Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Sonntag, 15. Februar 2009
Herr Paulsen schreibt einen Brief (11). Heute: an die Karsten Jahnke Konzertdirektion GmbH

Es muss ganz einfach so sein: Sie mögen keine Musik, Karsten Jahnke Konzertdirektion GmbH,

und die Musiker die Sie als Veranstalter betreuen auch nicht. Und Ihr Publikum schon mal gleich garnicht. Zumindest am gestrigen Abend entstand dieser Eindruck in Hamburg und es ist auch anders nicht zu erklären, dass Sie die Funk-Legende Tower of Power und den legendären Funkbrother Maceo Parker mit Band ausgerechnet in der Mehrzweck-Schulaula-Turnhalle des Grauens-CCH auftreten ließen.

Das Concress Centrum Hamburg und seine Räume mögen als Mahnung und Mahnmal für kommende Generationen von Architekten und Akustikern dienen, als Ort für Konzertveranstaltungen ist das CCH hingegen ungeeignet. Das, Karsten Jahnke Konzertdirektion GmbH, pfeifen die Hamburger Spatzen hörbar von den Dächern der alten Hanse, hörbarer jedenfalls als die Musik, die gestern zwischen Waschbeton zerbröselte.


Hier stirbt Musik! Das CCH in Hamburg

Insgesamt klangen Maceo Parker und Tower of Power so, als lausche man dem Konzert aus einem Mono-Transistor-Radio, dass in einen geschlossenen Schuhkarton verpackt, in die hinterste Saalecke geschmissen wurde. Drei Stunden spielten die Funk-Götter gegen den Schuhkarton an und den Saal dabei leer, es war schlicht kaum zu ertragen. Unerhört.

Wer aber sein Gemütchen an einem kühlen Bier temperieren wollte, für den fingen die Probleme erst richtig an. Bier war jedenfalls gestern keine Lösung. Mineralwasser leider auch nicht. Ich wüsste gerne, ob es Ihre Idee war, Karsten Jahnke Konzertdirektion GmbH, oder die des Catering-Unternehmens Stockheim selbst: für geschätzte 1.500 Konzertbesucher exakt drei Zapfhähne für Bier und Mineralwasser zur Verfügung zu stellen, von denen ein Zapfhahn nach der Pause schloss, in der letzten Stunde war dann sogar nur noch ein Zapfhahn offen. Bei sinkenden Besucherzahlen bedeutete dies gleich bleibend mindestens 40 Minuten um jede Getränkebestellung anzustehen. Gut dass der Abend, inklusive Pause, vier Stunden dauerte. Wollten Sie am Ende gar kein Geld verdienen, oder waren Ihnen die Besucher dieser Veranstaltung schlichtweg egal?

Ihre Respektlosigkeit, Ihre Lieblosigkeit gegenüber Musik, Musikern und Publikum war zumindest am gestrigen Abend bemerkenswert. Umgekehrt ist es die Liebe zur Musik, die mich, als mündigen und wissenden Konzertgänger, trotzdem immer wieder mal ins CCH treibt, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Nach diesem Abend ist es aber endgültig:
I ain´t gonna play CCH no more.

verärgert,

Paulsen

PS: Tower of Power und Maceo Parker spielen noch heute (15.02) in Berlin und am Montag (16.02) in Dortmund. Möge den Funk-Giganten und ihrem Publikum wenigsten dort noch die gebührende Akustik gegönnt sein.