Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Freitag, 13. März 2009
Bis hierhin und weiter

Ich werde heute 40 Jahre alt. Ich kann nicht behaupten dem Thema besonders entspannt gegenüber zu stehen, 40, das klingt mir zu sehr nach Halbzeit. „Wenn überhaupt!“ ruft der Pessimismus. Und die Ironie flüstert: „ich gebe zu, es hat nicht nur Vorteile älter zu werden.“

Ich habe in den vergangenen Wochen viel nachgedacht, über die vierzig Jahre die bislang mein Leben sind, über meine Haltung zum Älter werden. Ich fühle mich gar nicht Vierzig. Wie fühlt sich Vierzig eigentlich an? Bin ich jetzt alt? Mittlerweile glaube ich, dass nur der wirklich altert, langsam einschläft, in Langeweile und Lethargie versinkt, der anfängt die Erwartungen ans Älterwerden zu erfüllt. Die Erwartungen anderer Menschen ans Älterwerden, wohlgemerkt.

Aber droht da nicht die Berufsjugendlichen-Falle? Skateboard-Pionier Titus Dittmann (60, der muss es ja wissen) erklärte es am vergangenen Wochenende in der F.A.S. so: „ Der Begriff „Berufsjugendliche“ wird nur noch von älteren Semestern benutzt, die den Wandel unserer Gesellschaft noch nicht bemerkt haben.“ Immer weniger definieren wir uns über das Alter, so Titus, Zugehörigkeit und Akzeptanz werde in erster Linie durch die Glaubwürdigkeit in Bezug auf Lebenseinstellung und Lebensstil geschaffen, entkoppelt von der biologischen Uhr. Ein so tröstlicher wie treffender Gedanke.

Bliebe der Rückblick. Wie war sie denn jetzt, die erste Halbzeit?
Ich habe die Liebe meines Lebens gefunden, den einen Menschen, dass ist das Allerwichtigste, ich bin nicht mehr allein. Ich bin alles geworden, was ich werden wollte (außer Posaunist in einer Ska-Band, aber es ist ja noch Zeit). Sorgen, Nöte, Ängste? Ja, aber nichts Weltbewegendes. Nichts was nicht zu meistern wäre, nichts was nicht zu ändern wäre. Angst habe ich sowieso keine mehr. Ich bin immer noch sehr ungeduldig mit allem und jedem (und mir selbst) und gebe gerne mal die große Diva („Diener! Man schließe die Vorhänge! Sofort!“).

Heimlich schwärme ich nämlich schon lange für eine Diktatur, zur Not gäbe ich mich auch mit einer Monarchie zufrieden: Herr Paulsen, der König von Deutschland, bestimmt alles. Zum Wohle des gemeinen Volkes! Die Menschen die mich kennen, kennen das schon und tanzen natürlich nur in den allerunwichtigsten Angelegenheiten nach meiner Pfeife und auch nur damit mal Ruhe ist, ist ja nicht zum Aushalten sonst. Das ist ein großes Glück: Ich habe einen Freundeskreis, ich habe Menschen gefunden, die mich nehmen wie ich bin, die mich inspirieren, wir sind füreinander da.

Das ist also alles sehr gut gegangen bis hierhin. Warum genau hatte ich noch mal ein Problem mit den Vierzig? Ich hab es schon vergessen. Muss das Alter sein. Weiter geht es.