Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Freitag, 14. Januar 2005
Die Haie, der Journalist & die Fettleber

Feierabend

Wir sitzen alle in der Graphik und sind blau. Die gesamte Redaktion trinkt seit Elf. Kollege Ostermayr hat Geburtstag, es ist Freitag und um Drei ist Feierabend. Darum frühes Feiern bei Sekt und Obatzda-Brezeln. Obatzda ist eine Käsecreme aus Camenbert mit Butter und Paprika und Kümmel, erklärt der Kollege Ostermayr, eine Spezialität aus seiner bayerischen Heimat. Der Sekt schmeckt aber prima. Frau Müller-Lundgau die Chefsekretärin, hat rote Flecken im Gesicht und trinkt gerade ihr drittes halbes Glas Sekt. „Nur ein Halbes!“, ruft sie jedes Mal, „ich bin doch schwanger“. Dann schnorrt sie noch eine Zigarette vom Chef. „Aber Lundi!“ , ruft der Chef und gibt Feuer.
Überhaupt wird viel geraucht und es lässt sich kein Fenster öffnen, wegen der Klimaanlage. „DAS ist ein Fall für den Betriebsrat, Manfred“, sagt Herr Weser, der Chef vom Dienst zu Manfred, „wir ersticken hier.“ „Aber ihr wisst doch, das ich seit Jahren für ein rauchfreies Pressehaus kämpfe!“ schmollt Manfred. Gelächter, dann Sprechchöre aus dem Mode-Ressort. Die Damen grölen: „Manfred stinkt, Manfred stinkt, Manfred stinkt!“ und zeigen dabei mit den glühenden Zigarettenspitzen auf Manfred. Der Chor schwillt an, alle machen mit. Riesenstimmung.
Da öffnet sich die Tür.

Der Fremde trägt einen matschfarbenen Sakko mit gelben Quadraten auf dem sich dicke Wollmäuse tummeln. Sein Haar ist streng gescheitelt, ein unruhiger Blick aus hornumrankter Brille senkt sich auf die Festgesellschaft: „Äh, hallo und Entschuldigung das ich hier so rein...haaalloooo, ich äh....“. Es wird leiser. Der Fremde fängt noch mal an: „Äh, hallo, ich, äh, sehe hier wird gefeiert, ich wollte mich auch bloß mal vorstellen ich bin, hoppla!“, weiter kommt der Fremde nicht, verfängt sich mit dem Wollsakko in einer Batterie Sektgläsern und wirft beim Versuch die Gläser aufzufangen noch eine halbe Flasche Sekt zu Boden. Riesen Applaus. Manfred springt auf und ruft: „Das ist Herr Ebeling!“ . „Ja, Ebeling!“ ächzt Herr Ebeling und hebt Gläser auf, „ich bin vom Betriebsrat, ich bin...“, jetzt steht er wieder und wird ganz feierlich, „...ich bin ihr Suchtbeauftragter.“ Das saß! Lautstarkes Gelächter, man hebt das Glas auf Herrn Ebeling, vereinzelt werden gute Wünsche gewünscht. Manfred springt seinem Kollegen energisch zur Seite: „Herr Ebeling ist der demokratisch gewählte Suchtbeauftragte unseres Pressehauses!“. Tosender Applaus!

Der Suchtbeauftragte sieht aus, als würde er gerade erste Notizen im Kopf machen, blickt ins Rund, in jedes einzelne Gesicht seiner potentiellen Kunden und erklärt dann noch mal in Ruhe: „Also ich bin der neue Suchtbeauftragte und wenn sie ein Suchtproblem haben, oder aber einen Kollegen kennen, dem sie helfen möchten, dann wenden sie sich doch bitteschön an mich, ich sitze in G9, Raum 202.“

„Das ist irgendwo bei der Tiefgarage“, weiß Kollege Ostermayr. „Ich verpfeif keinen!“, ruft der Textchef Herrn Ebeling zu, als der schon fast zur Tür raus ist.

„Wie wird man eigentlich Suchtbeauftragter?“, fragt Frau Müller-Lundgau ins Rund, der Chef unterbricht Manfred beim Luftholen, legt den Arm um seine Sekretärin, schenkt noch ein halbes Gläschen nach und seufzt: „Erfahrung, Lundi, Erfahrung.“ Und dann erzählt er den Witz mit dem Journalisten, den zwei Haien, dem Rückrad und der Fettleber. Alle Lachen höflich. Dann ist es endlich Drei.

Feierabend!

.............................................Ratsch!
Links zum Thema:

Journalistenwitze:

http://www.e-print-publishing.de/service/journalistenwitze.htm

Alkohol am Arbeitsplatz:

http://home.t-online.de/home/ilona.Buehring/arbeit.htm

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