Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Montag, 1. Juni 2009
Wassermusik-ein Abend auf der Elbe

Wäre der Kahn gestern gesunken, es wären sang und klanglos viele klingende Namen der Hamburger Literaturszene untergegangen. Doch, gottlob, die Planken trugen und es gab einiges an Sang und Klang zu hören. Die Gastgeberin hatte zum Geburtstag auf dem Wasser zwei DJs engagiert, die Barkasse „Hedi“ in eine Disko zu verwandeln. Die beiden Herren, ebenfalls der schreibenden Zunft zuzuordnen, überzeugten mit erstaunlichen Crowdpleaser-Kenntnissen und begeisterten mit Hitverständnis.

Unter königsblauem Sommerabend tuckerten wir hinein in die Abendröte und dann durch die Nacht und ich bin diese Wege schon öfter gefahren aber noch nie mit Musik. Durch die engen Kanäle zwischen den alten Backstein-Speicherhäusern zu schippern und dabei Screamin Jay Hawkins „I put a spell on you“ zu hören ist ein gänsehäutiges Erlebnis. Es macht großen Spaß die in der Abendsonne glänzende Elbphilharmonie-Baustelle zu umrunden, während Peter Fox vom „Haus am See“ singt.

Eher verhalten war die Freude der Anwohner in der Hafencity. Obwohl wir gerade Jan Delay feierten („…ja ich sag Jan Delay, Digger was geht ab, verdammt cool war ein Hanseat, der Chefstyler, der Headliner…“) schauten die Menschen doch eher mürrisch von ihren Balkonen. Verständlich, da kauft man sich für 1,5 Millionen eine Eigentumswohnung, und täglich wenden ungezählte Barkassen, Benzin rülpsend, im Hafenbecken vorm Wohnzimmerfenster, Betrunkene winken einem zu.

Schipperschipperschwingalingding, vorbei an der Hafenstrasse („Fuck off Vattenfall“) raus „aufs Meer“, wie wir Zugereisten vom Bodensee gerne sagen, wenn uns der Wellenschlag mitreißt. Da draußen forderte der Dancefloor ganz besondere Skillz! Es wogte ganz herrlich, sogar sonst eher steife Tänzer bewegten sich ansehlich geschmeidig über die Planken. Der Wellengang half beim auf und ab. Leider aber nicht beim vor und zurück. Der ein oder andere Dancemove lief da schon mal ins Leere und der Tänzer hinterher.

Rundrum glitzerten die Wellen, drinnen funkelte die Diskokugel und plötzlich wehklagende Posaunen über dem Wasser, donnernde Pauken, flirrende Klarinetten… die Fanfare Ciocărlia spielten für uns auf und die Elbe wurde zur schwarzen Donau. In der Ferne leuchteten uns schon die Lichter von Sulina.

http://www.frauhedi.de/