Dem Herrn Paulsen sein Kiosk
Montag, 7. Mai 2007
Meine Generation

Ich hatte Chaos, Tränen und Nervenzusammenbrüche erwartet. 40 Kinder bevölkern Saal und Garten, dazwischen 60 Eltern, die entspannt das Frühstücksbüffet plündern. Außer uns gibt es nur noch zwei weitere kinderlose Paare auf der Geburtstagsfeier, wir sitzen und staunen. Überall wuseln kleine Wesen, mit großer Ernsthaftigkeit werden Sandkästen umgegraben, mit eingeklemmten Zungen Bilder gemalt, größere Rotten fallen über Nutellagläser her, die Pfannkuchen sind der Renner, das Eis schmeckt auch mit Sandkörner-Panade. Kein Geschrei, kein Geheule, gelassene Eltern mit Spuren von erbrochener Milch auf den Schultern trinken Sekt und reden. „Habt ihr auch Allergien?“ „Ja, Leander ein bisschen.“

Meine Generation. Weit weg von mir. So erwachsen. So ernsthaft. Wie entspannt diese Menschen sind. Wie entspannt ihre Kinder sind. Diese außergewöhnliche Häufung von Eltern und Kindern lässt auf neue Erziehungsmodelle schließen. Es wird nicht geschrieen, es wird nicht gedroht, es wird erklärt, besänftigt und auch mal ignoriert, alles geschieht mit einer souveränen Beiläufigkeit, es scheint mir ein geübtes Loslassen, das allen gut tut. Die größeren Kinder sind selbstbewusst, kein „fremdeln“, sie äußern sich, sind kritisch. Meine besten Clown-Nummern kommen hier nur so mittel an. Ist das heute so? Ist Eltern sein heute so? Kind sein heute so? Wenn das so ist, dann freut es mich sehr. Dann macht die das besser, meine Generation, und es ist mir nicht bange um die kommende Generation.