Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Sonntag, 30. Dezember 2007
Gegen gute Vorsätze: Herr Paulsens kleine Neujahrsansprache aus der Nichtraucherhölle

Ja, Hallo erstmal, ich heiße Paulsen und bin seit 91 Tagen rauchfrei. In dieser Zeit habe ich 1837 Zigaretten nicht geraucht und dadurch bis heute 440,80 Euro gespart. Sollten Sie vorhaben aufgrund der nun auch in Hamburg ab 01.01.2008 in Kraft tretenden Nichtraucherschutzgesetzen mit dem Rauchen aufzuhören, oder sollte Ihnen der Jahreswechsel einfach nur als günstiger Zeitpunkt für den Ausstieg aus der Rauchsucht erscheinen, dann kann ich Ihnen nur eines raten: lassen Sie es.

Ich lebe seit 91 Tagen in der Nichtraucherhölle, bin Opfer falscher Verheißungen und abgeschmackter Propaganda der Nichtraucherlobby. Alles Lüge, das können Sie mir glauben. Ich fühle mich kein bisschen gesünder, ich habe kein Milligramm mehr Lungenvolumen als zuvor. Ja gut, vielleicht schmecke und rieche ich jetzt ein bisschen besser, dieser Vorteil ist aber auch nicht gerade abendfüllend. Füllend ist ein gutes Stichwort! Ich werde nämlich immer fülliger, seit ich mit dem Rauchen aufgehört habe, ich werde dick und dicker. Und ich spreche hier nicht von so einem Gérard Depardieu-dick sondern eher von einem Reiner Calmund-fett. Zurzeit arbeite ich an meinem dritten Kinn. Ich bin so dick, ich habe Angst dass mir bald meine Augen zuwachsen.
Ich hab immer son Hunger.

Und noch was: keiner dankt Ihnen den Entzug! Bisschen Schultergeklopfen in der ersten Woche dann kommt nix mehr! Selbst die liebende Lebenspartnerin verweigert nach drei Wochen die tägliche Lobpreisung der Nichtraucherstandfestigkeit. Sie sind alleine mit Ihren Problemen und Suchtattacken. Ja, die Suchtattacken! Hören nach 10 Tagen auf, sagte man mir. Spätestens nach 25 Tagen. Nach 50 Tagen, ganz sicher. Zurzeit erklärt man mir ich sei nach 100 Tagen attackenfrei. Hier Leute: der Mittelfinger! Mich verarscht keiner mehr! Es wird ein bisschen besser, manchmal denke ich einen Tag nicht an Zigaretten. Wenn dann aber nach dem Essen der Espresso kommt, vielleicht sogar noch schön mit Schnapes, ich sage Ihnen: da brennt der Rauchmelder!

Merken Sie was? Ich komme richtig in Fahrt. Auch so eine „Nebenwirkung“ der Rauchentwöhnung. Ich bin dünnhäutig geworden, werde schnell laut, ich hab dauernd Puls. Neulich brüllte ich (völlig zu recht) die Rezeptionistin eines Nepper-Schlepper-Bauernfänger-Hotels derartig an, dass ihre Haare in meinem Atemwind flatterten. Wenigsten war der Atem minzfrisch.

Apropos minzfrisch. Es gibt eine einzige Wahrheit unter den Lügenbergen der Nichtraucherlobby: Raucher stinken. Aber so was von. Stört mich wahnsinnig. Der Rauch nervt ungemein. Gott ist mein Zeuge: das habe ich nicht gewollt. Ich wollte ein souveräner Nichtraucher werden, der locker über anderer Leute Rauch hinweg riecht. Ich bin ein spießiger Naserümpfer geworden und weil ich so fett bin, werde ich jetzt auch noch so ein Sport-Idiot, der sich Abends in entwürdigenden Laufklamotten seinen Weg durch den städtischen Feierabendverkehr bahnt, auf der Suche nach drei Metern zusammenhängender Grünfläche.

Arrrgh!!!

Ich werde trotzdem nicht wieder rauchen. Weil ich die Wahrscheinlichkeit meines verfrühten Ablebens minimieren möchte, ich lebe gerne. Und weil ich mein Selbstwertgefühl zurück habe.

PS:
Sollten Sie nach Lektüre des Beitrages immer noch vorhaben, mit dem Rauchen aufzuhören, dann lesen Sie den Beitrag noch mal und genießen Sie dabei eine weitere Zigarette.
Oder sie gehen direkt zu rauchfrei-online.de. Stören Sie sich nicht am trutschigen Internetauftritt und meiden Sie das zugehörige Forum („Du, ich drück Dich mal ganz fest:*knuddel*“), dann kann rauchfrei-online ihnen ein gutes Werkzeug bei der Rauchentwöhnung sein. Nachdem Sie ein paar Fragen beantwortet haben steht Ihnen rauchfrei-online, täglich frisch und auf Ihre persönliche Entzugs-Situation zugeschnitten, mit Rat und wissenswerten Informationen zur Seite. Features wie den Zigarettenzähler, die Entwöhnungsuhr und den Geldzähler schätze ich als ermutigende Gimmicks. Die private Initiative ist kostenfrei, nach ein paar Wochen wird höflich um eine Spende angefragt, das ist aber kein muss.
Viel Erfolg wünsche ich!
Und ansonsten, leider: siehe oben.