprunghaft, orientiert sich aber im wesentlichen an der Kampfhundeverordnung Nordrhein-Westfalens, und achtet darauf das der Hund mindestens einen halben Meter hoch, oder aber mindestens zwanzig Kilo schwer ist. Das wird nie langweilig und meine Traumpartner tragen klingende Namen wie: Pitbull Terrier Mir ist, als habe sich schon die halbe Hundewelt in mich verbissen und es ist eine gute Nacht, wenn sich mal einfach nur ein deutscher Schäferhund in mich verbeisst. Ich steh da also so rum, Hund kommt, sagt nix und beisst sich an mir fest. In den Arm, da hängt er dann so runter oder in die Hand, oder in die Wade und in ganz schlechten Nächten auch gerne mal in Körperteile an denen Mann es so gar nicht gebrauchen kann. Wir stehen da jetzt also zu Zweit und ich rufe: aus und pfui und platz und nichts passiert. Mit den Jahren habe ich mich, auch im Wachzustand, zu einem weinerlichen Hundephobiker entwickelt, Joggen im Stadtpark ist mir nicht mehr möglich. Selbst einfachste Spaziergänge schaffe ich nur noch im Slalom, panisch und mit schreckensgeweiteten Augen hetzte ich durch die Strassen unserer Stadt. Die gleichen Leute die solche Fragen stellen, sind auch die, die in Gefahrensituationen rufen: „der will doch nur spielen!“, „der macht doch nix“ und wenn ihre degenerierten Großstadt-Tölen dann doch mal dem Blutrausch verfallen, rufen sie: „komisch, das hat er noch nie gemacht.“ Mir wurde klar, sie waren viele, ich alleine und wollte ich etwas ändern, an der Situation, müsste ich bei mir anfangen. Bei meinem Traum. Ich suchte Hilfe in der Esoterik Ecke der Stadtbücherei. Zwischen Körner-fressenden Latzhosenträgern gefangen im Körper Don Quichotes, zwischen warmherzig-mütterlichen Holzketten-Ursulas gehüllt in Selbstgewebtes, dort, ja, dort fand ich ein Buch mit dem Titel: „Dream Catcher-Beherrsche Deinen Traum“. Das Rezept war sehr einfach. Die Autorin riet, Träume immer sofort nach dem Aufwachen in ein Traumtagebuch einzutragen. Erst, so versprach sie, würde man deutlicher träumen, später wäre es dem geübten Dreamcatcher sogar möglich, mit seinen Traumfiguren in den Dialog zu treten. Ich war begeistert ! Das war eine tolle Vorstellung: der Hund kommt, ich wende mich ihm zu, sehe ihm fest in die Augen, stelle mich meiner Angst und rufe beschwörerisch: „Wer bist Du?. Und der Hund würde mit tiefer Stimme irgend etwas tiefgreifendes, total entlarvendes, antworten, zum Beispiel „ich bin dein Vater, Paulsen“, oder es wäre ein Hund mit Humor: „Hallo, ich bin dein Gewissensbiß.“ Endlich! Die Offenbarung würde folgen. Nach all den Jahren! Motiviert befolgte ich die Übungen im Buch und schon nach einem halben Jahr waren die Hunde verschwunden. Ich träumte überhaupt nicht mehr. Das lag daran, daß ich eigentlich auch nicht mehr schlief. Mehrmals in der Nacht, kaum eingedöst, schreckte ich hoch. Hatte ich geträumt? Ja und was nur? Moment, wo ist denn mein Traumtagebuch? Mist der Kuli schreibt nicht, im Wohnzimmer liegt glaube ich noch ein Bleistift, ich geh mal kurz, also ich hätte schwören können das hier noch ein Bleistift..... ............Gott sei Dank, die Bücherei mahnte dreimal schriftlich, dann riefen sie täglich an, ich beugte mich und brachte das Buch zurück. Jetzt schlafe ich wieder und träume und führe das langweiligste Traumtagebuch überhaupt. Hund beißt mich, steht da. ... Link |
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